"Heraus, heraus", in Haslach feiert man den Storchentag
Bei den Feierlichkeiten blickt man am 22. Februar auf eine lange Tradition zurück

Auch am Rathausfenster klopft der Storchenvater Alois Krafzcyk, umringt von vielen Haslacher Kindern, an. | Foto: Stadt Haslach
  • Auch am Rathausfenster klopft der Storchenvater Alois Krafzcyk, umringt von vielen Haslacher Kindern, an.
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  • hochgeladen von Laura Bosselmann

Haslach (cao). Der Storchentag wird seit 375 Jahren gefeiert und ist einer der bekanntesten Bräuche im Kinzigtal. Am 22. Februar zieht Storchenvater Alois Krafzcyk wieder umringt von vielen Kindern durch die Innenstadt. "Heraus, heraus, Äpfel un Bire zum Lade raus... ", schallt es dann lauthals, so wie es das Brauchtum vorgibt, durch die Straßen und Gassen.

Die Kinderschar folgt dem Storchenvater mit seinem Storchenzylinder von Haus zu Haus. "Mit dem langen Stock klopft er an die Fenster. Die Bewohner warten schon mit gefüllten Körben, um den Kindern die Gaben herabzulassen", heißt es in der Geschichte. Und das Schönste sei, dass die Bewohner von ihren Fenstern aus Butterbrezeln auf den Stock des Storchenvaters fädeln. "Die Leute geizen nicht mit Brezeln, Orangen oder Süßigkeiten. Es gibt kaum ein Haus, bei dem niemand öffnet", sagt der Storchenvater. "Es reicht für alle. Die Kinder teilen oft und die älteren nehmen Rücksicht auf die jüngeren". Seit 33 Jahren ist Alois Krafzcyk Storchenvater und übt dieses Amt nach wie vor voller Stolz aus. "Ich habe sofort ja gesagt", erinnert er sich, als der damalige Bürgermeister Josef Rau ihn fragte, ob er die Nachfolge des verstorbenen Erwin Matt antreten wolle. "Als Kind habe ich selbst voll Respekt zum Storchenvater hochgeschaut", blickt Krafzcyk gerne zurück.

"Glaubt man der mündlichen Überlieferung, dann ist ein Gelübde der Grund für den Haslacher Storchentag", erklärt dazu die Stadt Haslach. Die Überlieferung besagt, dass zur Mitte des 17. Jahrhunderts eine Vernichtung der Ernte durch eine schwere Ungezieferplage und in der Folge eine Hungersnot gedroht hätten. In ihrer großen Not hätten die Haslacher nun den Himmel um Hilfe angefleht. Im Falle einer Rettung würden sie künftig alljährlich zu „St. Peters Fest“ Kinder und alten Leute zu beschenken. Das Flehen wurde erhört. In Scharen seien Störche gekommen. Sie hätten das Ungeziefer gefressen und die Hungersnot so abgewendet. Seitdem wird der Storchentag gefeiert. Ein Nachweis im Haslacher Stadtarchiv belegt zudem, dass Johann Jakob Arguin im Jahr 1643 „zwölf Kreuzer erhalten (habe), weil er den Storchen geklopfet“. Es wird vermutet, dass er der erste Haslacher Storchenvater war.

In diesem Jahr hat sich die Wegstrecke im "Eichenbachgebiet" laut einer Pressemitteilung des Bürgermeisteramtes verkürzt. Die Allmendgasse, Seiler-, Alte Eisenbahn-, Königsberger- und Teilstücke der Ring- und Hofstetter Straße fallen weg. Die Kinder der Klassen eins bis sieben haben am Storchentag ab 11 Uhr schulfrei. "Wir freuen uns, dass dieses Brauchtum so positiv vom Heinrich-Hansjakob-Bildungszentrum begleitet wird", dankt Bürgermeister Philipp Saar. Der Strochenvater stattete den Schülern bereits vor dem Festtag einen Besuch ab. "Die Kinder wissen sehr viel um die Bedeutung und Besonderheit des Storchentags", freut er sich. Schließlich sei es ein Fest der Haslacher Schuljugend. Der Storchentag beginnt um 12 Uhr bei der Mühlenkapelle mit dem Gebet des "Englischen Grußes".

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