Gedenkveranstaltung in Gurs
Offenburger Jugendliche erinnern sich

Enthüllung der Gedenksteine in Pau | Foto: Stadt Offenburg/Valerie Schoenenberg
  • Enthüllung der Gedenksteine in Pau
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Offenburg (st) Am 22. Oktober 1940 wurden über 6.600 Juden aus Südwestdeutschland von Nationalsozialisten nach Südfrankreich in das Internierungslager Gurs deportiert, schreibt die Stadt Offenburg in einer Pressemitteilung. Etwa 2.000 Menschen starben dort an menschenunwürdigsten Bedingungen, Hunger, Kälte und Krankheiten. Nur wenigen gelang die Flucht in sichere Drittländer. Nach den Beschlüssen der Wannseekonferenz wurden 1942 die in den Lagern verbliebenen Menschen in Vernichtungslager im Osten deportiert und ermordet.

Städte und Gemeinden aus Baden-Württemberg, dem Saarland und Rheinland-Pfalz pflegen seit 1962 den Friedhof des Internierungslagers in Gurs. Jährlich findet dort eine Gedenkveranstaltung statt, bei der Delegierte aus Deutschland gemeinsam mit Abgesandten Frankreichs an die Ereignisse erinnern. Für die Stadt Offenburg waren zum 83. Jahrestag der Deportation zwei Jugendliche und die Leiterin des Museums im Ritterhaus, Valerie Schoenenberg, vor Ort.

Die beiden jungen Offenburger hatten sich bereits im Winter 2022/23 im Rahmen des Gedenkbuchprojektes im Salmen mit Biografien ansässiger Jüdinnen und Juden auseinandergesetzt. Nun nahmen sie mit anderen Jugendlichen aus Baden und der Pfalz an einer Jugendgedenkfahrt teil, die sie eine Woche lang zu französischen Erinnerungsorten führte. In Gurs beziehungsweise Pau trafen Delegierte und Jugendliche zusammen. Zusätzlich zur Gedenkveranstaltung auf dem Friedhof in Gurs und dem Besuch des Lagergeländes wurden im Rahmen einer feierlichen Zeremonie drei Gedenkstelen auf dem städtischen Friedhof in Pau enthüllt. Sie erinnern an deportierte Jüdinnen und Juden, die dort anonym verscharrt wurden.

Kaum noch Zeitzeugen

Die Gedenkreisen der vergangenen Jahre waren bereichert worden durch Begegnungen mit Holocaustüberlebenden. Aktuell sind die Delegierten herausgefordert, neue Wege des Erinnerns zu finden, denn über 80 Jahre nach den Gräueln sind kaum mehr Zeitzeugen unter uns. Christliche und jüdische Jugendliche aus Emmendingen und Offenburg haben sich dieser Aufgabe mit tiefem Engagement angenommen und das Schicksal drei Emmendinger in einer berührenden Präsentation vorgestellt.

Die Verbindung von Orten und Biografien hat tief bewegt, nicht zuletzt angesichts der aktuellen Situation in Nahost und den Übergriffen auf jüdisches Leben. Der Wunsch nach Frieden und einem angstfreien Leben für Juden war während der Reise omnipräsent. Es bleibt unser aller Aufgabe, nicht zu vergessen und entschieden Antisemitismus, Diskriminierung und Übergriffen entgegenzutreten.

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