Auftakt-Workshop
Kappelrodeck startet in die kommunale Wärmeplanung

Auftaktveranstaltung zur kommunalen Wärmeplanung im Rathaus Kappelrodeck | Foto: Gemeinde Kappelrodeck
  • Auftaktveranstaltung zur kommunalen Wärmeplanung im Rathaus Kappelrodeck
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Kappelrodeck (st) Mit einem verwaltungsinternen Auftakt-Workshop ist die Gemeinde Kappelrodeck laut einer Pressemitteilung in die kommunale Wärmeplanung gestartet. Der Gemeinderat hatte demnach Ende Januar den Auftrag für die Begleitung der kommunalen Wärmeplanung an die Badenova vergeben, nachdem die Gemeindeverwaltung Ende 2024 die Zuschüsse in Höhe von 30.000 Euro für das 35.000 Euro teure Projekt nach Kappelrodeck geholt hatte.

Wunsch und Wirklichkeit

„Konkretes Potenzial hatten wir beim Neubaugebiet Gässelsmatt gesehen. Dort hätte man Synergien im Bau nutzen können und die Abnahme wäre verpflichtend gestaltbar gewesen, und auch für eine Heizzentrale hätten wir Platz gehabt. Und darüber hinaus hätten wir in den Sommermonaten eine Wärmeabnahme über unser Schwimmbad garantieren können. Dass selbst unter diesen optimalen Rahmenbedingungen kein Nahwärmenetz umsetzbar war, zeigt dass Wunsch und Wirklichkeit in diesem Teil der Wärmewende bisweilen auseinanderliegen.“, so Bürgermeister Stefan Hattenbach. Neben der Abwärme des örtlichen Papierwerkes sehe er aktuell Möglichkeiten bei einer neuen Heiz-Zentrale für den Schulcampus der Schloßbergschule, dem größten kommunalen Energieverbraucher, mitsamt Achertalhalle. Dort sollten möglichst drei in die Jahre gekommene Heizungen durch eine moderne Heizzentrale ersetzt werden. „Das wäre eine sehr gute Gelegenheit, um ein Netz aufzubauen, mit dem nahgelegene und projektierte öffentliche Gebäude und Immobilien der Gemeinde, aber auch private Haushalte angeschlossen werden können.“, so Hattenbach.

Strategie zur Wärmewende

Die kommunale Wärmeplanung sei zunächst eine strategischer Planungsgrundlage für die Wärmewende in Kappelrodeck. Ziel sei die Ausarbeitung einer Strategie für einen klimaneutralen Gebäudebestand bis zum Jahr 2040, wie es das Klimaschutzgesetz Baden-Württemberg vorsieht. In den nächsten zwölf Monaten würden dabei die wesentlichen Stellschrauben für die zukünftige Wärmeversorgung untersucht. Der Fokus liege zum einen auf der Frage, wie der Wärmebedarf der Gebäude in Kappelrodeck reduziert werden und zum anderen, wie der verbleibende Wärmebedarf auf klimaneutrale Weise gedeckt werden könne. Der Prozess der kommunalen Wärmeplanung soll darlegen, wie sich die Energiepotenziale und der Energiebedarf systematisch in Einklang bringen ließen. Diese Strategiefindung fände in vier Schritten statt:

Bestandsanalyse

Im ersten Schritt würden die gesamte Energie- und Gebäudeinfrastruktur sowie die dazugehörigen Wärmeverbräuche und Treibhausgasemissionen erfasst und ein sogenannter digitaler Zwilling, also eine virtuelle Abbildung des energetischen Zustandes der Gemeinde Kappelrodeck, erstellt.

Potenzialanalyse

In nächsten Schritt würden sämtliche Potenziale zur Versorgung der Gemeinde Kappelrodeck mit erneuerbaren Energien erhoben. Dabei werden sämtliche erneuerbare Wärmequellen (Solarthermie, Geothermie, Biomasse etc.), erneuerbare Stromquellen (Photovoltaik, Windenergie, Wasserkraft etc.) und Abwärmepotenziale (Industrie, Abwasser, Rechenzentren etc.) betrachtet. Zudem würden das Potenzial steigender Energieeffizienz und die mögliche Energieeinsparung durch Gebäudesanierung berechnet.

Zielszenario

Auf Basis der Bestands- und der Potenzialanalyse würde dann ein energetisches Zielszenario für das Jahr 2040 mit Zwischenziel 2030 erstellt. Dieses soll die zukünftige klimaneutrale Energieinfrastruktur unter Einbindung der ermittelten Potenziale darstellen. Dabei würden auch sogenannte Eignungsgebiete beschrieben, in welchen die Wärmeversorgung entweder zentral (z.B. über Wärmenetze) oder mit Einzellösungen (z.B. mit Wärmepumpen) erfolgen kann.

Wärmewendestrategie mit Maßnahmenkatalog

Der vierte Schritt sei das Herzstück des Wärmeplans. Die Wärmewendestrategie beschreibe Maßnahmen, mit welchen das Zielszenario erreicht werden soll. Davon würden fünf Maßnahmen priorisiert, die bereits in den ersten fünf Jahren nach Erstellung des Wärmeplans in die Umsetzung kämen und daher direkt im Anschluss der Wärmeplanung durch entsprechende technische Planungsleistungen weitergeführt würden. Der kommunale Wärmeplan soll in den Planungsalltag der Kommunen integriert werden und müsse spätestens alle sieben Jahre fortgeschrieben werden. Geplant sei zudem ein Beteiligungs- und Kommunikationskonzept, um alle relevanten Akteure vor Ort sowie die  Bürger in Kappelrodeck zu informieren und zu beteiligen.

Beteiligungskonzept ist geplant

„Ich gebe zu, dass wir im Gemeinderat nicht vollends überzeugt waren von der Umsetzungswahrscheinlichkeit und Anwendbarkeit der kommunalen Wärmeplanung, wir mögen es möglichst praxistauglich und konkret. Der Prozess und dessen Ergebnisse haben damit das Potenzial, uns diesbezüglich noch zu überzeugen“, so Bürgermeister Stefan Hattenbach. War sie zum Entscheidungszeitpunkt noch freiwillig, so ist die kommunale Wärmeplanung zwischenzeitlich für alle Kommunen verpflichtend geworden. Als strategisches Planungsinstrument biete sie eine umfangreiche Datenbasis und Grundlage für die kommunale Energieleitplanung. Damit sei die kommunale Wärmeplanung quasi ein örtlicher energetischer Kompass des Versorgungssystems der Zukunft, der auch eine Orientierung für Gebäudebesitzer bieten kann. Die Kommunale Wärmeplanung ist keine Machbarkeitsstudie und keine Wärmenetzplanung, sie ist auch nicht rechtlich bindend.