Großes Ziel ist, dass Hana Laufen lernt – Diagnose „Dyskinetische Cerebralparese“
Hana Ev bekommt die Unterstützung als Bärenkind

Hana Ev (rechts) ist immer in Bewegung, Mutter Martina, Vater Rico und Bruder Don können damit umgehen.
  • Hana Ev (rechts) ist immer in Bewegung, Mutter Martina, Vater Rico und Bruder Don können damit umgehen.
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Hausach/Gutach. Die Unterstützung für ein „Bärenkind" versprach Erwin Moser, Vorsitzender
des Forum Hausach, auch wenn der Hausacher Bärenadvent in diesem Jahr ausgesetzt wird. Das neunte „Bärenkind" heißt Hana Ev Richter und kommt aus Gutach.

„Endlich wussten wir, woran wir sind." Die Diagnose „Dyskinetische Cerebralparese" für ihre Tochter Hana Ev war für Martina und Rico Richter eher eine Erleichterung als eine Belastung. Eineinhalb Jahre nach der Geburt wurde nach vielen Untersuchungen die Diagnose im
Kinderzentrum München gestellt. Maurer Rico Richter sitzt auf der
Kücheneckbank im Gutacher Herrenbach und strahlt eine große Ruhe aus –
auf dem Schoß seine fünfjährige Tochter Hana Ev, die jede Sekunde in
Bewegung ist. Die Familie hat längst gelernt damit umzugehen, dass Hana
Ev einfach etwas anders ist.

Schon bald nach der Geburt ahnten Martina und Rico Richter, dass mit ihrer Tochter irgendetwas nicht in Ordnung ist. Bald wurde die Ahnung zur Gewissheit, und doch sollte es
noch eineinhalb Jahre dauern, bis ihnen in München endlich jemand sagen
konnte, was das Kind hat – und was das für sie und für Hana Ev bedeutet.
Die Kinderärztin zerstreute in den ersten Monaten die Bedenken der
Mutter: „Das gibt sich!" Die Oma war es, die irgendwann sagte: „Das kann
nicht sein, irgend etwas ist mit Hana Ev." Bei der U5, als die Kleine
ein halbes Jahr alt war, sei die Ärztin auf einmal nervös geworden.
Innerhalb einer Woche hatten sie einen Termin in der Uniklinik Freiburg.
Dort fand man nichts Konkretes, schickte sie mit schrecklichen
Diagnosen, was das Kind alles haben könnte, wieder nach Hause.
Wenigstens ein Rezept für Krankengymnastik bekamen sie mit – und das war
ihr Glück.

Als Hana Ev regelmäßig bei der Haslacher Physiotherapeutin Irmgard Schlüter in Behandlung war, empfahl diese den Eltern die Fahrt zum Kinderzentrum in München. Martina und Rico Richter
fahren nun alle drei Monate dorthin, wo alle Spezialisten, die Hana Ev
braucht, unter einem Dach praktizieren. Hana Ev bekommt immer wieder
ihre „Orthesen" angepasst – Beinschienen, mit denen sie hoffentlich
irgendwann das Laufen lernt.

Hana Ev liebt Musik: Bis jetzt bewegt sie sich noch auf allen vieren hüpfend fort – „und alles bis zur Kniehöhe ist nicht sicher vor ihr", lächelt die Mama. Hana Ev liebt
Musik „und alles, was Krach macht". Und wenn zwischen ihrem geliebten
Kindergarten der Carl-Sandhaas-Schule, Krankengymnastik, Ergotherapie
und Logopädie noch Zeit bleibt, sind die Reittherapiestunden in Haslach
ganz besondere Höhepunkte.

Vor drei Jahren kam Hana Evs kleiner Bruder Don zur Welt – völlig gesund. „Wir haben uns gar nicht allzu viele Gedanken gemacht und die Geburt unseres zweiten Kinds einfach auf
uns zukommen lassen", erzählt Rico Richter. Sie verzichteten auch auf
aufwendige Untersuchungen, woher ihre Tochter ihre Behinderung haben
könnte: „Das bringt uns nichts und Hana erst recht nicht", sagt seine
Frau. „D’ Hana isch halt so", bringt sie es auf den Punkt. Sie haben das
akzeptiert und nehmen mit einem großen Selbstverständnis alles in Kauf,
was ihre geliebte Tochter in ihrer Entwicklung weiterbringen könnte. Ob
sie geistig behindert wäre, sei sehr schwer festzustellen, sagt ihr
Psychologe, weil die körperlichen Mängel vieles verhindern. Die Eltern
hoffen, dass ihre Tochter Laufen und Sprechen lernt. Lachen kann sie zum
Glück – und das tut sie oft. Welche Schule sie im nächsten Jahr
besuchen wird, ist noch nicht sicher.

Lang mussten Martina und Rico Richter nicht überlegen, ob sie das Angebot, dass ihre Hana Ev
„Hausacher Bärenkind" werden könnte, annehmen sollen. Mit der
Öffentlichkeit haben sie kein Problem und freuen sich eher darauf: „Wir
sind hier noch nie schief angesehen worden", fühlen sie sich in der
ländlichen Gemeinschaft geborgen.

Autor: Daniel Hengst

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