Neues Album Von "Zweierpasch"
Grenzen überschreiten ist Programm

Die Brüder Felix und Till Neumann (v. l., kniend) haben mit ihren Mitstreitern als "Zweierpasch" ein neues Album produziert. | Foto: Stefanie Ringshofer
  • Die Brüder Felix und Till Neumann (v. l., kniend) haben mit ihren Mitstreitern als "Zweierpasch" ein neues Album produziert.
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Kehl. Sie spielen weltweit: Felix und Till Neumann, besser bekannt als "Zweierpasch", haben das Grenzüberschreitende in ihrer Musik zum Markenzeichen gemacht. Am 29. November erscheint ihr neues Album "Un peu d'Amour", am 20. November treten die beiden im Rahmen der Baden-Württembergischen Übersetzertage im Kulturhaus in Kehl auf. Christina Großheim sprach mit den beiden Brüdern über das neue Album, das sowohl als CD als auch auf Vinyl produziert wurde.

Wie lange haben Sie für das neue Album gebraucht?
Felix: Wir arbeiten seit gut zwei Jahren mit einem rund zehnköpfigen Team daran. In drei mehrtägigen Sessions im Freiburger Sportstudio wurde unsere achtköpfige Band aufgenommen. Das war jedoch nur die Basisarbeit. Alle Vocals wurden extra aufgenommen – unter anderem in der Ortenau. Gastmusiker wie die Streicherinnen des Freiburger Sinfonieorchesters oder die Bläsersection von "Flecha Negrar" kamen hinzu.
Till: Dazu die Aufnahmen in Westafrika, die am verrücktesten waren. Vor dem Studio in Mali pickten die Hühner, drinnen hatte es 50 Grad. Wir haben den Gesamtaufwand mal überschlagen: Wir kommen auf rund 10.000 Stunden, die im Album stecken. Manchmal will man alles hinwerfen, Verzweiflung und Schmerz gehören zum Künstleralltag dazu.

Schönste Art des Austauschs

Mit wem arbeitet "Zweierpasch" dieses Mal zusammen?
Till: Wir sind mehr als glücklich über viele tolle Gastmusiker: Künstler aus Mali, von den Philippinen, aus Chile und den USA. Wir schreiben über internationale Themen – Auslandtourneen und Reisen inspirieren uns dazu. Musik ist für uns die schönste Art des Austauschs.
Felix: Master Soumy aus Westafrika füllt dort ganze Stadien, Tatán von "El Flecha Negra" ist der Bruder eines chilenischen Musikstars und selbst ein ganz Großer, Kenny Joyner von "FATCAT" ist ein Stimmgigant. Ganz wichtig ist dazu das neue Label Jazzhaus Records, das auch Bands wie "Fools Garden", "Caroussel" oder "Otto Normal" unter Vertrag haben. Damit festigen wir uns in dem Bereich, wo wir uns wohl fühlen, die Rapwelt ist uns zu eng und belastet.

Was hat das Entstehen der Songs beeinflusst?
Till: Das Album ist sehr politisch geworden. Wir leben in unruhigen Zeiten und sehen uns als Künstler in der Verantwortung, das anzuprangern. Es gibt ja schon genügend Balla-Balla-Rapper. Wir befassen uns mit Klimakrise, Migration, Waffenexporten, Rassismus und Rechtsruck. Kreiden zum Beispiel den Wahnsinn im Hambacher Forst an. Solche Themen haben wir etwa im Song „Panzer Politik Poesie" oder in „Vent de Révolte" verarbeitet.
Felix: In Mali waren wir in einem Extremismuspräventionsprojekt engagiert, für die Antirüstungskampagne "Frieden – Geht" haben wir vor dem Kanzleramt gespielt. Wir verpacken das in unsere Form der Poesie, ohne erhobenen Zeigefinger. Kunst sollte Menschen Gedankenanstöße und Inspiration geben.

Bunt und abwechslungsreich

Wie klingt das Album?
Till: Wir nennen das World Hip-Hop. Conscious Rap mit einer fantastischen Band, alles handgemacht. Deutsch-französischer Hip-Hop mit Einflüssen aus Reggae, Dancehall, World Music, Jazz, Chanson. Wir warten nur darauf, dass die Kritiker sagen: Viel zu bunt, viel zu abwechslungsreich (lacht).
Felix: Das spiegelt unsere Hörgewohnheiten wieder. Ans Herz legen wir jedem auch unsere Remixserie auf Spotify mit dem Produzenten Troove, der uns Klangwelten des Elektropop zaubert.

Warum wurde "Un peu d'Amour" sowohl als CD als auch Vinylplatte produziert?
Till: Die Vinyl zu machen, war ein Traum, den wir uns erfüllt haben. Ich bin Vinyl-Junkie, liebe das Knistern, das Anfassen, die Artworks. Die LP ist unser Anti-Spotify-Move.
Felix: Die Absatzzahlen für Schallplatten steigen doch kontinuierlich im Gegensatz zu CDs, das Medium ist Nostalgie und Moderne. Unsere Doppelvinyl ist allein schon fürs Artwork von Stefanie Ringshofer den Kauf wert, und hat gegenüber der CD noch einen Bonussong. Die Käufer werden belohnt.

Werden die Fans in Kehl am 20. November schon Songs aus dem neuen Album zu hören bekommen?
Till: Wir haben bereits die Singles „Lichter" plus schönem Remix und „Globetrotter" mit einer B-Seite veröffentlicht. Reinhören! Am 22. November erscheint die dritte Single "Plastique de Rêve", die Geschichte einer Plastiktüte mit animiertem Video, made in Ortenau. Davon wird es auf dem Akustikkonzert am 20. November in Kehl schon Kostproben geben.

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