Abenteuer Schnupperpraktikum
Französische Schüler lernen deutsche Berufe kennen

Die teilnehmenden Schüler sowie die beteiligten Akteure des „Schnupperpraktikums am Oberrhein“ freuen sich über den Erfolg des Projekts auf der Feierstunde im Europa-Park. | Foto: Petra Enghauser
3Bilder
  • Die teilnehmenden Schüler sowie die beteiligten Akteure des „Schnupperpraktikums am Oberrhein“ freuen sich über den Erfolg des Projekts auf der Feierstunde im Europa-Park.
  • Foto: Petra Enghauser
  • hochgeladen von Anne-Marie Glaser

Rust (st). Eine Berufserfahrung der etwas anderen Art haben elsässischechüler erlebt. Im Rahmen des Projekts „Schnupperpraktikum am Oberrhein“ absolvierten die Jugendlichen der 9. und 10. Klassen ein einwöchiges Praktikum in deutschen Betrieben oder eine Berufserkundungswoche. Für ihren Einsatz bekamen die mehr als 180 Schüler nun bei einer offiziellen Feier im Europa-Park in Rust nun erstmals ihre Teilnahmebescheinigung ausgehändigt.

Junge Leute haben heute bei der Berufswahl viele Möglichkeiten und sind vielen Eindrücken ausgesetzt. Oft fühlen sie sich damit überfordert und es ist wichtig, ihnen eine Orientierungshilfe zu geben. Gleichzeitig fehlt es vielen deutschen Unternehmen derzeit an Fachkräften, sodass diese auch bereit sind, etwas Neues auszuprobieren. Aus diesen Gedanken heraus ist das Projekt „Schnupperpraktikum am Oberrhein“ entstanden. Das Projekt richtet sich an Schüler aus dem Elsass der 9. und 10. Klassen. Im Rahmen des Praktikums verbringen die Jugendlichen eine Woche lang in Deutschland und sammeln in Unternehmen oder in gewerblichen Schulen erste Erfahrungen mit der Berufs- und Arbeitswelt. „Unser Ziel ist es, die Mobilität und interkulturelle, sprachliche und soziale Kompetenzen der jungen Menschen zu stärken sowie einen Beitrag zur Berufsorientierung zu leisten“, erklärte Simon Kaiser, Leiter des Geschäftsbereichs Aus- und Weiterbildung der IHK Südlicher Oberrhein, im Rahmen der Feierstunde des Projekts im Europa-Park.

Bereits zum dritten Mal wurde das Projekt nun durchgeführt. „Während wir in unserem ersten Durchgang 13 teilnehmende Schüler aus einem Collège hatten, verzeichnen wir für das noch laufende Schuljahr 2017/2018 bereits mehr als 120 Schüler. Das hätte zu Beginn niemand von uns oder den Projektpartnern Académie de Strasbourg und Handwerkskammerkammer Freiburg zu träumen gewagt“, freut sich Kaiser über den Erfolg des grenzüberschreitenden Schnupperpraktikums. 188 der insgesamt 242 Praktikanten, die bisher teilgenommen haben, waren anwesend und erhielten ihre Teilnahmebescheinigungen im feierlichen Rahmen
.
„Ein Praktikum in einem anderen Land ist ein besonderes Abenteuer. Für dieses Erlebnis braucht es Mut und es ist wunderbar zu sehen, wenn das funktioniert“, sagte Tanja Burkart, Geschäftsführerin von Zoo Burkart in Freiburg. Zoo Burkart war von Anfang an am Projekt beteiligt und hat im laufenden Schuljahr erneut drei Praktikanten aufgenommen. „Zu Beginn trauen sich viele der jungen Leute noch wenig, in der Fremdsprache zu sprechen. Doch zum Glück arbeiten wir in einer emotionalen Branche und die Tiere bauen auch für die Sprache eine Brücke“, berichtete Burkart.

