Johannes Beinert starb 1916 an der Somme
Es reicht für zwei, was er in einem halben Leben schaffte

Als Rektor des Lehrerseminars in Lahr betreute Johannes Beinert auch den Neubau, heute ist dort das Clara-Schumann-Gymnasium.
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Willstätt-Eckartsweier. Der Wind der Geschichte weht mal schwächer oder stärker in der Ortenau. In
unserer Serie beschäftigen wir uns mit Ereignissen und Personen, die
sich in das Gedächtnis eingegraben haben. Prof. Dr. Johannes Beinert
dürfte wohl der bekannteste Sohn der Ortschaft Eckartsweier sein,
zugleich ist sein Name vielen Geschichtsinteressierten in der Ortenau
bekannt. Sein bekanntestes Werk „Die Geschichte des badischen
Hanauerlandes unter Berücksichtigung Kehls“ ist bis heute das
Standardwerk für die Heimatgeschichte der Region. Beinert wirkte auch
politisch und war Mitbegründer des Historischen Vereins Mittelbaden.

„Dafür, dass er nur ein halbes Leben gelebt hat, reicht es für zwei, was er
geschaffen hat“, sagt Dr. Stefan Woltersdorff, der über Johannes Beinert
ein Buch geschrieben hat. Durch Initiative des Bürgervereins
„Lebendiges Eckartsweier“ und der Mithilfe seiner Nachkommen aus
Eckartsweier, Heidelberg und den USA konnte die biografische Erzählung
über Johannes Beinert realisiert werden. Vorgestellt wird das Buch
„Johannes Beinert (1877 - 1916) Ein Leben am Oberrhein“ im Rahmen einer
Feierstunde am Freitag, 1. Juli, um 20 Uhr in der Festhalle
Eckartsweier. Dieser Termin ist gezielt gewählt, denn Johannes Beinert
starb am 1. Juli 1916, am ersten Tag in der Somme-Schlacht.

Johannes Beinert bestimmte seinen Weg selbst, was zum Ende des 19. Jahrhunderts
so nicht üblich war. Beinert entstammte einer armen Landwirts-Familie.
Als erstgeborener Sohn sollte er den Hof übernehmen. „Eine Unterhaltung
mit seinem Vater hat er festgehalten. Sie sprechen darüber, welche Äcker
er heiraten könne. Das war etwas, das er konsequent abgelehnt hat“, so
Woltersdorff. Nicht zuletzt sein Lehrer Gustav Fahrer förderte Beinert,
übernahm auch die Vorbereitung auf die Lehrerbildungsanstalt. „Beinert
hat sehr früh angefangen zu schreiben, auch Gedichte, davon sind
allerdings nur wenige erhalten“, sagt Woltersdorff, für den die Familie
ihr Archiv geöffnet hatte. Als Unterlehrer begann Beinert an der
Plöckschule in Heidelberg, stellte aber alsbald fest, dass er mehr
wollte. Für den Wunsch, Lehrer am Gymnasium zu werden, holte er das
Abitur nach. An der Universität in Freiburg studierte er Französisch,
Englisch und Deutsch. „Seine Doktorarbeit schrieb er über Moscherosch“,
so Woltersdorff.

Mit einem Vortrag über Moscheroschs Leben in Willstätt startete Johannes Beinert einen Spendenaufruf für das
Denkmal-Projekt. „Das Moscherosch-Denkmal in Willstätt ist daher ein
Zeugnis seines Wirkens und ebenfalls wie ein kleines Denkmal für Beinert
selbst“, sagt Woltersdorff. Im selben Jahr verzichtete Johannes
zugunsten seines Bruders Georg auf den Hof. „Das war nicht einfach, dies
zu regeln. Es musste notariell festgehalten werden. Er hat die Familie
immer im Blick behalten, sie oft besucht und dafür gesorgt, dass sein
jüngster Bruder Andreas ebenfalls Abitur machen konnte und ihn in eine
größere Welt gezogen“, so Woltersdorff. 1908 wurde Beinert Professor am
Lehrerinnenseminar in Mannheim, 1911 bekam er eine Rektorenstelle am
Vorseminar in Lahr und betreute den Neubau. 

Johannes Beinert schrieb zahlreiche Aufsätze, oft über das Hanauerland, beginnend über
die Zeit im Mittelalter. Vorträge hielt er nicht nur über Moscherosch,
sondern zum Beispiel auch über die Burg Lichtenau und Liberalismus.
„Beinert engagierte sich bei den Liberalen, war Vorsitzender der
Jungliberalen in Mannheim und setzte sich für die Arbeiter ein. Er
beteiligte sich am Kulturkampf, wobei die Ultramontanen seine Gegner
waren. Das hat auch zu Problemen geführt“, so Woltersdorff. Seine Ehe
habe er sehr partnerschaftlich gestaltet, darauf gedrungen, dass seine
beiden Söhne aufgeklärt erzogen wurden. Mit seinem „Kriegstagebuch“ habe
er eine Art Autobiografie verfasst. „Es sind Briefe an seine noch
jungen Söhne, die er wie als Erwachsene anschreibt, um ihnen zu einem
späteren Zeitpunkt etwas aus seinem Leben zu hinterlassen“, sagt
Woltersdorff.

Johannes Beinert musste zum Kriegsdienst, hatte 1914 einen Kriegseinsatz bei Mülhausen, Wachdienst bei Breisach und
Hegenheim, wurde dann aber an die Kadettenanstalt nach Karlsruhe als
Militärlehrer versetzt. 1916 kam er an die Westfront. Als vor 100
Jahren, am 1. Juli 1916, die Somme-Schlacht begann, fiel er dort. Sein
Körper wurde nie gefunden. Heute erinnert die Grundschule Eckartsweier
an ihn, die seinen Namen trägt. An dem Haus in Eckartsweier, in dem er
lebte, wird ihm mit einer angebrachten Plakette gedacht, und am Freitag
kommt ein Buch über Johannes Beinert hinzu. Nicht zu vergessen die
Werke, die er hinterlassen hat.

Autor: Daniel Hengst

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