Keine „Hardcore“-Kapriolen bei Altdorfer Flugplatzfest

Begeisterten bei Veranstaltung im vergangenen Jahr: Grasshoppers beim Formationsflug.  | Foto: Foto: Fliegergruppe
  • Begeisterten bei Veranstaltung im vergangenen Jahr: Grasshoppers beim Formationsflug.
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Ettenheim/Lahr. Bestürzung, Schock und Trauer bei der Fliegergruppe Lahr-Ettenheim nach dem Unfall
am Sonntag bei einer Flugshow in Dittingen bei Basel, bei dem zwei
ultraleichte C42 der Formation Grasshoppers aus Bremgarten
zusammenstießen, zwei Maschinen abstürzten und ein 50-jähriger Pilot
starb. „Wir sind tieftraurig und bestürzt über den tragischen Unfall und
den Tod eines geschätzten Fliegerkameraden“, erklärte die Sprecherin
der Fliegergruppe, Christine Jegodtka. „Einige unserer
Vereinskameraden“, so Jegodtka, „kennen die verunglückten Piloten
persönlich und sind tief getroffen.“

Persönlich kennt die Piloten auch der Vereinsvorsitzende Wendelin Hug und noch besser
Valentin Rosemann, der das Programm für das Flugplatzfest auf dem
Flugplatz Altdorf-Wallburg am kommenden Wochenende plante, derzeit aber
unerreichbar in Italien weilt. Die Bremgartener Grasshoppers sollten bei
dem Fest wie bereits im vergangenen Jahr in ihren drei Leichtflugzeugen
mit einem ausgefeilten Formationsflug das Publikum begeistern. Ein
Programmpunkt, der natürlich ersatzlos gestrichen wurde. Stattdessen
wird es Schweigeminuten geben. Derweil macht sich Wendelin Hug darüber
Gedanken, wie das Unglück passieren konnte.

Ein Foto zeigt, wie eine C42 offenbar von unten ins Heck der zweiten fliegt, wonach eine der
beiden Maschinen in eine Scheune stürzte, worin der Pilot starb,
während sich sein Kollege mit dem Fallschirm rettete und das dritte
Flugzeug sicher landete. Irgendetwas müsse „von der Luftbewegung her“
passiert sein, meint Hug. Der Vereinsvorsitzende: „Das ist wie bei
Gänsen. Einer fliegt voran, die anderen müssen Turbulenzen ausgleichen.
Verwundert ist Hug, dass ein Flugzeug in ein Wohngebiet stürzte. Beim
Altdorfer Flugplatzfest werde stets darauf geachtet, dass solche Flüge
südlich des Geländes stattfinden, so dass ein Flugzeug im Falle eines
Falles nicht auf Zuschauer und Wohngebiete stürzt.

Passiert sei beim Flugplatzfest bisher nichts. Dennoch gebe es einen auch gesetzlich
vorgeschriebenen Notfallplan. Denn natürlich sei man nie sicher, dass
kein Unglück passiert, wenn beispielsweise ein Pilot „alles falsch
macht“ oder ein technisches Problem auftritt. Sicherheitsfragen seien
auch wesentlicher Bestandteil der Genehmigung durch das
Regierungspräsidium, das wiederum die Deutsche Flugsicherung informiert.
Überhaupt gelten in Deutschland für solche Veranstaltungen laut Hug
weltweit die strengsten Vorschriften.

Anders als in England, wo vergangenen Samstag bei einem Schauflug bei Brighton ein historischer
Militärjet nach einem missglückten Looping auf eine viel befahrene
Straße stürzte und laut Polizeiangaben bis zu 20 Menschen getötet
wurden. „Das würden wir nicht machen, es würde nicht genehmigt, und wir
könnten das auch nicht bezahlen“, betont Hug und erteilt solchen
„Hardcore“-Kunstflügen eine Absage. Mit Grausen denkt der Vorsitzende
des 73 aktive und 100 passive Mitglieder, darunter 20 Jugendliche,
zählenden Vereins, an Veranstaltungen in den USA, wo es „ganz normal“
sei, dass beispielsweise Bomben abgeworfen werden und ein Luftkampf
zwischen amerikanischen und japanischen Bombern simuliert wird.

Das eigene Flugplatzfest, das am Samstag um 11.30 und am Sonntag um 10.30
Uhr beginnt, soll stattdessen „Volkfestcharakter“ haben ohne
„Flugshow-Stars“, unterstreicht der 65-Jährige. Was auch dem Publikum
zugute kommt: Der Eintritt ist frei.

Autor: Norbert Rößler

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