Im Gespräch mit Björn Wergen
Pilze brauchen Wärme und auch Feuchtigkeit

Björn Wergen  | Foto: Pilzlehrschau Hornberg

Ab Mitte Juli zieht es Pilzesammler in den Wald. Stadtanzeiger-Redakteurin Christina Großheim sprach mit Björn Wergen, Leiter der Schwarzwälder Pilzlehrschau in Hornberg, über den bisherigen Verlauf der Pilzsaison.

Ist 2017 ein gutes Pilzjahr?
Bisher sieht es sehr gut aus. Wenn es Mitte Juli regnet, kommen ab August die Täublinge und Röhrlinge. Viele von denen sind essbar und werden gerne gesammelt. Das Pilzjahr ist grundsätzlich abhängig vom Zusammenspiel von Wärme und Feuchtigkeit in Form von Regen. Gibt es warme Temperaturen und genug Feuchtigkeit, dann finden wir in allen Biotoptypen entsprechend viele Pilzarten.

Welche Arten gedeihen gut?
Besonders gut geht es dem Flockenstieligen Hexenröhrling und dem Schönfußröhrling, beide Arten sind bei uns im Schwarzwald häufig schon ab Mitte Juli zu finden.
Gibt es Pilzarten, die mittlerweile gefährdet sind?
Die gibt es. Gefährdete Pilzarten sind grundsätzlich mit einem ebenfalls gefährdeten Biotop oder einer gefährdeten Pflanze kombiniert. Ein gutes Beispiel sind immer die Saftlinge, Hyrocybe, auf den Magerwiesen. Die mageren Wiesen sind bedroht durch zuviel Nährstoffeintrag durch die Landwirtschaft. Das Biotop geht deutlich zurück, die Pilze ebenfalls.

Was gilt es zu beachten?
Es gibt viele Dinge, die man als Pilzsucher beachten sollte, das fängt beim passenden Sammelgefäß an und hört bei der Zecke auf. Im Schwarzwald sind Zecken zuweilen mit dem FSME-Erreger infiziert und übertragen diesen auf den Menschen, was zu einer Hirnhautentzündung führen kann. Eine Impfung ist daher allen zu empfehlen, die sich häufiger im Wald aufhalten. Generell sollte man als Pilzsucher eine entsprechende Kleidung tragen: gutes Schuhwerk, lange Hosen, dazu Schutzmittel gegen Zecken, ein Taschenmesser, eine Lupe und das genannte Sammelgefäß, der luftige Korb. Pilze dürfen niemals in Plastiktüten gesammelt werden, darin können sie gequetscht werden, die Fruchtkörper werden schnell matschig und zersetzen sich auf dem Weg nach Hause.

Wo lässt man seine gefundenen Pilze am besten begutachten?
Bei der Schwarzwälder Pilzlehrschau, die Telefonnummern stehen auf unserer Webseite www.pilzzentrum.de. Es gibt auch eine Liste aller Pilzsachverständigen, sortiert nach Postleitzahl, auf der Webseite der Deutschen Gesellschaft für Mykologie, der DGfM, www.dgefm-ev.de.

Gibt es durch den Klimawandel neue Pilzarten in der Region?
Das lässt sich nicht pauschal sagen, Pilzarten wie der Blaue Rindenpilz oder der Kaiserling wurden schon immer vor allem in Süddeutschland gefunden. Ob sie nun heimisch sind, ist nicht eindeutig zu klären. Durch den Klimawandel, also generell etwas höhere Temperaturen, erscheinen die besagten Pilze häufiger und werden als "heimisch" bezeichnet.

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