Aufreger in Gengenbach
Nur eine Anfrage oder schon ein Baugebiet?

Im Gewann Hub ist eine Wohnbebauung vorgesehen. Doch Anwohner lehnen dies ab, da die Zufahrten sehr eng sind.  | Foto: gro
  • Im Gewann Hub ist eine Wohnbebauung vorgesehen. Doch Anwohner lehnen dies ab, da die Zufahrten sehr eng sind.
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Gengenbach-Reichenbach (gro). Wenn Hans-Peter Schneider aus seinem Garten schaut, blickt er auf eine grüne Oase. Denn dahinter liegen Wiesengrundstücke mit Obstbäumen. Das könnte sich ändern: Schon seit 2003 ist das Gebiet im Gewann "Auf der Hub" in Gengenbach-Reichenbach als potentielles Bauland ausgewiesen. Im Juni hat die Stadt Gengenbach die Eigentümer der Grundstücke angeschrieben, ob der Wille zum Verkauf bestünde. "Der Wunsch nach der Entwicklung dieses Baugebiets wurde aus dem Ortschaftsrat an die Verwaltung herangetragen", so Bürgermeister Thorsten Erny auf Anfrage. Deshalb habe der Gemeinderat die Stadtverwaltung beauftragt, in einem ersten Gespräch die Verkaufsbereitschaft der Grundstückseigentümer abzufragen.

Für Hans-Peter Schneider, Anlieger in der Hubstraße, ist dies nicht nachvollziehbar. "Alle Grundstücke liegen am Hang", erzählt er bei einem Ortstermin. Schon jetzt würde durch den Natursteinkeller seines alten Bauernhauses bei starkem Regen Wasser laufen. Er fürchtet, durch eine zusätzliche Versiegelung könnte sich dies verschlimmern. Doch das ist nicht sein einziger Kritikpunkt an der Idee, Bauplätze in dem Gewann zu schaffen: "Die Hubstraße ist relativ schmal. Die Kinder fahren durch diese Straße zur Schule und zum Kindergarten. Zwischen den Häusern der bestehenden Bebauung sind nur wenige Lücken. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie da der Verkehr zu und von dem Baugebiet laufen soll", erklärt er. Zudem könne die Hubstraße nur über zwei schmale Brücken angefahren werden. Hinzu komme ebenfalls, dass die Wiesen als FFH-Gebiet eingestuft seien.

In einem offenen Brief hat sich Schneider an seine Nachbarn gewandt: Es handele sich um eine Gesamtfläche von 25.000 Quadratmeter. Schneider rechnet, dass auf ihr 22 bis 24 Bauplätze entstehen könnten. "Von Seiten der Gemeinde kann nicht verbindlich zugesagt werden, ob ausschließlich Einfamilienhäuser oder auch Wohnblocks gebaut werden sollen", schreibt er. Die Stadt habe den Eigentümern ein Angebot von 65 Euro pro Quadratmeter gemacht, zudem biete sie einen Beschleunigungszuschlag von 15 Euro, wenn bis 31. Oktober die Eigentümer verkauften, an. "Wenn sie diese Preise hochrechnen plus die notwendige Erschließung, frage ich mich, welche junge Familie sich die Grundstücke leisten kann", fragt sich Schneider. Ihn irritiert, dass die Stadt ein Umlegungsverfahren ankündigt, wenn sie 50 Prozent der Fläche erwerben könne.

Nur eine Abfrage

Bürgermeister Erny versteht die Aufregung nicht: "Wir müssen abfragen, ob die im Flächennutzungsplan vorgesehenen Gebiete für eine Bebauung tatsächlich zur Verfügung stehen. Wenn dies nicht der Fall ist, dann müssen wir sie daraus streichen, denn sonst können wir keine neuen Flächen ausweisen." In einer internen Eigentümerversammlung habe die Stadt ihr Interesse bekundet und für etwaige Fragen zur Verfügung gestanden. Dies sei auch in anderen Kommunen ein übliches Verfahren, denn viele würden zukünftig keine Baugebiete ausweisen, ohne dass sie nicht maßgeblichen Anteil an den Grundstücksflächen hätten.

"Die Eigentümergespräche werden geführt, damit sich die Stadtverwaltung frühzeitig ein Bild über die Realisierungschancen machen kann. Weitere Planungen gibt es derzeit nicht", erklärt Erny. Es würden erst dann weitere Maßnahmen beauftragt werden, wenn sich reelle Entwicklungschancen zeigten. Sollte es keine Verkaufsbereitschaft geben, gebe es auch kein Baugebiet. Die Abfrage bei den Eigentümern würde aktuell noch laufen.

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