Baugenossenschaft Familienheim Mittelbaden
665.500 Euro Überschuss
Achern/Sasbachwalden (sp). „Der Bedarf an Wohnungen war noch nie so groß, aber gebaut wird immer weniger.“ Diese „paradoxe Situation“ beschrieb und kritisierte Vorstand Siegbert Hauser bei der Mitgliederversammlung der Baugenossenschaft Familienheim Mittelbaden, zumal vor allem bezahlbare Wohnungen fehlen und zu wenig gebaut wurde. „Statt der politisch formulierten 400.000 Wohnungen waren es 2024 gerade einmal knapp 252.000 Wohnungen“, so Hauser, der einen „radikalen Bürokratieabbau“, eine „deutlich stärkere finanzielle Unterstützung durch den Bund und die Länder“ sowie die „Förderung gemeinwohlorientierter oder kommunalen Wohnungsunternehmen“ forderte.
Vier Prozent Dividende
Die Bilanzsumme der Baugenossenschaft betrug zum Jahresende 2024 rund 72 Millionen Euro gegenüber 71,5 Millionen Euro im Vorjahr. Die Verbindlichkeiten für Kredite haben sich von 36,5 Millionen Euro um 500.000 Euro auf 36 Millionen Euro verringert. Es konnte ein Jahresüberschuss von rund 665.500 Euro erwirtschaftet werden, 2023 waren es 477.500 Euro. Nach der Einstellung von 601.000 Euro in die Rücklagen belaufe sich der Bilanzgewinn auf über 64.500 Euro, so dass eine vierprozentige Dividende ausgeschüttet werden kann. Dies haben die Anwesenden einstimmig befürwortet. Der Baulandvorrat liege bei 5.670 Quadratmeter, dies entspreche einem Buchwert von rund 590.000 Euro.
2040 klimaneutral
„Die erzielten Gewinne werden zur Finanzierung der notwendigen Modernisierungs- und Instandhaltungsarbeiten in den Mietshäusern und im Sinne der Klima-Roadmap zur CO2-Reduktion investiert“, stellte Hauser fest. In der Summe waren dies rund vier Millionen Euro (2,56 Millionen 2023). Seit drei Jahren werde Schritt für Schritt die Klima-Roadmap umgesetzt, um im eigenen Bestand bis zum Jahr 2040 klimaneutral zu sein. Deshalb wurden 2024 bei 13 Gebäuden die Photovoltaikanlagen installiert und ans Netz angeschlossen, außerdem wurden weitere Hybrid-Heizungen als Kombination von Gas und Wärmepumpe eingebaut. Ein Objekt in Achern wurde mit neuem Dach, neuen Fenstern und Fassadendämmung generalsaniert.
Bezahlbare Mieten
„Mieten müssen bezahlbar bleiben, das ist unsere Verantwortung“, betonte Hauser. Auch wenn diese vielerorts „durch die Decke gehen“, die Mieten der Baugenossenschaft lagen im Durchschnitt spürbar unter dem örtlichen oder regionalen Mietniveau.“ Dies sei kein Zufall, sondern der verantwortungsvolle Auftrag für ein „dauerhaftes gutes, sicheres und bezahlbares Wohnen.“ Die monatliche Durchschnittsmiete lag bei 6,60 Euro je Quadratmeter, im Vorjahr waren es 6,24 Euro und vor zehn Jahren betrug die Durchschnittsmiete 5,68 Euro. Zum eigenen Wohnungsbestand der Genossenschaft gehörten zum Bilanzstichtag 1.230 Mietwohnungen, 553 Garagen und 16 gewerbliche Einheiten inklusive der drei Geschäftsstellen in Achern, Kehl und Lahr. Der Verwaltungsbestand lag bei 879 Eigentumswohnungen in 52 Eigentümergemeinschaften sowie bei 90 Mietwohnungen Dritter.
Hohe Baupreise und Zinsen
Dass 2024 ein wichtiger Schwerpunkt mit dem Bau von Mietwohnungen nicht realisiert werden konnte, lag nach Hauser an den hohen Baupreisen, den hohe Zinsen, den fehlenden Fördermitteln und den schlechten Rahmenbedingungen. Deshalb bleibe die Leistungsbilanz seit der Gründung der Baugenossenschaft 1949 mit 5.849 Wohneinheiten unverändert. „Wir hoffen nun auf die neue Bundesregierung und den geplanten Bau-Turbo. Bei zwei Neubau-Projekten stehen wir in den Startlöchern“, betonte Hauser. Für ihn war es nach 14 Jahren sein letzter Geschäftsbericht, im Oktober wird er in den Ruhestand verabschiedet.
Geordnete Finanzlage
Dass die Finanzlage 2024 geordnet war, bestätigte der Vorsitzende des Aufsichtsrates, Bernd Siefermann. Die gesetzliche Prüfung ergab, dass die Vorstände Siegbert Hauser und Alexander Huber sowie die Aufsichtsräte ihre satzungsgemäßen Aufgaben wahrnahmen und es keine Beanstandungen gab. Deshalb wurden Vorstand und Aufsichtsrat auf Antrag von Thomas Walz jeweils einstimmig entlastet, gleiches Votum gab es für den Jahresabschluss und die Verwendung des Bilanzgewinns. Das Mandat von Bernd Siefermann lief aus, er wurde auf Vorschlag von Claus Preiss einstimmig wiedergewählt.
Für sagenhafte 70 Jahre Mitgliedschaft ehrten Siegbert Hauser und Alexander Huber das Siedlungswerk Baden, für 65 Jahre die Volksbank Bühl und die Katholische Kirchengemeinde Bühl. Für 60 Jahre Mitgliedschaft wurde die Volksbank Lahr geehrt. Ein halbes Jahrhundert sind Manfred Heitz (Achern) und Roland Kasper (Seelbach) treue Mitglieder der Baugenossenschaft. Seit 40 Jahren sind Rolf Kientsch (Rheinau), Jürgen Wörner (Renchen), die Stadt Lahr sowie die Fachfirma Meyer & Eichtinger (Achern) Mitglieder der Baugenossenschaft. Für 25 Jahre Mitgliedschaft wurde Stefan Rösch (Lauf) geehrt.
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