Black Forest Peace Camp
Weibliche Solidarität für geflüchtete Frauen

Eine Woche lang war das Gästehaus Löwenherz in Allerheiligen Schutzraum für geflüchtete Frauen und Mütter mit ihren Kindern. | Foto: Black Forest Power Women
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  • Eine Woche lang war das Gästehaus Löwenherz in Allerheiligen Schutzraum für geflüchtete Frauen und Mütter mit ihren Kindern.
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Oppenau (st) Eine Woche lang war das Gästehaus Löwenherz in Allerheiligen nicht nur eine Herberge – sondern ein Schutzraum. Vom 21. bis 27. Juli 2025 verwandelte sich das Haus im Wald in einen Ort des Friedens: 22 geflüchtete Frauen und Mütter mit ihren Kindern, viele aus der Ukraine und dem Gazastreifen, fanden im Rahmen des ersten Black Forest Peace Camp Raum zum Atmen, Kraft zum Weitergehen, schreibt der Verein „Black Forest Power Women” in einer Pressemitteilung.

Das Camp wurde vom Verein Black Forest Power Women e. V. organisiert. Der Verein ist ein Frauennetzwerk, das 2024 aus der Vision einer solidarischen, lokal verwurzelten und doch global denkenden Frauengemeinschaft entstanden ist. Was zunächst wie ein mutiger Plan erschien, wurde durch die Kraft echter Zusammenarbeit Wirklichkeit – getragen von Dutzenden engagierter Frauen aus der Region, die ihre Zeit, ihr Wissen, ihre Energie und ihr Herz einbrachten.

„Unser Wunsch, Frauen mit Kindern einen Ort zu bieten, an dem sie Geborgenheit, Gemeinschaft, Entlastung und Inspiration erfahren dürfen, ist in Erfüllung gegangen“, sagt Evgeniya Scherer, Vorsitzende des Vereins und Initiatorin des Camps.

Ein Ort der Ruhe, ein Programm für die Seele

Die Teilnehmerinnen kamen vor allem aus der Ukraine und dem Gazastreifen. Ihre Kinder waren zwischen einem und 18 Jahre alt. Vermittelt wurden die Familien durch das Landratsamt, die Neue Arbeit Lahr GmbH sowie durch persönliche Kontakte aus dem Vereinsumfeld.

Ursprünglich war das Camp nur für wenige Familien geplant. Doch als weitere Anfragen eintrafen, war schnell klar: Der Verein „Black Forest Power Women” versucht das Unmögliche möglich zu machen. So wurden 22 Frauen mit Kindern eingeladen. Während des Camps kam sogar ausnahmsweise noch ein Familienvater dazu.

Das Camp bot ein vielfältiges, heilsames Programm: Yoga, Meditation, Waldbaden, Salsa-Tanz, tiergestützte Therapie, kreatives Basteln, gemeinsames Kochen, Kräuterbutter-Herstellung, ein Geigen-Workshop – und vor allem: Zeit zum Durchatmen.

Ein Netzwerk, das trägt

Finanziert wurde das Camp durch zwei große Benefiz-Flohmärkte – doch auch das war weit mehr als eine Fundraising-Aktion. Frauen aus der gesamten Region brachten Spenden, sie sortierten Kleidung, beschrifteten Preise, standen stundenlang an Tischen, bauten auf, räumten ab, hielten zusammen. Eine solche Kraftanstrengung zu stemmen – neben Beruf, Familie und Alltag – ist alles andere als selbstverständlich. Und doch geschah genau das. Nicht, weil jemand es verlangte, sondern weil diese Frauen ein gemeinsames Ziel hatten: einen Ort des Friedens zu schaffen.

Zahlreiche Unternehmerinnen, aber auch private Spenderinnen, leisteten ebenfalls einen unverzichtbaren Beitrag: Judith Konstantinou von der Kiefer Schweißtechnik GmbH übernahm die Übernachtungskosten, Liliane Llombart von der Llombart GmbH versorgte das Camp mit frischem Obst und Gemüse, Susanne Scheck-Reitz von der Scheck-in Gruppe stellte alkoholfreie Getränke bereit, Kathrin Gerber-Schaufler von der MERB unterstützte logistisch – und Jutta Armbruster, Bäckerei Armbruster, lieferte frische Brötchen.

Dank des Einsatzes engagierter Helferinnen aus dem Netzwerk konnten die Familien aus Offenburg, Selbach, Rust und Biberach mit privaten PKW anreisen. Die Stadt Lahr stellte einen VW-Bus zur Verfügung, mit dem der Transport einer größeren Familie möglich wurde.

