Ellen Dietrich
"Mein Paradiesgarten in Gengenbach"

Einstige Reichsabtei der Benediktiner  | Foto: Peter Martens
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Ortenau (st). Im Bildband „Der Himmel über der Ortenau“ schreiben Persönlichkeiten über ihre Lieblingsplätze. Wir stellen einige Beiträge vor. Hier erzählt die in Gengenbach lebende Ellen Dietrich, Mitglied des Historischen Vereins, Journalistin und Referentin für Bildjournalismus in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Früheren Benediktinerabtei

Vielleicht ist das Unvorhergesehene vorbestimmt. Nie hätte ich mir träumen lassen, eines Tages hier zu wohnen, im Haus meiner Vorfahren, vor 200 Jahren erbaut. Magisch zieht mich der Garten der früheren Benediktinerabtei an. Der Frühling beginnt mit einem Vogelkonzert im rosa Magnolienrausch. Im Sommer schweben um Marienbrunnen, Prälatenturm und Kräutergärtchen Duftwolken aus Rosen, Lavendel und Rosmarin mit Bienengesumm. Im Abendlicht tanzen Zitronenfalter.

Missionar Pirmin

Alles begann mit dem Missionar Pirmin, der mit seinen Getreuen, auf beiden Seiten des südlichen Rheins, mehrere Klöster gründete. Um 725 organisierte er auch das Kloster Gengenbach nach der Regel des heiligen Benedikt: Ora et labora et lege. Bete und arbeite und lies. Die Mönche hatten die Bibel und die Schatztruhe des antiken Wissens im Gepäck. Sie brachten Bildung und Kultur in die Region.

Bezaubernden Oase

Wenige Schritte sind es vom Marktplatz zur bezaubernden Oase mit der einstigen Abtei. Ihr Garten war für die Benediktiner Luftraum, Muße, Inspiration, dazu Experimentierfeld für Küche und Apotheke. Im Dreißigjährigen Krieg gab es vielfach Zerstörung und Plünderung. 1689 wurden Kloster und Stadt erneut verbrannt. Die Gemeinschaft erlitt den Niedergang durch eigenes Versagen und die Reformation. Stets gelang ein Neustart.

Kirchturm St. Marien

Das nach 1700 barock angelegte Areal verströmt Energie und Harmonie. Vom Kirchturm St. Marien erklingt viertelstündlich die Glocke, wie ein Herzschlag. Die Äbte und Mönche wurden in und um die Kirche bestattet. Gräber und eine Gruft entdeckte man an der Klostermauer.

Naturforscher Heinrich Sander

Den erhabenen Bezirk der Reichsabtei betrat im Herbst 1781 der Naturforscher Heinrich Sander. Er lobte den Abt und notierte: „Er studiert noch immer sehr fleißig, lebt sehr mäßig und hält seine Religiosen streng in der Ordnung. Die Geistlichen sind zugleich alle Pfarrer in der Stadt und in den Thälern. Die Patres spielen beim Hochamt die Orgel und die Violin. Beim Essen im Convent wird die Bibel, das Ius Canonicum und wirklich die französische Geschichte vorgelesen“. Der protestantische Theologe bestaunte Mirabellen-, Feigen- und Orangenbäume, einen Wasserfall, Gewächshaus, Bienenzucht und die Schmetterlings- Sammlung. Er sah die Bibliothek, 4 Weinkeller, Ställe mit 18 Pferden, 18 Ochsen und 18 Kühen, Schweine, Tauben. Das Kloster war ein Kraftzentrum und bis 1807 wichtiger Arbeitgeber. Dann mussten die Benediktiner auf staatlichen Befehl Gengenbach verlassen.

Viele Geheimnisse

Ihr Schöpfungswerk lebt weiter, in Kultur und Wissenschaft, im Naturschutz, Weinbau, nachhaltiger Land und Forstwirtschaft, in der Treue zum christlichen Glauben. Mit Liebe gepflegt wird der Garten. Die Erde dort birgt noch viele Geheimnisse.

Einstige Reichsabtei der Benediktiner  | Foto: Peter Martens
 „Der Himmel über der Ortenau“: 280 Seiten, Querformat, Hardcover, ISBN: 97-946225-03-4

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