Martin Brucker war sechs Jahre mit dem Motorrad unterwegs
Auf zwei Rädern einmal um die ganze Welt

Foto: Michael Bode
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Steinach. Sechs Jahre lang war die Welt das Zuhause von Martin Brucker. 255.267 Kilometer hat er mit seiner Einzylinder-BMW in dieser Zeit zurückgelegt. "Die Tour hat 2010 vor der Haustüre meiner Mutter angefangen und dort endete sie auch sechs Jahre später", erzählt Martin Brucker. Im Oktober 2016 war er von seiner Weltreise der besonderen Art wieder in den Schwarzwald zurückgekehrt. "Ich dachte, ich will mal da leben, wo andere Urlaub machen", sagt er mit einem Lachen. Denn bevor er sich auf seine lange Motorradtour aufmachte, lebte er neun Jahre als Entwicklungshelfer in Äthiopien.

"Ich bin in Welschensteinach groß geworden", erzählt Brucker. Der 49-Jährige ging dort zur Schule, machte im Anschluss eine Schreinerlehre. "Ein Arbeitsunfall hat mein Leben verändert", so Brucker. Dabei wurde die Sehkraft in einem seiner Augen in Mitleidenschaft gezogen. "Mir wurde von der Berufsgenossenschaft eine Weiterbildung zum staatlich geprüften technischen Fachmeister Innenausbau und Möbelbau angeboten", eine Chance, die Brucker ergriff. Auf der Meisterschule in Freiburg lernte er einen Kollegen kennen, der bereits im Entwicklungsdienst gearbeitet hatte.

Brucker gefiel, was er hörte und entschloss sich zu einer Initiativbewerbung. Ihm wurde eine Stelle in Äthiopien angeboten, die er am 3. Januar 2000 antrat. Brucker unterrichtete in einer Gewerbeschule im Holzfach nicht nur Schüler, sondern auch die dortigen Lehrkräfte. In den neun Jahren in dem afrikanischen Staat lebte er in drei Städten. "Da ich zu Beginn sicher war, dass ich nach zwei Jahren wieder gehe, wollte ich gar nicht die Landessprache Amkarisch lernen", so Brucker. Nachdem sein Vertrag verlängert wurde, änderte er seine Meinung. Neben der Sprache lernte Brucker auch, sich auf die völlig fremde Kultur einzulassen: "Man hat die Möglichkeit und setzt sich hin und macht nichts oder man improvisiert."

Wie aus einer Auszeit eine Weltreise wird

Nachdem das Projekt in Äthiopien abgeschlossen war, beschloss Brucker, sich ein Jahr Auszeit auf dem Motorrad zu gönnen: "Mein ursprüngliches Ziel war Südostasien, denn ich überlegte, ob ich dort in die Entwicklungshilfe gehen sollte." Da er sich "möglichst viel Freiheit gönnen wollte", legte er lediglich die Route fest. "Ich hatte ein Zelt und einen Benzinkocher dabei", so Brucker. "Ich bin ohne Visum in der Tasche in Deutschland losgefahren."

Von der Türkei aus führte sein Weg in den Iran. Über Syrien, Jordanien, Ägypten, Sudan, Äthiopien und Dschibuti ging es in den Jemen: "Ich war im Südsudan als das Referendum für dessen Unabhängigkeit abgehalten wurde. Nach Jemen habe ich es nur durch Zufall geschafft", so Brucker. Sein Visawunsch war abgelehnt worden, doch eine Zufallsbekanntschaft in Dschibuti half ihm weiter. "Ich habe meist draußen übernachtet, wurde aber auch von Familien eingeladen", so Brucker. Angst habe er nie gehabt. "Ich bin nie überfallen worden oder in eine Prügelei geraten", erzählt er und fügt nachdenklich hinzu: "Ich weiß nicht, ob ich mich richtig verhalten oder einfach nur Glück gehabt habe."

Mit dem Schiff setzte er nach Indien über und fuhr quer durch Südostasien. "Nach 20 Monaten war ich in Australien, dort blieb ich ein Jahr." Längst war ihm klar geworden, dass er seine Tour nicht abbrechen wollte: "Ich habe auch andere Tourer getroffen, teilweise sind wir zusammen gefahren, andere habe ich immer wieder gesehen." Brucker erzählt von einem englischen Weltreisenden, der ihm sowohl in Nepal als auch in Malaysia und im australischen Outback über den Weg lief. Brucker fragt amüsiert: "Wie unwahrscheinlich ist das denn?" Die letzte Begegnung war die einzige "verabredete" – in Alaska.

Über Neuseeland machte er sich in Richtung Südamerika auf. Mit einem Schlenker an die Ostküste fuhr er im Wesentlichen auf der Pazifikseite in Richtung Mittel- und Nordamerika bis nach Alaska. Von der russischen Pazifikküste ging es zurück nach Deutschland.

Derzeit bereitet er eine Dia-präsentation vor, die er im Oktober in Welschensteinach zeigen möchte. Denn natürlich waren Kamera und Laptop mit dabei. Unter www.auf-dem-weg.jimdo.com erfahren Neugierige mehr über seine Tour um die Welt. Christina Großheim

Foto: Michael Bode
Martin Brucker und sein Motorrad: "Ich habe die Maschine wieder fit gemacht."  | Foto: Michael Bode

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