Der Falkenhof fand 1997 in Gutach ein neues Zuhause
In über 5.000 Einzelteilen von Buchenbach zum Freilichtmuseum Vogtsbauernhof

Der Falkenhof macht auf dem Gelände des Freilichtmuseums einen   imposanten Eindruck. | Foto: Schwarzwälder Freilichtmuseum Vogtsbauernhof
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  • Der Falkenhof macht auf dem Gelände des Freilichtmuseums einen imposanten Eindruck.
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Gutach (bos). Der Falkenhof im Gutacher Freilichtmuseum Vogtsbauernhof kann mit einem Alter von 280 Jahren auf eine lange Geschichte zurückblicken. Begonnen hat sie 1737 mit seiner Erbauung in Buchenbach-Wagensteig. Sieben Generationen haben seitdem in dem Bauernhof gelebt und gearbeitet – bis zu 15 Personen gleichzeitig, rechnet man die Bauernfamilie und das zugehörige Gesinde zusammen. Noch bis zum Jahr 1976 wurde der Hof als Wirtschaftsgebäude genutzt.

Vor 20 Jahren wurde er dann von seinem ursprünglichen Standort versetzt. Von Buchenbach aus ging es nach Gutach in den mittleren Schwarzwald. Zwei Jahre, von 1997 bis 1999, hat es gedauert, bis die sogenannte Translozierung des Hauses mit 40 Metern Länge, 16 Metern Breite und 14,5 Metern Höhe abgeschlossen war. Die Bauleitung übernahmen damals die Karlsruher Architekten Ulrich Schnitzer und Maria Plank. "Wir haben das gesamte Projekt vom ersten bis zum letzten Schritt begleitet", erinnert sich Maria Plank zurück. 9.000 Kubikmeter Fläche verteilen sich im Falkenhof auf vier Stockwerkebenen.

Aus den Archivmaterialien des Museums geht hervor, dass die Zerlegung des Hofes in Buchenbach-Wagensteig einer Sisyphusarbeit gleichkam: Tausende Bretter, Balken und Steine wurden bei der Abtragung von den Arbeitern nummeriert, fotografiert und dokumentiert. Man schätzt, dass der gesamte Hof aus über 5.000 Einzelteilen besteht. Hinzu kommt noch eine Unmenge an kleinen Verbindungsstücken. Diese Zahlen lassen staunen. Sie erklären sich jedoch, wenn man bedenkt, dass das "Dreisamtäler Haus", wie dieser Haustyp auch genannt wird, zu den größten Schwarzwaldhäusern zählt. Im Zuge der Translozierung konnten nicht alle Teile im Original erhalten bleiben. So mussten beispielsweise das Holztragwerk an einigen Stellen erneuert und Fenstererker rekonstruiert werden. Während der Abbauarbeiten wurden in Wagensteig Resthölzer und Keile vom einstigen Aufbau des Schwarzwaldhofes gefunden. Gedient hatten sie damals zum Unterfüttern. Auch der typische Herrgottswinkel im Stubeneck, ein breiter Eckpfosten aus Eiche, wurde abgetragen. Eine Besonderheit stellen die Fenster dar. Ganz ohne Leisten wurde das Glas direkt in die schmalen Sprossen eingelassen. Sicher verpackt wurde die kostbare Fracht dann nach Gutach gefahren. Der Weg führte die Speziallaster über Hornberg, Triberg und Schönwald, dann auf der B 500 nach Furtwangen und über den Thurner zu seinem neuen Standort. Ebenso akribisch, wie der Falkenhof in Buchenbach abgetragen wurde, waren auch die Aufbauarbeiten in Gutach. Als eine "Verpflichtung gegenüber unserer Vergangenheit" bezeichnete der damalige Landrat Günter Fehringer die Erhaltung des Hofes in Gutach bei der Eröffnung. Er ist das letzte sogenannte Zartener Haus, das in seiner ursprünglichen Raumaufteilung erhalten blieb und kam mit allen Veränderungen der Vorbesitzer in das Schwarzwälder Freilichtmuseum Vogtsbauernhof.

Hier gewährt es den Besuchen nun seit bereits 20 Jahren Einblicke in eine längst vergangene Zeit: Der Wohnteil ist so zu sehen, wie er von den letzten Bewohnern im Jahr 1844 verlassen wurde. Der Stall wurde im Jahr 1956 nochmals umgebaut und ist daher als vergleichsweise modern anzusehen. Blickt man neben den Hof, findet man eine Wiese für Rinder sowie ein Auslaufgehege für Schweine. Und so ist der Falkenhof mit seinem gewaltigen mit Schindeln bedeckten Dach, seinen Kammern und Stuben und der riesigen Bühne ein wahrer Zeitzeuge gelebter Vergangenheit.

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