Doris Reinhardt im Porträt
Entschlossen sagt sie der Krise den Kampf an

Doris Reinhardt hat sich schon in früher Jugend für den pflegerisch-medizinischen Bereich interessiert. Seit fast 30 Jahren praktiziert sie als Hausärztin. | Foto: Foto: Michael Bode
  • Doris Reinhardt hat sich schon in früher Jugend für den pflegerisch-medizinischen Bereich interessiert. Seit fast 30 Jahren praktiziert sie als Hausärztin.
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Friesenheim. Es ist wie so oft: Die Praxis ist geschlossen, doch Dr. Doris Reinhardt sitzt in ihrem Sprechzimmer am Schreibtisch, sichtet Unterlagen, beantwortet Mails und liest neueste Veröffentlichungen. Für die Friesenheimer Allgemeinärztin gehörte ein hohes Arbeitspensum schon immer zum Alltag, seit Corona gehen Berufs- und Privatleben fließend ineinander über.Denn die 59-Jährige ist Pandemiebeauftragte der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) für den Ortenaukreis und wurde für ihre außerordentliche Verdienste jüngst von Landrat Frank Scherer mit der Ehrenmedaille des Kreises ausgezeichnet.

"Bisher haben wir es gut gewuppt, wir haben flächendeckend eine gute Impfquote", stellt Doris Reinhardt fest, die dem Landrat zufolge "Krise kann", die die Kommunikation zwischen fast 300 Hausärzten und dem Gesundheitsamt koordiniert, die Fieberambulanzen und Teststationen organisierte, an der Planung des Zentralen Impfzentrums und der beiden Kreisimpfzentren in Offenburg und Lahr beteiligt war und schließlich zu deren medizinischen Leiterin wurde. "Ich kann schnell Entscheidungen treffen und Verantwortung übernehmen", erklärt sie, warum sie im Krisenmanagement eine Aufgabe gefunden hat. Doris Reinhardt, damals bereits Notfallbeauftragte für den Landkreis, erinnert sich noch genau an den 28. Februar 2020, als sie um 10 Uhr morgens einen Anruf des Corona-Krisenstabs erhielt. "Am Ende der Sitzung war mir klar, dass jetzt die Busse aus Ischgl kommen und es eine Struktur braucht, um die Menschen zu kanalisieren und zu versorgen." Der Startschuss war gefallen.

Sie nimmt gern die Zügel in die Hand

Bereits vor der Pandemie nahm die Mutter von drei Kindern gern die Zügel in die Hand. Mit dem Ärztemangel, dem von der Politik verordneten Budgetieren und der Reform der Bereitschafts- und Notdienste kam ihr berufspolitisches Interesse. "Mir wurde klar, dass wir Ärzte aktiv werden müssen, wenn wir die Rahmenbedingungen gestalten wollen und uns darauf konzentrieren müssen, wozu wir verpflichtet sind", so Reinhardt. Seitdem ist die Ärztin auf verschiedenen Ebenen politisch aktiv: für die Hausärzte im Hausärzteverband, in der Kassenärztlichen Vereinigung für Hausärzte, Kinderärzte und Psychotherapeuten sowie im Landesvorstand der Ärztekammer für alle Ärzte. "Ich habe verschiedene Hüte auf, weiß aber immer, welchen ich gerade trage", unterstreicht sie. So könne sie stets aus verschiedenen Blickwinkeln ihren qualifizierten Beitrag leisten.

Der pflegerisch-medizinische Bereich hat Doris Reinhardt, die in Ottenhöfen aufgewachsen ist, schon früh interessiert. Als ihr Onkel, ein Architekt, ein Pflegeheim in Achern baute, hat sie dort schon Pfortendienst absolviert, bevor sie 14 Jahre alt war. "Mit 14 habe ich dann sonntags Pflegedienste im Krankenhaus übernommen, damals war das noch erlaubt", erzählt sie. Der Wunsch, Medizin zu studieren, reifte dann aber erst während ihrer Au-pair-Zeit in Paris. "Ich habe mir Unterlagen für Romanistik und Medizin schicken lassen. Da ich aber einen handfesten Beruf erlernen wollte, fiel die Wahl auf Medizin", berichtet sie. Wichtig war ihr außerdem, mit ihrem Beruf einmal nicht an Deutschland gebunden zu sein. "Und dass ich mich nicht gleich auf eine Fachrichtung festlegen musste, kam mir sehr entgegen, da ich immer Vielfalt haben wollte", ergänzt sie. Ihr letztes Examen legte sie im achten Monat ihrer ersten Schwangerschaft ab, mit dem Wunsch, in der HNO zu arbeiten. Schließlich kam nach dem dritten Kind dann aber doch alles anders und sie wurde 1993 Partnerin in einer hausärztlichen Gemeinschaftspraxis in Friesenheim.

"Mama Corona", wie Doris Reinhardt einmal genannt wurde, hat wenig Freizeit zur Verfügung. Dennoch schafft sie es, mit ihrem Mann, den Kindern und den Enkelkindern Zeit zu verbringen, gern beim Fahrradfahren oder Spazierengehen. "Solange ich das Gefühl habe, ich kann noch alles händeln und noch über den Berg drüberschauen, ist alles gut." Dabei kann sie sich auch auf ihren Mann verlassen, der ihren Einsatz stets wohlwollend-kritisch im Blick hat. "Manchmal nimmt er mir meine 'Versorgungsbrille' ab. Das ist ein sehr guter und wichtiger Ausgleich", stellt Reinhardt fest. Daniela Santo

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