IHK Südlicher Oberrhein: Keine Krise auf dem Ausbildungsmarkt in der Region
Von "Corona-Jahrgang" kann überhaupt keine Rede sein

Simon Kaiser | Foto: IHK Südlicher Oberrhein

Ortenau (ds/IHK). Einige Politiker blicken sorgenvoll auf den deutschen Ausbildungsmarkt. Es gibt sogar Stimmen, die von einem „Corona-Jahrgang“ reden. Simon Kaiser, Geschäftsführer Aus- und Weiterbildung bei der IHK Südlicher Oberrhein, ärgern solche Aussagen.

„Das Herbeireden einer Krise auf dem Ausbildungsmarkt oder gar einer ,Corona-Generation‘ geht zumindest am südlichen Oberrhein an der Realität völlig vorbei“, sagt der Experte. „Es herrscht kein Mangel an Ausbildungsplätzen, sondern ein Mangel an Bewerberinnen und Bewerbern. Rechnerisch kommen in Baden-Württemberg aktuell auf jeden bei den Arbeitsagenturen als ,unversorgt‘ gemeldeten Bewerber 1,4 offene Ausbildungsplätze.“ Weiter übt Kaiser auch Kritik an der Unterstützung der Bundesregierung: „Die Ausbildungsprämie geht außerdem gerade an den von Corona besonders hart getroffenen Branchen wie Handel, Tourismus und Gastronomie fast völlig vorbei, weil die Latte, um überhaupt in den Genuss der Förderung zu kommen, für in ihrer Existenz bedrohte Betriebe unrealistisch hoch hängt.“ Für ihn ist eindeutig, dass die aktuell rückläufigen Ausbildungszahlen vor allem aufzeigen, dass es in der Pandemie nicht gelungen sei, die Berufsorientierung digital so aufzustellen, dass zumindest ein Teil der vielen ausgefallenen und in der Vergangenheit bewährten Veranstaltungen kompensiert werden konnte. Sein Ratschlag: „Allen Ausbildungsinteressierten kann ich nur raten: Bewerbt euch, die Chancen sind gut!“

Branchen suchen Nachwuchs

Vom Bewerbermangel besonders betroffen in der Region sind die industriellen Metall- und Elektroberufe, die Berufe des Hotel- und Gaststättengewerbes, aber auch Fachinformatiker und die verschiedenen Berufe der Logistikbranche. Zum 31. Juli hat die IHK im Vorjahresvergleich fünf Prozent weniger Ausbildungsverträge registriert. Der Rückgang betrifft im Schwerpunkt die gewerblich-technischen Berufe und weniger den kaufmännischen Bereich.

Die IHK selbst betreibt keine Ausbildungsstellenvermittlung im engeren Sinne, sondern kooperiert diesbezüglich sehr eng mit den Agenturen für Arbeit. "Und dann sind wir mit verschiedenen Aktionen aktiv. Beispielsweise gab es im Juli einen speziellen Aktionstag für die Hotel- und Gaststättenberufe, wo Betriebe dieser Branche ihre freien Stellen melden konnten und wir ganz gezielt Interessierte über Berufe und Berufschancen in diesem Bereich informiert haben", erläutert Simon Kaiser. Für alle IHK-Ausbildungsbetriebe hat die IHK Südlicher Oberrhein im Mai ein Online-Speeddating organisiert, um die jungen Leute ganz unkompliziert und digital, quasi wie bei einer Partnerbörse, zusammenzubringen. "Über die IHK-Lehrstellenbörse und unsere Schulprojekte bieten wir für Betriebe eine Plattform, sich angehenden Ausbildungsstellenbewerbern zu präsentieren", so Kaiser weiter. Und nicht zu vergessen sei die Eltern-Hotline: Unter 0761/3858851 können sich Mütter und Väter zu Berufsperspektiven für Schulabgänger beraten lassen.

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