Was dieses Camp wirklich getragen hat, war nicht Geld, war nicht Struktur – es war der unglaubliche Gemeinschaftssinn der Frauen im Hintergrund. Frauen, die ihre Hände, ihre Zeit, ihr Herz geschenkt haben. Sie kochten für Familien, übersetzten, spielten mit Kindern, leiteten Workshops, organisierten Fahrten, hörten zu, trösteten – und waren einfach da. Jeden Tag. Still, verlässlich, aus vollem Herzen. Ohne sie hätte es dieses Projekt nie gegeben.

„Es erfüllt mich mit großer Freude und Dankbarkeit, dass unsere Hilfe genau dort angekommen ist, wo sie am dringendsten gebraucht wurde. Unter den Teilnehmenden waren Familien, die in den vergangenen Jahren unvorstellbares Leid und Kummer erlebt haben: Einige haben geliebte Angehörige verloren. Andere lebten unter menschenunwürdigen Bedingungen bei ihrer Flucht. Zwei Mütter bangen Tag für Tag um das Leben ihrer Männer an der Front. Manche dieser Familien kannten bis dahin nichts anderes als ihr Dorf – und allein die Schönheit des Schwarzwaldes war für sie eine überwältigende Offenbarung. Doch nicht nur die Umgebung, sondern auch die liebevolle Fürsorge und Aufmerksamkeit, die sie erfahren durften – ganz ohne Gegenleistung, einfach aus gelebter Nächstenliebe – hat sie tief berührt. Viele sagten, dass sie durch diese Erfahrung neue Hoffnung geschöpft haben. Dass sie spüren konnten: Menschlichkeit ist möglich. Die Welt besteht nicht nur aus Leid und Zerstörung – es gibt auch Wärme, Mitgefühl und echte Verbundenheit“, betont Scherer.

Stimmen aus dem Black Forest Peace Camp:

Nelia Medvedickova, geflohen aus Isjum mit ihrem Enkel Stas, der seine beiden Eltern im Krieg verloren hat: „Ich kann mich nicht erinnern, wann ich in den letzten dreieinhalb Jahren das letzte Mal so ruhig schlafen konnte. Hier, zwischen all den Bäumen und liebevollen Menschen, habe ich zum ersten Mal wieder Frieden gespürt – in mir.“

Nataliia Khorohova, die in Cherson beide Söhne verlor: „Ich dachte, ich hätte das Lachen für immer verloren. Doch im Peace Camp habe ich plötzlich gelacht. Einfach so. Und ich habe mich selbst dabei überrascht.“

Ludmila Vatulya, Mutter von zwei Kindern: „Hier im Peace Camp habe ich mich wirklich sicher und getragen gefühlt. Meine kleine Tochter – zweieinhalb Jahre alt – hat zum allerersten Mal in ihrem Leben zugelassen, dass sie ohne mich bei einer Betreuerin bleibt. Das war ein großer Schritt für uns beide! Ich durfte dann zum ersten Mal in meinem Leben Yoga machen – und lernen, loszulassen.“

Adila (Name geändert), geflohen aus dem Gazastreifen, lebt mit ihrem Mann und zwei kleinen Kindern in einem Container: „Am ersten Tag im Peace Camp fühlte ich mich verloren – überfordert von allem, was ich mit mir trug - am Vortag erst starb der 13-jährige Sohn meiner Schwester durch Raketenbeschuss. Die Kinder waren gut betreut, aber mein Mann fehlte mir sehr. Als die Organisatorinnen eine Ausnahme machten und auch ihn einluden, war das ein Moment, den ich nie vergessen werde. Ich fühlte mich gesehen und respektiert – so wie schon lange nicht mehr. Im Camp durften wir als Familie einfach da sein, ohne Angst, ohne Druck. Wir wären von Herzen gern noch geblieben!“

Das Black Forest Peace Camp war ein erster Meilenstein – ein Beispiel für gelebte Zivilgesellschaft, getragen von Frauen, die mitten im Leben stehen und dennoch Zeit, Kraft und Herz investieren. Nicht weil sie müssen – sondern weil sie wollen, so der Verein weiter.

Der Verein „Black Forest Power Women” lädt alle interessierten Frauen zu seinen offenen Stammtischen, Weiterbildungen und Kulturprojekten ein und freut sich über neue aktive Mitglieder und Ideen. Der Stammtisch findet jeden ersten Freitag im Monat von  16 bis 18 Uhr im Café Meinwärts in Lahr statt. Die Vereinsvorsitzende Evgeniya Scherer ist per E-Mail an evgeniya.scherer@gmail.com zu erreichen.

Eine Woche lang war das Gästehaus Löwenherz in Allerheiligen Schutzraum für geflüchtete Frauen und Mütter mit ihren Kindern. | Foto: Black Forest Power Women
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