Bauhöfer: Siegbert Meier hört auf
Verfechter regionaler Biere geht

Siegbert Meier, langjähriger Geschäftsführer der Brauerei Bauhöfer tritt ab. | Foto: Benedikt Spether
  • Siegbert Meier, langjähriger Geschäftsführer der Brauerei Bauhöfer tritt ab.
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Renchen (st) Ein Dino der Getränkebranche ging zum 31. Dezember 2023 endgültig von Bord. Die Rede ist von Geschäftsführer Siegbert Meier, der die Geschicke der Brauerei Bauhöfer 23 Jahre lang mit Erfolg geleitet hat. Er war jahrelang das Gesicht der Brauerei.

Seit 50 Jahren war Meier in der Getränke-Branche tätig. Nach Stationen bei Moninger in Karlsruhe und Streb Getränke in Gaggenau hatte der Großhandelskaufmann im Januar 2001 auf Zuruf von Eugen Bauhöfer in der Ulmer Familienbrauerei begonnen. Im Rahmen einer Betriebsversammlung wurde nun am 12. Januar die Belegschaft über seinen Entschluss informiert. „Nun ist Zeit für Neues und vor allem mehr Freizeit“, so der Geschäftsführer a. D.

Schwarzwaldmarie

Siegbert Meier hatte in seiner Zeit als Geschäftsführer das Bier-Sortiment weiter ausgebaut. Hinzu kamen das Oktober Gold, das unfiltrierte Kellerbier Keller No 5, alkoholfreie Biere Null Komma Ulmer, Sportweizen, Naturradler sowie die Spezialität „Eisbock“, die in einer Sektflasche abgefüllt, auch zu einem Liebhaberstück unter Sammlern geworden ist. Spektakulär verlief die Einführung der Schwarzwaldmarie am Markt. Nachdem Siegbert Meier diese als Wort-Bild-Marke bereits hatte registrieren lassen und auch kein Widerspruch erfolgte, kam es 2016, kurz nach Markteinführung der Schwarzwaldmarie, zu einer Unterlassungsklage der Münchner Wettbewerbszentrale. Grund: Renchen läge nicht im Schwarzwald. Das Pikante an der Klage bestand in der Tatsache, dass die Zentrale vom Freiburger Anwalt Norbert Hebeis aus der Kanzlei Friedrich Graf von Westphalen vertreten wurde, genau jener Kanzlei die auch die Interessen der Badischen Staatsbrauerei Rothaus repräsentiert. Siegbert Meier und damit die Brauerei Bauhöfer gaben nicht klein bei, sondern boten der Wettbewerbszentrale die Stirn. Schließlich obsiegte die Familienbrauerei in letzter Instanz vor dem Oberlandesgericht Karlsruhe. Die Richter waren sehr wohl der Meinung, dass Renchen-Ulm im Schwarzwald liegt. „Nach einigen schlaflosen Nächten“, so Meier, freute er sich über diese besondere Werbung für die Schwarzwaldmarie. Der Spielmannszug der Renchener Feuerwehr hatte sogar ein Lied auf die Bierspezialität umgedichtet. Die gesamte Region stand hinter der Brauerei. „Auch der Tellerrand gehört zum Teller“, schmunzelt Meier noch heute, wenn es um die Vorbergzone des Schwarzwaldes geht, wo Ulm letztlich liegt. Die Schwarzwaldmarie hat das Ziel über die Region vermarktet zu werden, „mit dieser Werbung“ erreicht.

Hexensud

Siegbert Meier galt auch als ein Freund und Förderer der alemannischen Fasnacht. Gefeiert wurde alljährlich das Einbrauen des Hexensuds am 11. November, erstmals 2002. Daran nahmen stets zwischen 70 bis 90 Vereine zwischen Rhein und Schwarzwald teil. Zum elfjährigen Bestehen dieser Veranstaltung im Brauereihof gab es sogar einen Nachtumzug. Nach dem Drei-Königstag wurde das Fastnachtsbier ausgeliefert. Seine Verdienste um die Fasnacht wurden mit dem Ritterschlag der Krabbenaze Bohlsbach und dem Maulschellenorden des Ortenauer Narrenbunds gewürdigt.

