Amt für Waldwirtschaft informierte
Über Baumalternativen im Klimawandel

Foto: Landratsamt Ortenaukreis

Gengenbach (st) Enorme Hitze, anhaltende Trockenheit und fehlende Niederschläge setzten dem Wald im Ortenaukreis auch 2022 zu. Laut dem aktuellen Waldzustandsbericht Baden-Württemberg sind 46 Prozent der Waldfläche im Land deutlich geschädigt. „Alle heimischen Baumarten sind von den Schäden betroffen – manche mehr, manche weniger“, konstatiert Mario Herz, Leiter des Forstbezirks Wolfach. Mit zunehmender Erwärmung, Wetterextremen und neuen Schädlingen wird die Belastung für die heimische Baumartenpalette weiter steigen, prognostiziert Herz, weshalb man sich auch mit alternativen Baumarten auseinandersetzen müsse.

Zu diesem Thema hat das Amt für Waldwirtschaft gemeinsam mit dem Förster der Stiftung Schönau, Holger Thoma, am vergangenen Samstag, 10. Juni, in Gengenbach-Reichenbach eine Exkursion veranstaltet. 20 interessierte Waldbesitzende der Forstbetriebsgemeinschaft Gutach und Hornberg-Reichenbach informierten sich dabei über alternative Baumarten.

Testanbauten

„Vor zehn Jahren haben wir hier mit Testanbauten auf Käfer- und Sturmflächen begonnen“, erklärte Thoma. Heute habe er in seinem Revier rund 15 Hektar mit fremdländischen Baumarten bepflanzt, was bei seiner Reviergröße von 2.000 Hektar nur 0,8 Prozent entspricht. In diesem Zusammenhang verdeutlichte Forstbezirksleiter Herz anhand einer „Baumartenpyramide“ auch die künftige Relevanz von alternativen oder fremdländischen Baumarten. „Sie sollten höchsten die Spitze der Pyramide bilden“, so Herz. Das Fundament müssten weiterhin heimische sowie bewährte Baumarten, wie zum Beispiel Douglasie, Esskastanie oder Roteiche bilden. Auch in den Verbreitungsgebieten der heimischen Baumarten sehen die Förster großes Potential. Schließlich gebe es auch in den Pyrenäen oder im italienischen Apennin Weißtannen und Buchen.

Im öffentlichen Diskurs werden alternative bzw. fremdländische Baumarten oft negativ bewertet. Dabei zeige die Dynamik des Klimawandels, dass das Prädikat „heimisch“ nicht unbedingt „angepasst“ bedeuten müsse. Vielmehr sei es an der Zeit, anhand von kleinflächigen Versuchen Erfahrungen zu sammeln, um letztlich passende Arten zu finden.

Über zwei Stunden sammelten die Waldbesitzenden wertvolle Eindrücke zu verschiedensten Baumarten. Neben wuchskräftigen, aber lichtbedürftigen Hybrid-Lärchen konnte in einem anderen Bestand eindrucksvoll die unterschiedliche Wuchsdynamik zwischen Libanonzeder und Douglasie verglichen werden. Während die Zeder zunächst in Wurzelwachstum und Verankerung investiert, setzt die Douglasie voll ins Sprosswachstum. In diesem Fall benachteiligt ihre Wuchsstrategie die Zeder, weshalb sie mittelfristig das Rennen verliert. Zedernarten gelten dennoch als mögliche Optionen im Klimawandel. Neben Trockenheit ertragen sie auch Winterhärte, liefern wertvolles Holz, sind aber anfällig für Spätfrost.

Auch Laubholzarten waren im Repertoire enthalten, so zum Beispiel die Orientbuche. Ihr wird eine größere Resistenz gegenüber Trockenheit und großen Temperaturschwankungen attestiert. Als große Alternative wird sie dennoch nicht betrachtet, da die heimische Buche bereits heute ein enorm großes Verbreitungsareal in Italien oder auf dem Balkan vorweist. Von der heimischen Buche kann die Orientbuche anhand ihrer größeren Blätter und der Anzahl der Blattnerven unterschieden werden.
Abschließend wurde noch eine größere Pflanzung von Baumhasel und Lindenblättriger Birke begutachtet. Dabei sprachen die guten Stammqualitäten der Bäume und die geringe Ausfallrate für sich. Einzig in einem Stauwasserbereich fielen deutlich die Birken aus, was klar auch die Grenzen dieser Baumart auf bestimmten Böden aufzeigt.

Das Amt für Waldwirtschaft bietet den Waldbesitzenden umfassende Beratung und organisiert jeweils fürs Frühjahr Sammelbestellungen für fremdländische Baumarten. Interessierte können sich für weitere Informationen gerne an das Amt für Waldwirtschaft oder die zuständige Revierleitung wenden.

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