Weltreise mit dem Fahrrad
Corona bringt Routenplanung durcheinander

Melanie Steinigen (l.) und der gebürtige Gengenbacher Daniel Kast sind auf Weltreise mit dem Rad. Sie berichten von ihren Erfahrungen im Corona-Jahr. | Foto: Vaegabond
  • Melanie Steinigen (l.) und der gebürtige Gengenbacher Daniel Kast sind auf Weltreise mit dem Rad. Sie berichten von ihren Erfahrungen im Corona-Jahr.
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Ortenau (gro). Vor etwas mehr als einem Jahr haben sich Daniel Kast und Melanie Steinigen auf den Weg gemacht: Im Dezember 2019 startete ihre Weltreise mit dem Fahrrad, die sie von Deutschland nach Japan führen soll. Der gebürtige Gengenbacher Kast hat die Route mit seiner Lebensgefährtin sorgfältig geplant – fünf Jahren wollen sie unterwegs sein. Doch wie bei vielen Menschen hat die Corona-Pandemie in diesem Jahr ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht.
"Durch die Corona-Maßnahmen haben wir fast drei Monate eingebüßt", berichten beide per E-Mail. Zur Zeit sind sie in der Türkei, denn die Grenzen in den Iran und Georgien sind im Moment geschlossen. "Vor der Reise hatten wir in etwa geplant, wann wir wo sein können, um relativ warme Winter zu haben beziehungsweise starken Regenzeiten auszuweichen. Doch Corona hat unseren Plan ganz schön durcheinander gebracht, aber wir machen das Beste daraus. Man kann sowieso nicht alles planen", stellen sie fest.

Den Winter 2019/20 hatten sie in Marokko verbracht. Danach ging es noch einmal nach Deutschland, unter anderem auch nach Gengenbach. Erst im Mai konnten sie sich auf die Weiterreise machen: Es ging über die Alpen – bei ständigem Regen – an die Adria, wo dann 40 Grad Celsius herrschten. "Das hat uns aber keinesfalls die Lust am Radreisen verdorben", so Kast und Steiniger.


13.000 Kilometer schon geschafft


13.000 Kilometer haben sie auf ihrer insgesamt 50.000 Kilometer langen Tour bereits hinter sich gebracht. Dabei haben sie 15 Länder durchquert. "Die Landschaft des Balkans war einfach super", schwärmen beide. Aber auch ihr erster Winter in Marokko hat einen bleibenden Eindruck bei ihnen hinterlasen. "Zu den schönsten Momenten unserer bisherigen Reise zählen definitiv die Begegnungen in Marokko", schwärmen beide. "Vor allem die Menschen in den kleinen Bergdörfern fernab des Tourismus sind unglaublich herzlich und gastfreundlich, ohne eine Gegenleistung dafür zu erwarten. Oft wurden wir vom Fleck weg auf einen Tee eingeladen, aßen mit der ganzen Familie von einem großen Teller. Diese Leute mögen vielleicht nicht viel besitzen, aber das, was sie hatten, haben sie von Herzen geteilt." Für die beiden Radreisenden waren dies Schlüsselmomente, die sie zum Nachdenken über die eigene Kultur und westliche Lebensweise anregten.

Während ihrer Weiterreise hatten sie bislang wenig Probleme mit Corona. "Das liegt wohl daran, dass wir große Menschenmengen meiden und fast ausschließlich im Zelt schlafen", vermuten die beiden. Dennoch müssen sie ihre Route immer wieder anpassen. "Unsere weitere Tour hängt sehr von äußeren Einflüssen, politischen Entscheidungen und eben auch den Corona-Regeln ab", berichten Kast und Steiniger. "Sind in einem Land Unruhen, Krieg oder massive Corona-Einschränkungen, die uns das Reisen erschweren, dann ändern wir soweit wie möglich die Route. Wir versuchen unterwegs uns immer über die Nachrichten und Informationen des Auswärtigen Amtes auf dem Laufenden zu halten, was Einreisebeschränkungen und Reisewarnungen angeht."

In der Zwangspause

Deshalb sitzen sie derzeit fest, aber: "Sobald wie möglich geht es als nächstes nach Georgien und in den Iran. Danach wollen wir über Kirgistan, Tadschikistan und die anderen Ländern, die auf -stan enden, weiter in Richtung Indien", erzählen sie. Über Südostasien und Indien wollen sie letztendlich nach Japan gelangen.

In der Türkei mussten sie ihre Aufenthaltsgenehmigung verlängern. "Das bescherte uns einen der weniger schönen Moment unserer Reise", so die Weltreisenden. Die Bürokratie und Organisation von türkischen Ämtern forderte beide. "Zum einen gab es die Sprachbarrieren, dann unheimlich viele zu organisierende Dokumente und Papiere, Versicherungen, die nicht anerkannt wurden, und letztendlich ein Termin, der so gelegt war, dass wir ihn gar nicht komplett wahrnehmen konnten, da die Behörde schon vorher Feierabend macht", berichten sie. Das Land hat dennoch Eindruck gemacht. "Die Umgebung ist wunderschön, auch die lokale Küche ist äußerst empfehlenswert und die Menschen sehr offen und herzlich", schildern sie.
Beide hoffen, dass es bald weitergeht: "Ein ganz normaler Reisetag sieht bei uns in etwa so aus: Wir stehen gegen 7 Uhr morgens auf, kochen ein warmes Frühstück oder essen die Reste des Vortags. Dann reinigen wir unser Geschirr, räumen unser Campingequipment wieder ein. Bevor es losgeht, machen wir etwas Yoga oder dehnen uns. Etwa gegen 9 Uhr sitzen wir schon im Sattel und radeln neuen Abenteuern entgegen. Gegen Mittag, 13 Uhr, gibt es Obst mit Brot und Olivenöl. Wir sind bis 17 Uhr täglich unterwegs, manchmal auch länger. Das hängt ganz von unserer Kondition und Laune ab. Bevor es dunkel wird, suchen wir uns einen Platz, um unser Zelt aufzuschlagen. Abends wird gekocht und zwischen 20 und 21 Uhr schlafen wir erschöpft, aber glücklich ein."

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