Schauspieler Johannes Suhm als Dokumentar-Filmer im Kino

Der Schauspieler als Regisseur seines Dokumentarfilms in New Offenburg im amerikanischen Bundesstaat Missouri: Johannes Suhm (r.) trifft und filmt badische Auswanderer und deren Nachkommen, hier mit Ozzie und Welton Gegg. | Foto: Foto: S. Salm
  • Der Schauspieler als Regisseur seines Dokumentarfilms in New Offenburg im amerikanischen Bundesstaat Missouri: Johannes Suhm (r.) trifft und filmt badische Auswanderer und deren Nachkommen, hier mit Ozzie und Welton Gegg.
  • Foto: Foto: S. Salm
  • hochgeladen von dtp01 dtp01

Berlin/Durbach-Ebersweier. Gerade erlebt Johannes Suhm eine neue Rolle: Vor drei Monaten wurde sein
Sohn Josef geboren. „Derzeit mache ich so etwas wie Elternzeit“,
berichtet der in Berlin wohnende Schauspieler. „Angefixt“, so Suhm,
worden sei er durch Schultheater am Integrierten Beruflichen Gymnasium
in Lahr, wo er sein Abitur machte. Der Anschluss zur Ausbildung an einer
Schauspielschule war aber lang, erzählt der in Durbach-Ebersweier
aufgewachsene Johannes Suhm.

Berlin war bereits sein Einsatzort als Zivildienstleistender, bevor ihn die Schauspielerei über Paris und
Wien nach München führte. „Zwei Jahre lang habe ich immer wieder
vorgespielt und ein bisschen Theaterwissenschaften studiert“, bis ihn
die Otto-Falckenberg-Schule in München aufnahm. „Sicher gibt es
unglaubliche Talente, aber oft ist es einfach Geschmackssache beim
Vorspielen“, glaubt Suhm. Bei Schauspielern sei das Gesicht entscheidend
und damit gelte es zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.

Sein Filmstart war gleich ein großes Projekt: „Sophie Scholl – Die letzten
Tage“. Das Werk über die Widerstandsbewegung „Weiße Rose“ wurde auch mit
einer Oscar-Nominierung ausgezeichnet. Suhm spielte dort den
Mitbegründer Alexander Schmorell. Für Suhm folgte eine Auszeichnung als
bester Nachwuchsschauspieler in der Sat1-„Talent Class“. Immer wieder
spielt er in Filmen mit, die sich mit der deutschen Geschichte
beschäftigen: Thorwald „Thorsten“ Proll war Suhms Rolle in „Der Baader
Meinhof Komplex; Henri de Catt in „Friedrich – Ein deutscher König“.
Dort an seiner Seite: die große Katharina Thalbach als Friedrich der
Große.

„Es ist gut, wenn man sich kennt“, erinnert sich Suhm. Beim Film gibt es keine großen Proben, erzählt Suhm: „Da kommt man an
das Set und los geht es“. Mit Thalbach sei es gelungen, einen neuen
Blick auf die historische Figur zu werfen. Thalbach und Suhm kannten
sich bereits: Denn von 2004 bis 2006 war Suhm Mitglied des Ensembles des
Hans-Otto-Theaters in Potsdam. Mit Thalbach hat er somit „über 100
Aufführungen“ absolviert. „Doch in einem Ensemble wird man schnell zur
Maschine“ im täglichen Ablauf. Somit beendete er das Engagement und
arbeitet seit 2006 als freier Schauspieler.

„Als Schauspieler ist man oft fremdbestimmt, wenn es um Rollen geht“, weiß Suhm heute. „Die
Leute sehen etwas in einem und man wird entsprechend besetzt“. So wurde
inzwischen aus dem Studenten auch schon mal der Rechtsanwalt oder Vater,
erzählt der 37-Jährige lächelnd. Krimis der Marke „Tatort“, „Soko
Leipzig“ und „Soko Stuttgart“ kamen hinzu. Dazu auch leichte
Unterhaltung wie „Das Ferienhaus auf Ibiza“ oder die Serie „Doctor‘s
Diary“. Filmen und Schauspielern muss auch Spaß machen, erklärt Suhm
diese Filme. Vor allem der schwarze Humor bei „Doctor‘s Diary“ habe ihm
gefallen – und Spaß gemacht hat es auch. Dazu immer wieder Filme zur
deutschen Geschichte: „Dutschke“ oder „Der Weg zur Machtergreifung“. Im
kommenden Jahr spielt Suhm in Zürich – geprobt wird in Berlin, „weil
hier viele der Schauspieler leben“, schwärmt er von Berlin als
kulturellem Zentrum.

Hinzugekommen ist für Suhm die Rolle als Regisseur von Dokumentarfilmen. Angefangen hat es mit
Mini-Dokumentationen in der Heimat mit Eltern, Onkel und Tante in
Ebersweier und Urloffen, die Grundlage für „New Offenburg – der Film“,
den er auf eigenes finanzielles Risiko in Angriff nahm. Beim
Filmfestival in Freiburg feierte der Film einen ersten Erfolg. Es kam im
Mai die Premiere in Offenburg hinzu. Am 1. Oktober, 18.30 Uhr, läuft
„New Offenburg“ auch auf der Oberrheinmesse. Und: Am 20. November folgt
der Start in den Kinos.

Über Freunde hatte Suhm von den badischen Auswanderern nach Missouri gehört. Ste. Genevieve liegt „eine
Fahrstunde südlich von St. Louis – immer dem Mississippi nach“,
beschreibt Suhm das Ziel, wo Familien leben, die Joggerst, Leible oder
Schremp heißen. Die Orte heißen dort immer noch entsprechend. Er wurde
neugierig, nahm Kontakt auf und als Betty Gegg ihm sagte, „wir haben auf
jemanden wie dich gewartet“, um den Film zu drehen, fuhr er mit
Kameramann Stephan Salm, Student an der Hochschule Offenburg, hin. „Es
war spannend, dort zu drehen, was man selber aus anderen Filmen als
Kulisse kennt“.

Autor: Rembert Graf Kerssenbrock

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.