Siegbert Meier hatte zusammen mit Weber Haus Linx auch die Charity-Veranstaltung „Schritt für Schritt helfen“ unterstützt. An diesem Lauf unter der Regie von Ultraläufer Rudolf Mahlburg nahmen alljährlich hunderte von Läufern teil. Der nächste Schritt war der alljährlich stattfindende Bierwandertag. Hierbei kommen jedes Jahr bis zu 7.000 Wanderer nach Ulm, um Landschaft und Bierspezialitäten zu genießen. Mit von der Partie sind alle Ulmer Vereine. „Ich habe immer den Kontakt zu den Vereinen gepflegt“, war Siegbert Meier dieses Netzwerk besonders wichtig. Auch die Schulungen für Bürgermeister und Politiker im Anstechen eines Fassbiers war dem scheidenden Geschäftsführer ein großes Anliegen.

Große Ära

In seine Ära fällt auch der Umzug der Verwaltung im Jahr 2003 ins ehemalige Stammhaus der Bauhöfer-Familie. Bei einem Brand im „Braustübl“ an Weihnachten 2003 entstand ein Schaden in Höhe von einer halben Million. Die Wiedereröffnung der Gastronomie konnte erst wieder im Frühjahr 2004 erfolgen. 2008 wurde eine neue Flaschenwaschmaschine installiert sowie die Flaschenfüllerei überarbeitet. 2010 erfolgte der Umbau des Sudhauses. Statt Kupferkessel hielten nun welche aus Edelstahl Einzug. 2019 stellte die Brauerei um auf ein modernes Dampfkessel-System. Damit war man nicht länger vom Heizöl abhängig. Außerdem wurde unter Meiers Ägide der Fuhrpark erneuert sowie das Festplatzequipment stark ausgebaut.

Die Einführung des Six-Packs im Jahr 2014 erwies sich als richtungsweisend. Mit im Boot ist hierbei nach wie vor die Lebenshilfe Achern. „Das Team der Lebenshilfe hat bisher bestimmt eine Million Six-Packs für uns verpackt, eine Win-Win-Situation.“ Inzwischen werden von der Lebenshilfe 13 Sorten verarbeitet.

Leidenschaft und Empathie

Siegbert Meier hat sein Amt mit Leidenschaft und Empathie ausgeführt. „Ich hatte auch immer den richtigen Draht zu den Mitarbeitern.“ Rückblickend auf 50 Jahre Getränkeindustrie sieht Meier ein verändertes Konsumverhalten der Biertrinker. Von 145 Litern jährlichem Pro-Kopf-Konsum ist dieser auf heute 90 Liter gefallen. Die deutschen Brauereien belegen damit im Ranking der Nationen den vierten Platz. Tschechien hält Platz eins. Er bemängelt nach wie vor, dass die Brauereien im Ländle es nicht geschafft haben, die Konsumenten davon zu überzeugen, regional zu trinken. „Die meisten Auszeichnungen in der Bierbranche werden hierzulande gewonnen“, lobt er die hohe Qualität baden-württembergischer Biere.

Der scheidende Geschäftsführer ist überzeugt, dass seine Nachfolgerin Katharina Waldhecker – sie ist seit 2019 in das operative Geschäft eingebunden – das Familienunternehmen positiv weiterführen wird. Unterstützt wird sie dabei durch die Mitgesellschafterin Elisabeth Bauhöfer und deren Ehemann Alexander Schneider als Braumeister. „Ich wünsche der jungen Generation viel Erfolg und das entsprechende Durchhaltevermögen, unsere Biere weiterhin in der Region und darüber hinaus am Markt zu platzieren.“

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