Christina Obergföll engagiert sich
Leistungsstark im Sport und Ehrenamt

Christina Obergföll ist eine engagierte Frau: Ob Sport oder Förderverein für krebskranke Kinder, sie gibt immer 100 Prozent. | Foto: Michael Bode
  • Christina Obergföll ist eine engagierte Frau: Ob Sport oder Förderverein für krebskranke Kinder, sie gibt immer 100 Prozent.
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Hohberg. Als Johannes Vetter in Tokio warf und am Bodenbelag scheiterte, litt sie unübersehbar mit – auch wenn zwischen ihrem letzten großen Wettkampf und den diesjährigen Olympischen Spielen einige Jahre liegen. "Ich konnte seinen Frust wirklich nachvollziehen", sagt Christina Obergföll. "Allerdings ging es bei mir schneller vorbei als bei ihm", stellt sie mitfühlend fest, da sie nur Zuschauerin gewesen sei.

Fünf Jahre ist es her, dass sie ihre Karriere als aktive Athletin beendet hat. Bis auf olympisches Gold hat die 40-Jährige alles erreicht, was möglich war. "Ich habe bereits mit sechs Jahren in der Leichtathletik angefangen", erzählt die gebürtige Mahlbergerin, die heute mit ihrer Familie in Hohberg lebt. Anfangs trainierte sie Drei-, später dann Siebenkampf. Mit 16 Jahren spezialisierte sie sich auf Speerwurf, zu dieser Zeit trainierte sie bereits bei der LG Offenburg.

Dass sie Talent hatte, bewies Christina Obergföll schon früh, als deutsche Jugend- und Juniorenmeisterin. Ab 2005 nahm ihre Karriere an Fahrt auf: Nach Silber bei den Weltmeisterschaften in Helsinki mit einem 70-Meter-Wurf folgten Silbermedaillen bei Olympia in Peking und London. Unvergessen das Gold 2013 bei der Weltmeisterschaft in Moskau. "Das war der Moment, der meinen Mann seinen Nachnamen gekostet hat", erinnert sie sich und lacht. Eigentlich sei dies ein Scherz zwischen ihnen beiden gewesen, der seinen Weg in die Presse gefunden habe. "Da gab es kein Zurück mehr." Aus Boris Henry, selbst Speerwerfer und seit 2008 auch ihr Trainer, wurde Boris Obergföll.

Das erste Kind kam ein Jahr nach der Hochzeit auf die Welt. "Ich wollte auf jeden Fall wieder in den Sport einsteigen", erzählt Christina Obergföll. "Die ersten 80 Prozent der Leistungsfähigkeit wieder zurückzubekommen, ging schnell, aber die letzten Punkte für die Weltklasse zu erreichen, war unglaublich schwer." 2016, nachdem sie bei Olympia in Rio als beste Deutsche den achten Platz belegt hatte, trat sie zurück. "Die Umstände damals haben mir die Lust am Sport genommen und ich wollte nicht den Absprung verpassen. Nicht dass noch jemand sagt: 'Oh Gott, die wirft ja immer noch.'"

Berufliche Aussicht erleichtert Abschied

"Mir hat geholfen, dass ich wusste, wie es beruflich bei mir weitergeht", sagt sie. Seit 2013 arbeitet sie für die Barmer, war aber für den Sport freigestellt. "Es war klar, dass ich dort einsteigen konnte, ich glaube, sonst wäre es schwierig geworden." Hinzu kamen einige wenige Ausflüge in die Welt des Fernsehens, über die sie heute lacht. 2017 bekam sie ihren zweiten Sohn und widmete sich nicht nur ihrem Beruf, sondern auch einem ihrer Lieblingsprojekte. "Über die Edeka-Weihnachtsaktion bin ich zu dem Förderverein für krebskranke Kinder in Freiburg gekommen", erzählt sie. Werner Kimmig, Fernseh-Produzent aus Oberkirch und sehr engagiert in dem Verein, verpflichtete sie 2007, die Gewinner zu ziehen. Beim damaligen Abendessen mit den Sponsoren sprach sie Bernd Rendler an, ob sie den Verein nicht öfter unterstützen wolle. Die Sportlerin sagte zu, auch weil ihr gefiel, dass die Spenden unmittelbar den Projekten zu Gute kommen. "Am Anfang ging es mir nicht so nah", erzählt sie, wie ihr Interesse und Engagement immer größer wurden. "Dann besuchte ich die Kinderklinik." Da sei ihr bewusst geworden, wie wichtig die Arbeit des Vereins sei. Seitdem ist die Hohbergerin unermüdlich für den Verein engagiert. Wie beim Ursapharm-Speerwurfmeeting in Offenburg, bei dem sie und ihr Mann 5.000 Euro für ihr Herzensprojekt sammelten. "Meine Kinder sind gesund, toi, toi, toi. Aber allein der Gedanke, was diese Diagnose bedeutet, reicht aus, um mich zu engagieren", stellt sie fest. "Der Förderverein ist eine sehr familiäre Gemeinschaft, ich durfte schon tolle Veranstaltungen begleiten."

Für ihre sportlichen Erfolge, aber auch für ihren ehrenamtlichen Einsatz wurde Christina Obergföll in diesem Jahr der Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg verliehen. "Ich war ganz überrascht", gibt sie zu. "Die Rede von Ministerpräsident Kretschmann war sehr persönlich und wertschätzend." Wer sie für die Auszeichnung vorgeschlagen hat, ist ihr noch nicht bekannt, die Ehre, die sie bedeutet, schon: "Es gibt nur 1.000 Lebendige, die diesen Orden tragen." Christina Großheim

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