Hausacher "LeseLenz"
Stadtschreiber und Stipendiaten

Mikael Vogel | Foto: Sandra Fischer
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Hausach (st). Anlässlich der 750-Jahr-Feier Hausachs hatten der Hausacher "LeseLenz" und die Stadt Hausach in Kooperation mit der Neumayer-Stiftung 2009 erstmals zwei Arbeits- und Aufenthaltsstipendien im Molerhiisle in Hausach ausgeschrieben. Zum einen in der Sparte Prosa oder Lyrik, zum anderen, um den Bereich der Literatur für Kinder und Jugendliche zu fördern, das seit letztem Jahr nach Amanda Neumayer benannt ist, das Amanda-Neumayer-Stipendium. 2012 kam das Gisela-Scherer-Stipendium hinzu.

Die Hausacher Stadtschreiber  für das Jahr 2019/20 sind nun gewählt. Eine dreiköpfige Jury stimmte bei 68 Bewerbungen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz für Mikael Vogel aus Berlin in der Sparte Prosa/Lyrik.

Das Amanda-Neumayer-Stipendium erhält Andrea Karimé aus Köln in der Kategorie Kinder- und Jugendbuch. Letztere bekommt damit auch die Poetik-Dozentur des Hausacher "LeseLenz" und der PH Karlsruhe an der dortigen Pädagogischen Hochschule zugesprochen.

Das Gisela-Scherer-Stipendium erhält die österreichische Autorin Petra Piuk aus Wien.

Mikael Vogel tritt sein Stipendium im Sommer 2019 an. Andrea Karimé wird als Amanda-Neumayer-Stipendiatin im Oktober nach Hausach kommen. Das Gisela-Scherer-Stipendium ist für den Zeitraum ab Mitte Februar bis Mitte Mai 2020 vorgesehen. Dann wird Petra Piuk in Hausach sein.

Mikael Vogel

Die Jury: „'Dodos auf der Flucht. Requiem für ein verlorenes Bestiarium' - der jüngste Gedichtband Mikael Vogels lässt die Seins-Geschichten unserer Erde und unserer Welt für einen Atemzug lang hautnah lebendig werden. Augenblicke des Werdens. Augenblicke des Vergehens. Augenblicke, die dadurch bleiben. Und sei es für die Dauer der Zeitlosigkeit eines Gedichts. Mikael Vogels Experiment ist die minutiöse Recherche aus Kontemplation und Wirklichkeit. Seine Sprache nährt das nackte Benennen des Verlusts, indem er untergegangene Tierarten ins Greifbare atmen lässt. Seine Poesie kristallisiert sich in der Empathie desjenigen, der wider das Vergessen anschreibt: Nachspurend. Feststellend. Anteilnehmend. Jedes Gedicht ein Mahnmal. Wieviel Ahnen steckt in M:ahnen? Sowohl die Ahnen der Vergangenheit als das Ahnen der Gegenwart, die Zukunft bedeutet. In diesen Gedichten spricht die Natur (vor) und die (gemachten) Verhältnisse ihrer Zerstörung kommen zum 'W:ort', um uns bewusst zu machen, wohin wir 'b:leiben'. Die Eleganz des Widerstands trägt den Namen Mikael Vogel. Wie ein Federkleid der Hoffnung.“

Mikael Vogel, „ein Experte für Tierlyrik“ (Tip Berlin), wurde 1975 in Bad Säckingen geboren und lebt seit 2003 in Berlin. Fünf Gedichtbände sind bislang erschienen. „Nichts weniger als ein epochales Werk“, urteilte Eric Giebel auf Fixpoetry über seinen aktuellen Gedichtband "Dodos auf der Flucht. Requiem für ein verlorenes Bestiarium". Er hat zahlreiche Preise und Stipendien erhalten, unter anderem den Hermann-Lenz-Stipendium 2002, den Medienpreis RAI Südtirol beim Lyrikpreis Meran 2016 oder das Literaturstipendium des Landes Baden-Württemberg 2019. Seine jüngste Publikation: "Dodos auf der Flucht. Requiem für ein verlorenes Bestiarium". Weitere Informationen gibt es unter www.mikaelvogel.de.

Andrea Karimé

Die Jury: "Mit Andrea Karimé bekommt eine deutsch-libanesische Schriftstellerin das Stipendium, die nicht nur auf dem Papier, sondern auch bei ihren Leseperformances eine wundervolle Geschichtenerzählerin ist. Ihre Bücher sind lustig und traurig zugleich, so wie es sich eben für die wirklich guten Geschichten gehört und entwickeln ihre große Kraft aus den behandelten Themen: das Abschiednehmen und das Leben zwischen und in verschiedenen Kulturen. Vor ihren Zuhörern und Lesern breitet sie so buchstäblich ihren Geschichtenteppich aus, der das Märchenhafte mit der Realität poetisch zu verweben weiß." 

Andrea Karimé, geboren 1963, wuchs in Kassel zwischen deutscher und libanesischer Sprache und Kultur auf. Sie studierte Kunst- und Musikerziehung und absolvierte eine Ausbildung in Kreativem Schreiben, arbeitete als Lehrerin und machte eine Ausbildung zur Geschichtenerzählerin. Für "Tee mit Onkel Mustafa" wurde sie mit dem österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis ausgezeichnet. Ihr Buch "King kommt noch", das von Jens Rassmus illustriert worden ist, erhielt 2018 den Kinderbuchpreis des Landes NRW. Ihre jüngstne Publikationen: "Samba, Schwein und das Geheimnis der Mühle" und "King kommt noch". Weitere Informationen gibt es unter www.andreakarime.de.

Petra Piuk

Die Jury: "Eine schöne Musik, eine heile Familie und eine Liebesgeschichte – das Rezept für einen 'schönen Heimatroman'. Sie erfindet ein Liebespaar: Toni und Moni, sie bestellt die Leser nach Schöngraben an der Rauscher, einem idyllischen Bergdorf. Petra Piuk gelingt ein fabelhaftes Verwirrspiel, in das sich auch noch eine Krimihandlung einflicht und das dann völlig aus dem Ruder läuft. Mit stilsicherer und rabenschwarzer Konsequenz zerlegt sie jedes scheinbare Idyll, entlarvt jede noch so oft gehörte Phrase, übertreibt auf entlarvende Weise so maßlos, dass selbst Thomas Bernhard wohl leicht am erröten wäre.Grazil wie einen Dirigentenstab schwingt Petra Piuk das Hackbeil und legt einen Heimatroman der ganz anderen Art vor, indem sie ihre Heimatfiguren durch eine Welt voll Alkoholismus, Gewalt, Machtmissbrauch und Fremdenhass stolpern lässt. Einen Heimatroman den sich Elfriede Jelinek nach einer literarischen Nacht mit Werner Schwab wohl nicht besser ausdenken hätte können."

Petra Piuk, geboren 1975 in Güssing,  lebt in Wien. Sie ist Absolventin der Leondinger Akademie für Literatur. Ihr Debütroman "Lucy fliegt" wurde mit der Buchprämie der Stadt Wien ausgezeichnet. Mit einem Auszug daraus wurde sie zum Floriana Literaturwettbewerb eingeladen. 2016 erhielt sie den Literaturpreis des Landes Burgenland und 2018 den erstmalig verliehenen Wortmeldungen-Literaturpreis. Ihre jüngste Publikation: "Toni und Moni. Oder: Anleitung zu einem Heimatroman". Weitere Informationen gibt es unter www.petrapiuk.at.

Alle drei Autoren waren schon Gäste des Hausacher "LeseLenz".

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