Kinzigtäler Förster hoffen auf viel Regen
Großer Schaden an Baumbestand

Wie sehr der Wald unter der Trockenheit gelitten hat, kann der Besucher gar nicht sehen.  | Foto: Gemeinde Nordrach
  • Wie sehr der Wald unter der Trockenheit gelitten hat, kann der Besucher gar nicht sehen.
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Kinzigtal (ro). Wenn braunes Bohrmehl an der Baumrinde hängt, weiß Josef Nolle, dass dieser Baum von einem Borkenkäfer befallen ist. Josef Nolle ist seit kurzem zuständig für das Forstrevier Nordrach und ist besorgt über den Zustand des Walds.

Fichten besonders betroffen

Auch Martin Flach vom Forstrevier Hornberg, Reichenbach Süd und Niederwasser beobachtet misstrauisch die Wetterprognosen: "Die Trockenheit in diesem Jahr hat dem Wald großen Schaden zugefügt." Besonders Flachwurzler wie die Fichten haben unter der extremen Trockenheit gelitten. "Wenn der Oberboden schnell austrocknet, ist der Baum aufgrund des Wassermangels sehr geschwächt", erklärt er. Wenn dann noch der Borkenkäfer zuschlägt, hat der Baum kaum noch eine Überlebenschance. Denn die meisten Borkenkäferarten finden in schwachen Bäumen geeigneten Brutraum. Der Buchdrucker ist einem Bericht der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg zufolge, gefährlichster Fichtenborkenkäfer. Er kann sogar in Zeiten hoher Käferdichte auch gesunde Bäume besiedeln. Dabei bohrt er sich in die Rinde und legt dort seine Eier ab. Durch den Fraß der Käfer und durch ihre Larven unterbrechen sie den Saftstrom in der Wachstumsschicht befallener Bäume. Dadurch sterben diese schließlich ab.

Vier Generationen an Borkenkäfern

"Borkenkäfer gibt es eigentlich jedes Jahr", erzählt Josef Nolle. Tatsächlich gehört die Spezies zum Ökosystem des Walds dazu genauso wie Vögel, Insekten- und Spinnentiere. "Zwei Generationen des Borkenkäfers sind normal", sagt Josef Nolle. Durch die Wärme im Frühjahr und dem heißen Sommer gibt es dieses Jahr eine Vermehrung an Borkenkäfern über drei, ja in manchen Bereichen sogar über vier Generationen. "Diese massenhafte Vermehrung hatten wir noch nie", sagt Josef Nolle im trübsinnigen Ton, "dieser Umstand verursacht Einbußen für die nächsten Jahre."
Damit sich der Wald wieder erholen kann, "braucht es die nächsten Jahre überdurchschnittlich viel Regen", so Nolle. Das sagt auch Martin Flach: "Wird es im nächsten Jahr wieder so warm, bedeutet dies wieder Stress für die Bäume. Am besten wäre ein wechselhafter Winter und wenig Wind." Denn der Wind trocknet die Bäume zusätzlich aus. Sorge hat Martin Flach, dass durch mögliche geringe Mengen an Regen auch Tiefwurzler wie die Tanne im nächsten Jahr Schaden nehmen können. Der Grundwasserpegel muss steigen und dafür braucht es Regen. Bislang haben Tannen, Kiefern und Douglasien, die besonders im Forstrevier Hornberg wachsen, noch keine großen Schäden abbekommen.

Wie der Wald das Klima beeinflusst

Laubbäume dagegen haben aufgrund der Trockenheit schon frühzeitig ihre Blätter abgeworfen: "Dadurch kann weniger Wasser verdunsten", erklärt Martin Flach. Wenn über den Wald weniger Wasser verdunsten kann, beeinflusst dies das gesamte Klima. "Denn eine wichtige Aufgabe des Walds ist, unser Klima zu kühlen", so Förster Martin Flach. Von daher haben die Kinzigtäler Förster viel zu tun, den Schaden so gering wie möglich zu halten. "Im Idealfall versuchen wir, das Schadholz aus dem Wald zu bringen, bevor die Larven des Borkenkäfers schlüpfen können", versichert Förster Josef Nolle. Die große Schadholzmenge verzögert jedoch die Abholung aus dem Wald. Dadurch leidet die Qualität des Holzes zusätzlich. Neben der Holzqualität wird sich auch die Holzmenge in den nächsten Jahren reduzieren. Denn, "durch die Ausfälle wird es enorme Zuwachseinbußen in den nächsten Jahren geben", prognostiziert Josef Nolle und sagt weiter, "viele Waldbesucher sehen gar nicht den großen Wertverlust der Bäume, den wir verzeichnen müssen."

Lesen Sie das "Im Grunde" zum Artikel: Der Wald im Klimawandel

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