Interview
José F. A. Oliver über die Änderungen beim 26. Lese Lenz

José F. A. Oliver | Foto: Privatarchiv Oliver

Hausach Die Vorbereitungen für den 26. Lese Lenz laufen auf Hochtouren. Dieses Jahr gibt es aber einige Änderungen beim renommierten Literaturfestival in Hausach, wie Initiator und Kurator José F. A. Oliver im Interview berichtet.

Wann findet das Literaturfestival diesmal statt?
Der Hausacher Lese Lenz ist zweigeteilt. Wir haben ein erstes verlängertes Wochenende, den Sommer-Lenz vom 14. bis 19. Juli, und den Herbst-Lenz vom 6. bis 8./9. Oktober.

Warum zwei Termine?
Es ist eine Antwort auf die veränderten Wirklichkeiten nach der Pandemie. Es war wichtig, neue Akzente zu setzen und Perspektiven zu entwickeln, die Antworten geben auf unsere Zeit. Wir sind das ganze Jahr über dadurch noch präsenter, wo es um Literatur und ihre Vermittlung geht. Viele Autorinnen und Autoren – wie überhaupt viele Kunstschaffende – mussten noch zusätzliche Möglichkeiten suchen, ihr Dasein zu finanzieren. Deshalb haben mehr Kolleginnen und Kollegen weitere, sogenannte „Brotjobs“ angenommen und sind zeitlich nicht mehr so flexibel wie vor Corona, um das einfach einmal so zu bezeichnen. Viele unter ihnen können – und wollen – nur an Wochenenden lesen. Ein Beispiel für diese anderen Lebenswirklichkeiten, insofern waren neue Konzepte dringend geboten

Was sind darüber hinaus die wichtigsten Neuerungen?
Wir haben die Dauer der Stipendien verändert. Statt den dreimonatigen Aufenthaltsstipendien schreiben wir nun drei Stipendien für einen Zeitraum von sechs Wochen aus und erhöhen das Stipendiengeld kräftig. Damit können sich wieder mehr Autorinnen und Autoren bewerben. Dann werden wir im Herbst den ersten Lese-Lenz-Kinder- und Jugendliteraturpfad einweihen. Ein Angebot, besonders auch für Familien. Der Pfad, auf dem Vieles zu entdecken sein wird, ist Erich Kästner gewidmet, seinem Leben und Werk. Schön, dass wir dafür auch das Kästner-Museum in Dresden als Kooperationspartner gewinnen konnten. Dieser „Erich Kästner Weg“, Erich Kästner hasste Bindestriche, deshalb ohne, wird sicherlich auch eine touristische Attraktion für die Region und den Schwarzwald. Geplant ist er für ein ganzes Jahr, dann wird der literarische Entdecker-Parcours im Oktober 2024 einer anderen Autorin oder einem anderen Autor aus dem Bereich Kinder- und Jugendbuch gewidmet sein.
Wir haben auch eine neue Publikation, die „poetischen blätter“ und beschäftigen uns verstärkt mit Übersetzungen, zwei neue Formate.

Was ist Ihr persönliches Highlight?
Es mag jetzt vermessen klingen, was ich sage werde, dennoch: Mein Highlight ist der Lese Lenz und sein vielfältiges Angebot selbst. Immer wieder anders, immer wieder neu, immer wieder mit seiner eigenen Geschichte im Dialog stehend.

Welche Rolle kann Künstliche Intelligenz bei einem Literaturfestival spielen?
Wir bieten in diesem Jahr zum zweiten Mal eine Schreibwerkstatt für Schülerinnen und Schüler an, die sich mit Sprache und Literatur im digitalen Raum auseinandersetzt, sind also dabei, hinsichtlich der KI eigene Räume der Auseinandersetzung mit ihr zu öffnen. Die Fragestellungen liegen auf der Hand: Wie viel Macht überlassen wir den Maschinen, auf dem Weg, wenn ich das so bezeichnen darf, auf dem Weg zum „perfekten Menschen“, der zum „DAS M-Mensch“, das dann über alles selbst und damit über uns entscheidet … Wir müssen uns der KI stellen, mehr denn je. Wir hinken furchtbar hinterher: die Politik, die Gesellschaft, die Kultur und damit auch die Literatur.

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