Sommerreise
Cem Özdemir macht Halt auf den Wilden Weiden Taubergießen
- Sandra Boser (v. l.), Cem Özdemir, Frank Andlauer, Regina Ostermann
- Foto: Wahlkreisbüro Sandra Boser
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Kappel-Grafenhausen (st) Gemeinsam mit den Projektpartnern begrüßte Frank Andlauer; Bürgermeisterstellvertreter von Kappel-Grafenhausen, am vergangenen Freitag, 5. September, Cem Özdemir (Bündnis 90/Die Grünen), der auf Einladung von Sandra Boser MdL die Wilden Weiden Taubergießen besuchte. Der ehemalige Bundesminister für Landwirtschaft ließ sich im Rahmen seiner Sommertour das Konzept und die Ergebnisse dieses einmaligen Naturschutzprojektes erläutern. Die Wilden Weiden feiern dieses Jahr ihr zehnjähriges Bestehen.
„Dieses Projekt zeigt sehr anschaulich, wie Landnutzung und Artenvielfalt voneinander profitieren können. Es steht dafür, wie Mensch und Tier über Jahrhunderte gemeinsam Kulturlandschaften geprägt und gestaltet haben. Wir brauchen mehr davon“, zeigte sich Özdemir beeindruckt. Andlauer betonte die Bedeutung des Projektes: „Die Gemeinde konnte durch das Projekt für seine Entwicklung wertvolle Ökopunkte sammeln, aber auch ein Stück alte Kulturlandschaft neu erschaffen und der Öffentlichkeit zugänglich machen.“ Während eines eineinhalbstündigen Rundgangs stellten Andlauer, der Tierhalter Tilman Windecker und Vertreter des Regierungspräsidiums Freiburg, des Amtes für Waldwirtschaft des Ortenaukreises, des Vereins Wilde Waldweiden Taubergießen und des Landschaftserhaltungsverbands Ortenaukreis (LEV) das Erfolgskonzept vor. „Mit dem Projekt Wilde Weiden Taubergießen wird die Landschaft im Wald gestaltet sowie Offenlandflächen erhalten und geschaffen. Die extensive Weidehaltung mit Salers-Rindern hat neben der Entwicklung von unterschiedlichen Lebensräumen für Pflanzen und Tieren auch den Mehrwert, dass auch das wertvolle Fleisch der Rinder regional vermarktet werden kann“, freut sich Sandra Boser, MdL.
Regina Ostermann, Geschäftsführerin des LEV erläuterte, Voraussetzung für die Umsetzung der Wilde Weiden-Idee in 2015 sei gewesen, dass die Gemeinde rund 18 Hektar Offenland und acht Hektar Wald zur Verfügung stellen konnte. Alle Projektpartner hätten an einem Strang gezogen. Ab 2016 wurde auf Initiative der Gemeinde und der Unteren Forstbehörde von der Höheren Forstbehörde in Freiburg der Weg für die Beweidung der Auewälder geebnet. In den Folgejahren erweiterte die Gemeinde das Projektgebiet kontinuierlich.
Dass insbesondere die Waldbeweidung hohe Strahlkraft für andere Projekte hat, darüber berichtet Jakob Franz, Leiter des Forstbezirks Lahr. Er erläutert das Bewirtschaftungsziel, für den Naturschutz wichtigen lichtem Wald zu entwickeln, also einen gut durchsonnten Wald mit geringen aber mächtigen Baumindividuen.
40 weidende Rinder
Aktuell weiden rund 40 Salers-Rinder im über 100 Hektar großen Projektgebiet. Diese robuste Rasse aus Frankreich lebt das ganze Jahr im Freien. Tierhalter Windecker stellt fest, immer mehr Tiere würden seit Projektbeginn ihren angeborenen Instinkten folgen. Die Anzahl der Tiere ist im Naturschutzgebiet begrenzt. Zwei Mal im Jahr werden Jungtiere entnommen. Die Metzgerei Reichenbach vermarktet die Produkte unter der „Wilde Weiden“-Eigenmarke des LEV erfolgreich in Glottertal und im Versandhandel. Das verbindet Ökologie und Ökonomie in dem Naturschutzprojekt.
Für die Beweidung war eine Ausnahmegenehmigung von der Naturschutzgebietsverordnung notwendig. Doch die Erfolge geben den Projektpartnern recht. Dadurch, dass die Weidetiere ihr Lebensumfeld gestalten würden, sei die Artenvielfalt laut der Leiterin der Ökologischen Station Taubergießen, Bettina Saier, explodiert. Eine ganze Nahrungskette vom Dungkäfern über Heuschrecken bis Zikaden haben neue Vogelarten und Fledermäuse dauerhaft angelockt oder den vorhandenen Bestand wachsen lassen.
Der erste Vorsitzende des Vereins Wilde Wald Weiden Taubergießen, Bernhard Ihle, berichtet, dass die Mitglieder die Pflege im Wald durch Nachpflanzungen unterstützen und auch internationale Workcamps für Jugendliche durchführen würden.
Das einzigartige Projekt weckt auch das Interesse der Bürger der umliegenden Gemeinden und Experten für Landschaftspflege und Landwirtschaft aus dem In- und Ausland. Forstrevierleiterin Ronja Schneider ist Waldpädagogin und vermittelt vielseitig das Wissen aus dem Projekt an Erwachsene, Kinder und Jugendliche. Andlauer beendete die Tour mit einer Einladung: „Die Wilden Weiden Taubergießen feiern dieses Jahr ihr zehnjähriges Bestehen. Am Sonntag, 19. Oktober, sind alle Interessierten herzlich eingeladen, zur Schollenhütte in Kappel-Grafenhausen zu kommen.“








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