Armin Göhringer im Porträt
Ausloten von Grenzen und perfekte Balance

Es kommt bekanntlich nicht auf die Größe an: Armin Göhringers Skulpturen faszinieren auch im kleinen Format.  | Foto: Michael Bode
  • Es kommt bekanntlich nicht auf die Größe an: Armin Göhringers Skulpturen faszinieren auch im kleinen Format.
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Nordrach. Eigentlich spricht Armin Göhringer viel lieber über seine Kunst, als über seine Person. Im Garten seines Ateliers unter einem schattigen Baum sitzend, können Besucher zahlreiche seiner Werke in Muse betrachten. Was hier steht, ist beeindruckend. Kraftvoll und dunkel thronen da zahlreiche Skulpturen wie archaische Monumente Wind und Wetter trotzend. Gleichzeitig strahlen sie Grazilität aus wie eine Primaballerina, die in einer Arabesque verharrt. Manche lassen den Betrachter regelrecht staunen, wie das Ganze eigentlich der Schwerkraft widersteht und so standfest bleibt. "Balance ist ein Thema für mich", sagt Armin Göhringer. "Wie weit kann man gehen, bevor alles zusammenbricht?"
Es macht Spaß, ihm zuzuhören, wenn er von der Dynamik des Materials Holz erzählt, größtmöglicher Durchlichtung oder seinem neusten Projekt, einer Kapelle. Aber stopp! Versucht Armin Göhringer gerade, die Aufmerksamkeit von sich auf seine Arbeiten zu lenken? "Das ist eins", erklärt er. In ihnen sei seine Persönlichkeit zu erkennen. Mehr noch: "Früher waren meine Arbeiten Selbstporträts."

Beim Vater blieb es ein Hobby

Armin Göhringer lebt seit 35 Jahren in Zell am Harmersbach. Sein Atelier befindet sich aber in Nordrach, woher er auch stammt. Das Talent hat er wohl vom Vater geerbt, einem leidenschaftlichen Maler. Die Malerei blieb bei ihm jedoch Hobby. "Nachdem sein Bruder im Krieg gefallen war, musste er die Schuhmacherei der Eltern übernehmen", so Göhringer. Die Erinnerung an seine Kindheit ist untrennbar verbunden mit dem Geruch nach dem Leder aus der Werkstatt und der Ölfarbe aus dem Atelier.

Tiefdruckretuscheur

Reich war die Familie Göhringer nicht. Der Vater konnte zwar das Interesse seiner vier Kinder für die Kunst fördern, ihnen aber keine entsprechende akademische Ausbildung finanzieren. Armin Göhringer und auch seine Schwester Petra machten dennoch ihren Weg als Künstler.
Nach der Mittleren Reife erlernte der gebürtige Nordracher jedoch zunächst einmal den Beruf des Tiefdruckretuscheurs bei Burda. Anschließend bewarb er sich an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach, bestand die Begabtenprüfung und konnte dort dank Bafög von 1976 bis 1982 Bildhauerei, Malerei und Grafik studieren. Seither konzentriert sich Armin Göhringer auf die Kunst und das mit größtem Erfolg.

Neues Projekt ist eine besondere Kapelle

Am bekanntesten sind sicher seine Skulpturen. Begonnen hat er allerdings mit der Malerei. Und im Augenblick beschäftigt sich der verheiratete Vater zweier inzwischen erwachsener Kinder mit dem Bau einer kleinen Kapelle. Altar, Ambo und Kreuz hat er schon öfter geschaffen, aber das ist jetzt für ihn aus mehreren Gründen besonders. Bauherr ist Eckard Franz Ficht in Lahr und man darf gespannt sein, verrät der Künstler. Hat er keine Sorge, dass ihm mal die Ideen ausgehen könnten, ihm nichts mehr einfällt? "Bislang ist das nie passiert", sagt Armin Göhringer und räumt mit sympathischer Offenheit ein: "Alleine aus der Angst vor einer möglichen Blockade schreibe ich alle Ideen immer gleich auf und arbeite an vielen Projekten parallel."
Überhaupt arbeitet er sehr diszipliniert. Lachend meint Armin Göhringer: "Man würde mich eher bei der Sparkasse verorten." Morgens geht er wie jeder normale Werktätige "zum Schaffe ins Atelier". Auch sonst entspricht er wenig dem gängigen Künstler-Klischee. Dreimal die Woche übernimmt er mittags das Kochen, obwohl ihm das keinen Spaß macht. Aber so ist halt die Arbeitsteilung im Hause Göhringer. Lesen, ein bisschen Sport, gemeinsam mit der Ehefrau Walken gehen, das sind die Hobbys: "Ich bin sehr bodenständig."

Feinarbeit mit Kettensäge

"Im Prinzip bin ich schon Rentner", sagt der 67-Jährige. Tatsächlich hat die körperliche Kraft nachgelassen. Für die großen Arbeiten übernimmt jetzt jemand das Sägen. Die Feinarbeit macht der Künstler aber weiter selbst. Außerdem hat er den Spaß an kleineren Skulpturen für sich entdeckt. Im Grunde ähneln sie den Großen, entstehen ebenfalls mit der Kettensäge, sind allerdings nur 28 Zentimeter hoch. Mit leuchtenden Augen präsentiert er seine neusten Werke, geht auf die Struktur des Holzes ein, wie es geschwärzt wird. Ja, Armin Göhringer spricht halt lieber über seine Kunst als über sich selbst.
Anne-Marie Glaser

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