Während der aktuellen Runde wurden die Jugendlichen zum Teil auch per Video begleitet und konnten zeigen, was sie während der Woche in Deutschland bewegte. Am Anfang standen bei vielen Stress und Aufregung im Vordergrund. In welche Richtung muss ich die Straßenbahn nehmen? Werde ich mit meinen Sprachkenntnissen genug verstehen? Wird mir die Arbeit gefallen? – Diese Fragen stellten sich viele der Jugendlichen. Für sie galt es, eine Welt zu entdecken, die sie vorher nicht gekannt hatten. Rückblickend verlief das Projekt für die meisten positiv. „Es war eine schöne Zeit. Die Mitarbeiter in meinem Betrieb haben sich viel Zeit genommen, um mir zu helfen. Ich habe viel gelernt“, berichtet Cécilia Arnold vom Collège R. Cassin in Cernay. Sie war eine der Praktikantinnen bei Zoo Burkart. Auch Théo Rogue vom Collège de Ferrette, der ein Praktikum bei Elektro Meyer in Breisach absolvierte, hat sein Aufenthalt gefallen: „Es war spannend, in diese Branche einen Einblick zu bekommen. Körperlich war es jedoch etwas anstrengend, vielleicht schaue ich mir noch einen anderen Beruf an“, lautet sein Resümee.

„Wir möchten mit dem Schnupperpraktikum die Herzen und nicht nur die Köpfe der Jugendlichen und Eltern erreichen. Auch bei der Berufsorientierung und der Ausbildung müssen wir in der modernen Welt Grenzen überwinden. Daher möchten wir den Blick der Beteiligten dafür öffnen, dass beispielsweise eine geeignete Ausbildung nicht nur in Frankeich stattfinden kann“, sagte Kaiser. Im Netzwerk rund um das „Schnupperpraktikum am Oberrhein“ möchte die IHK Südlicher Oberrhein gemeinsam mit der Handwerkskammer Freiburg und der Académie de Strasbourg dieses Ziel in den kommenden Jahren fortsetzen und sinnvoll verknüpfen mit den bereits vorhandenen Angeboten wie grenzüberschreitenden Bildungspartnerschaften zwischen Schulen und Wirtschaft, Ausbildungsbotschafter oder dem Besuch elsässischer Schüler bei den Ausbildungsmessen in Deutschland und Frankreich.

Der Festakt fand im Rahmen der deutsch-französischen Aktionswoche am Oberrhein des Interreg V-Projekts „Erfolg ohne Grenzen / Réussir sans frontières“ statt.

Hintergrundinformation

Das Projekt „Schnupperpraktikum zur Berufserkundung am Oberrhein“ wird mit finanziellen Mitteln der Région Grand Est, Département du Bas-Rhin et Haut-Rhin, Deutsch-Französisches Jugendwerk, Académie de Strasbourg und Interreg V-Projekt „Erfolg ohne Grenzen / Réussir sans frontièrs“ durchgeführt. Das Projekt „Erfolg ohne Grenzen / Réussir sans frontières“ wird darüber hinaus von acht Kofinanzierern getragen: Region Grand Est, Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg, Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau Rheinland-Pfalz, Fondation Entente Franco-Allemande, Rectorat Académie de Strasbourg, Direction Régionale de l’Alimentation, de l’Agriculture et de la Forêt d’Alsace, Pôle Emploi und Office Franco-Allemand pour la Jeunesse.

Zudem sind 25 deutsche und französische Verbundpartner beteiligt:
Agentur für Arbeit (Karlsruhe-Rastatt, Freiburg, Offenburg, Landau, Lörrach), Regionale Industrie- und Handelskammer der Region Grand Est, Territoriale Industrie- und Handelskammer der Region Elsass Eurometropole, Handwerkskammer der Region Grand Est, Landwirtschaftskammer Grand Est, Eurodistrikt Pamina, Eurodistrikt Straßburg-Ortenau, Handwerkskammer (Freiburg, Karlsruhe, Konstanz, der Pfalz), Industrie- und Handwerkskammer (Karlsruhe, Hochrhein-Bodensee, Südlicher Oberrhein), Landwirtschaftskammer der Pfalz, Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesagentur für Arbeit, Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland der Bundesagentur für Arbeit, Regierungspräsidium Freiburg, Regierungspräsidium Karlsruhe, TechnologieRegion Karlsruhe und Maison de l’Emploi et de la Formation Straßburg.

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.