Wacholder und Trüffel statt saftiger Kirschen
Markus Kessler macht mit besonderem Gin Furore

Markus Kessler, Brennmeister und Mitinhaber der "The Black Forest Boar Distillery GbR" aus Bad Peters-
tal, hat sich innerhalb kürzester Zeit einen Namen in der Branche gemacht. | Foto: Michael Bode
  • Markus Kessler, Brennmeister und Mitinhaber der "The Black Forest Boar Distillery GbR" aus Bad Peters-
    tal, hat sich innerhalb kürzester Zeit einen Namen in der Branche gemacht.
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Bad Peterstal-Griesbach. Seine Produkte sind gefragt und im Falle des Gins sogar international ausgezeichnet: Markus Kessler, Brennmeister und Mitinhaber der "The Black Forest Boar Distillery GbR" aus Bad Peterstal, hat sich innerhalb kürzester Zeit einen Namen in der Branche gemacht. Dabei wollte er ursprünglich beruflich auf ganz anderen Pfaden wandeln.
"Unser Hof ist jetzt in der fünften Generation im Besitz meiner Familie", erzählt Kessler. Schon bei den ersten Worten wird klar, hier gehört er hin, hier fühlt er sich wohl. Der "Bühlender Andreasenhof", so der Name, wurde 1844 aus einem größeren Besitz herausgelöst und überschrieben. Seitdem existiert auch das Brennrecht der Familie. "Schon mein Opa und mein Vater haben aus Obst Schnaps gemacht", so Kessler. Der Sohn war stets dabei und schnell fasziniert.
"Nach der mittleren Reife habe ich aber erst Zimmermann gelernt", erzählt der 32-Jährige. Eigentlich wollte er Holzbau studieren, doch ihm war damals schon klar, dass er seine Heimat nicht verlassen würde. "Es gibt nicht viele Arbeitsplätze für Holzbauingenieure", erklärt er seine Neuorientierung in Richtung Maschinenbau. Er studierte an der Hochschule Offenburg, wo er zuvor die Hochschulreife erwarb. Zunächst arbeitete er bei der Otto Nußbaum GmbH in Kehl-Bodersweier. "Ich war dort für Sonderanfertigungen zuständig. Kennen Sie das Radhaus in Offenburg? Die Technik stammt von mir", so Kessler. "Ich wollte nie in die Autoindustrie. Jahrzehntelang nur für den einen Außenspiegel zuständig zu sein, das liegt mir nicht, ich brauche Abwechslung."
Eine Eigenschaft, die ihn auch in seinem jetzigen Beruf begleitet, denn er gibt ehrlich zu, den Reiz seiner Arbeit macht für ihn das Entwickeln neuer Rezepte aus. "Schon während meines Studiums habe ich unsere Brennerei weiter betrieben." Für Kessler ist weniger mehr, deshalb konzentrierte er sich auf die Klassiker: Kirschwasser, Apfelbrand, Williams Birne oder Mirabellenbrand und Liköre.
"Es lief gut, also pachtete ich noch zwei weitere Brennereien dazu", beschreibt er den allmählichen Wechsel von einem Fach ins andere. 2014 reduzierte er seine Stelle bei dem Kehler Unternehmen zum ersten Mal, nach einem Jahr stand für ihn fest: Er wagt den Schritt in die Selbstständigkeit. Deshalb investierte er auch in eine neue Brennerei, nur der alte Schlussstein erinnert noch an die alten Gebäude, in denen alles anfing.
"Zu der Zeit kamen auch meine beiden Mitinhaber Torsten Boschert und Hannes Schmidt mit der Idee, einen eigenen Gin zu brennen, auf mich zu", sagt Markus Kessler. Torsten Boschert kannte er seit vielen Jahren, mit Hannes Schmidt verstand er sich auf Anhieb: "Mir hat die Idee gefallen, ich fand es spannend, etwas Neues zu probieren." Also machten sich die drei daran, ihr Gin-Rezept zu entwickeln. "Wir hatten eigentlich nie die Absicht, etwas so Großes zu machen, wir wollten es einfach nur probieren." Mit den Grundzutaten wie Wacholder oder Schalen von Zitrusfrüchten experimentierten die drei. "Am Anfang war es nicht so toll", erinnert sich Markus Kessler mit einem Grinsen. "Wir haben fast zwei Jahre gebraucht, bis wir so weit waren." Denn bevor sie ihren "Boar Gin" auf den Markt brachten und damit Furore machten, entdeckten sie eine ungewöhnliche Zutat. "Hannes Schmidt hatte jemanden kennengelernt, der Trüffelbäume im Schwarzwald pflanzte", so Kessler. Das brachte sie auf die Idee, das Getränk mit einem Hauch Trüffel abzurunden. "Beim ersten Mal haben wir viel zu viel verwendet. Wissen Sie wie intensiv Trüffel riecht?" Davon ließen sie sich nicht entmutigen und entdeckten schließlich die perfekte Mischung: "Jetzt sorgt der Trüffel nur noch für einen weichen Abgang." Eine Tatsache, die Liebhaber weltweit schätzen. Das junge Unternehmen nimmt gerade eine rasante Entwicklung.
Mittlerweile hat er sich zum Edelbrandsommelier ausbilden lassen. "Dabei lernt man, die gesamte Sensorik zu beurteilen", erklärt Kessler und ergänzt: "Das hat mich weitergebracht in meiner Arbeit, denn natürlich gehört auch die Fehlererkennung dazu." Für andere Hobbys bleibt ihm wenig Zeit, aber: "Ich bin zweiter Vorsitzender des Musikvereins und auch während der Fastnachtszeit unterwegs."
Christina Großheim

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