Alte Landschreiberei erstrahlt vor 20 Jahren in neuem Glanz
Fest zur Restaurierung der Fachwerkfassade im Jahr 1997 in Kork

Heute ist die "Alte Landschreiberei" eine stark frequentierte, inklusive Begegnungsstätte. Foto: Diakonie Kork
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  • Heute ist die "Alte Landschreiberei" eine stark frequentierte, inklusive Begegnungsstätte. Foto: Diakonie Kork
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Kehl-Kork (gro). Vor mehr als 20 Jahren fiel die Entscheidung, das älteste Gebäude der Ortschaft Kork nicht abzureißen, sondern in eine Begegnungsstätte für Menschen mit und ohne Behinderung umzubauen. Die "Alte Landschreiberei" gehörte seit 1896 zur Diakonie Kork, damals noch Heil- und Pflegeanstalt, und war nach dem Auszug der letzten Bewohner für die Aktion "Korken für Kork" genutzt worden. "Eine wichtige Stimme für den Erhalt der Landschreiberei war die von Helmut Schneider," erinnert sich Berthold Löffler, Leiter der Hanauerland Werkstätten, die den Umbau und die Sanierung des Gebäudes durch die Diakonie Kork übernommen hatten.
Die Bauarbeiten an dem alten Fachwerkhaus hatten schon 1996 begonnen. Ein Jahr lang war die Fassade hinter einer Plane versteckt. Das Fachwerk wurde wieder freigelegt, Balken in dem heute über 300 Jahre alten Haus ersetzt, die Fassade um bis zu 20 Zentimeter angehoben und die Ausfachungen teilweise neu mit Korkschrotlehmbausteinen ausgemauert. Im September 1997 war es soweit: Die Plane fiel und die "Alte Landschreiberei" erstrahlte äußerlich in neuem Glanz. Der Innenausbau ging allerdings weiter, bis drei Jahre später, im Jahr 2000, die Begegnungsstätte eröffnet wurde.

Die "Alte Landschreiberei", in der heute Menschen mit Behinderung beschäftigt sind, ist ein gutes Beispiel dafür, wie sich die Arbeitswelt in den Hanauerland Werkstätten verändert hat. Vor 20 Jahren waren rund 300 Menschen dort beschäftigt. Die meisten arbeiteten in den Werkstätten in Kork, es gab nur wenige Arbeitsplätze außerhalb des eigentlichen Geländes.

Die Aktion "Korken für Kork", bei der zwischen zehn und zwölf Personen arbeiteten, machte die Diakonie bundesweit bekannt. Seit Beginn der 90er-Jahre wurden Korken gesammelt und zu einem Granulat geschreddert. Es diente sowohl als Aufschüttmaterial zur Dämmung, es wurden aber auch Lehmziegel daraus entwickelt. Diese kamen bei der Sanierung der "Alten Landschreiberei" zum Einsatz. "Es war eine gute Idee, aber der Vertrieb der Produkte hat unsere Möglichkeiten einfach gesprengt", erinnert sich Berthold Löffler an die Zeit. Dazu kam, dass die Menge der Korken seit der Einführung der Schraubverschlüsse von Weinflaschen stetig sinkt. Heute organisieren die Hanauerland Werkstätten die Sammlung, ein Unternehmen übernimmt die Weiterverarbeitung. "Die Menschen, die heute bei uns beschäftigt sind, könnten diese Arbeiten auch nicht mehr machen", so Löffler, "da es sich um mehrfach schwerbehinderte Menschen handelt."

Ein weiterer wichtiger Arbeitgeber in dieser Zeit war die BASF, die es noch in Willstätt gab. "Wir waren dabei, als der Übergang von Tonkassetten zu Disketten war", erzählt Löffler. Zu dieser Zeit begannen die Hanauerland Werkstätten auch mit den Büroprodukten: Papier, Kalender, Blöcke. Der Renner war der gedrehte Block.

"Heute haben wir die Papiervermarktung ausgebaut", vergleicht Löffler. "Wir sind stärker in der Industrieverarbeitung engagiert. Hinzu kommen Angebote bei Moderationsartikeln wie Flipcharts und deren Zubehör, aber auch Montage- und Verpackungsarbeiten. In Kürze geht eine neue Abteilung im Bereich des Datenhandlings an den Start. Und es gibt ausgelagerte Arbeitsplätze wie die in der "Alten Landschreiberei", dem "Mühlen-Café" in Willstätt, in einer Seifenproduktion oder Druckerei. "Wir sind sehr breit aufgestellt", so Löffler. Auch der Ansatz hat sich verändert: "Früher wurde geschaut, was wir haben und dann, ob ein Beschäftigter in die Arbeitsgruppe passt", vergleicht Löffler die Zeit vor 20 Jahren mit heute. "Jetzt werden die Menschen gefragt, was sie machen möchten, dann werden sie geschult und auf ihren Job vorbereitet. Wir betreiben aktives Jobcoaching." Ziel sei der erste Arbeitsmarkt für die Betroffenen.

Die Begegnungsstätte in der "Alten Landschreiberei" bildete eine erste Schnittstelle zwischen der Diakonie Kork und dem Dorf. "Natürlich wird sie stark von den Familien besucht, deren Kinder oder Angehörige in den Kliniken behandelt werden", sagt Berthold Löffler. Sie würde aber auch von den Korker Bürger genutzt. Hier wird Inklusion gelebt.

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