Bekämpfung von Jakobskreuzkraut
Mit Blutbären-Raupen gegen giftige Pflanze

Aussetzung der Blutbären-Raupen | Foto: Stadt Ettenheim
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Ettenheim (st). Was auf den ersten Blick wie schöne gelbe Farbtupfer an Wegerändern oder auf den Wiesen aussieht, kann giftig sein. Denn das Jakobskreuzkraut ähnelt zwar in Wuchsform und Blüte dem medizinisch verwendeten Johanniskraut, unterscheidet sich aber in seiner Wirkung deutlich, denn die Pflanze ist giftig.

Schmetterlingsraupen fressen Jakobskreuzkraut

Auch in Ettenheim ist das Jakobskreuzkraut mittlerweile im ganzen Gemeindegebiet verbreitet, so dass die Stadtverwaltung dringenden Handlungsbedarf sah. Aus diesem Grund hat die Leiterin des städtischen Liegenschaftsamtes, Katharina Augsten, Kontakt zu Andreas Frahm aufgenommen. Er setzt Blutbären-Raupen ein, um die giftige Pflanzen zu bekämpfen. Der Blutbär ist ein Schmetterling, der seine Eier auf dem Jakobskreuzkraut ablegt. Die geschlüpften Raupen fressen die Pflanze dann langsam herunter und hindern die Pflanze daran, neue Samen zu entwickeln. Die heruntergefressene Pflanze kann sich im gleichen Jahr nicht mehr erholen und ist im Folgejahr dann nicht mehr vorhanden. Mit dem von Andreas Frahm entwickelten Verfahren soll es gelingen, die Flächen vom Jakobskreuzkraut zu befreien. Die Stadt geht von einem Zeitraum von rund vier Jahren aus.

Vergangene Woche wurden die Blutbären-Raupen in Ettenheim ausgesetzt. Gemeinsam mit seiner Kollegin Petra Becker-Morhain führte Andreas Frahm Bauhofleiter Markus Ohnemus, Max Riegger von der Fischzucht Riegger und Mitarbeiter des städtischen Bauhofs sowie vom Straßenbauamt des Landratsamts zunächst intensiv in die Thematik ein. Anschließend wurden die die Raupen auf dem ausgewählten Grundstück ausgesetzt.

Neben dem Aussetzen der Blutbären ist natürlich auch besonders auf den Mäh- und Mulchzeitraum der Flächen zu achten, berichtet Katharina Augsten. Zum einen, um die Raupen zu schützen und zum anderen, um die Samen nicht weiter zu verbreiten. Denn der Blutbärschmetterling überwintert im ersten Jahr als Raupe verpuppt im Boden und schlüpft im Mai und Juni des Folgejahres. Dann ist er besonders abends ab 19 Uhr aktiv. Bereits im vergangenen Jahr war Andreas Frahm in Ettenheim und es wurde gemeinsam mit den Landwirten Bruno Fischer und Max Riegger sowie dem Bauhof nach Flächen gesucht, die für die Aussetzung geeignet wären.

Kraut für Menschen und Tiere gefährlich

Sogar für Menschen ist das Kraut gefährlich. So können die Giftstoffe über die Haut aufgenommen werden, wenn die Pflanze beim Ausreißen verletzt wird und Pflanzensaft austritt. Beim Menschen würde es aber erst gesundheitsgefährdend werden, wenn man sehr viel Kontakt mit Pflanzen hat. Auch kann es in Folge eines Kontaktes zu chronischen Lebervergiftungen kommen, da sich die Giftstoffe, Pyrrolizidin-Alkaloide, in der Leber langsam anreichern an und dann zu chronischen Krankheitsprozessen führen.

Besonders gefährlich ist das Jakobskreuzkraut für Pferde. Die Pflanze schmeckt zwar während der Blüte bitter und wird deshalb nicht von den Tieren gefressen, aber in getrocknetem Zustand verliert sie die Bitterstoffe und stellt so eine tödliche Gefahr für Pferde dar.

Die Pflanze findet besonders auf Weiden mit mangelnder Weidepflege und unterlassener Nachmahd optimale Bedingungen. Besonders im Bereich von undichten Grünlandnarben kann sie sich optimal ausbreiten. Andreas Frahm empfiehlt, dass sie spätestens vor Blühbeginn gemäht werden sollte. Eine Pflanze enthält bis zu 10.000 Samen, diese können über 30 Jahre im Boden verharren bis sie zu keimen beginnt.

Rat des Experten

Andreas Frahm rät: „Da das Jakobskreuzkraut in der Regel nur auf den eigenen Flächen bekämpft werden kann, ist es wichtig, Nachbarn mit einzubeziehen beziehungsweise Nachbarflächen ebenfalls zu bereinigen. Nur so kann es gelingen, möglichst viele Samen aus dem Boden zu ziehen und die gesamte Region vom Jakobskreuzkraut zu befreien. Werden benachbarte Flächen nicht bereinigt und bilden die dort vorhandenen Pflanzen Samen aus, werden die eigenen Flächen erneut kontaminiert“. Er ergänzt: „Auch wenn die Raupen des Blutbären die Nachbarflächen miterobern, so gilt es, den Blutbären auch auf diesen Flächen durch eine angepasste Bewirtschaftung in seiner Population zu unterstützen.“

Um bereits jetzt gegen das Jakobskreuzkraut anzukämpfen wird der Bevölkerung empfohlen, die Pflanze auszureißen, damit sie sich nicht weiter fortpflanzen kann. Dabei sollten Handschuhe getragen werden. Die Pflanze sollte so entsorgt werden, dass sich die Samen nicht verteilen können, etwa über die schwarze Tonne oder Verbrennen.

Der Stadtverwaltung ist es auch wichtig, Pferdebesitzer und Landwirte für die Gefahr die vom Jakobskreuzkraut ausgeht zu sensibilisieren. Daher ist auch ein Info-Termin für Ettenheimer Bürgerschaft, speziell für Landwirte und Reitvereine und andere Betroffen geplant. Die Wichtigkeit des Themas betonte auch Bürgermeister Bruno Metz. „Das Jakobskreuzkraut verbreitet sich leider großflächig, auch in Hausgärten. Wir laufen Gefahr, dass viele Weide- und Futterflächen für die Landwirtschaft unbrauchbar werden. Zusammen mit Fachleuten haben wir deshalb seit längerem nach einer möglichst natürlichen Bekämpfung gesucht und nun hoffentlich gefunden. Ich hoffe, der Einsatz der im Norden Deutschlands heimischen Raupenlarve hilft uns hier nachhaltig“, so Bruno Metz.

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