Hafen und Gütertransport
Schiffsverkehr könnte zum Erliegen kommen

Bei dem aktuellen Niedrigwasser steigen die Mengen der mit der Bahn transportieren Güter. | Foto: rek
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Kehl (rek). Die Bäche und Flüsse der Region trocknen aus oder haben zumindest einen äußerst niedrigen Wasserstand. Da helfen auch die eher mäßigen Regenfälle in der Ortenau in dieser Woche wenig. Das trifft auch auf den Rhein, als eine der wichtigsten Lebensadern für die Wirtschaft, zu. Doch anders als rheinabwärts ist der Pegelstand am Oberrhein noch kein großes Problem. Für den Kehler Hafen habe der niedrige Pegelstand etwa am Mittelrhein dennoch Auswirkungen.

Güterschiffe nur noch etwa zu 40 Prozent beladen

"Der Schiffsverkehr wird sehr wahrscheinlich in den nächsten Tagen komplett zum Erliegen kommen. Das betrifft dann alle Güter", ist die gravierende Befürchtung der Hafenverwaltung Kehl, so deren Pressesprecher Jürgen Preiß. "Unterhalb der Staustufe Iffezheim befinden wir uns im nicht gestauten Teil des Rheins mit aktuellen Niedrigwasserproblemen. Nahezu alle Güter, die wir in Kehl empfangen oder versenden, müssen daher auf Niedrigwasserstrecken transportiert werden", erklärt Preiß. Bei diesem aktuellen Niedrigwasser können die Güterschiffe nur noch 30 bis 40 Prozent ihrer Tragfähigkeit transportieren. "Große Frachtschiffe können schon gar nicht mehr fahren", erklärt Preiß.

Mehr Transporte mit der Bahn

Die ersten Auswirkungen: Der wasserseitige Güterumschlag im Rheinhafen Kehl ist in den ersten sieben Monaten gegenüber dem Vorjahreszeitraum um knapp 23 Prozent zurückgegangen, von 2,775 auf 2,145 Millionen Tonnen. Das sei allerdings nicht alleine auf den niedrigen Wasserstand im Rhein zurückzuführen. "Ein großes Problem ist in diesem Jahr mit dem Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine auch verfügbarer Schiffsraum. Um der Energiekrise zu trotzen und die Abhängigkeit von russischen Gaslieferungen abzumildern, setzt die Bundesregierung unter anderem auf Kohlekraft. Und die wird vornehmlich mit Schiffen auf dem Rhein gefahren", nennt Preiß weitere Gründe.

Die Umschlagsmengen von Heizöl und Kraftstoffen seien kritisch. "Versorgungsengpässe wird es wohl aber nicht geben", betont die Hafenverwaltung. Zum einen werde das Tanklager im Hafen Kehl auch bahnseitig bedient. Des Weiteren werde Deutschlands größte Raffinerie in Karlsruhe über Pipeline versorgt. Heizöl und Kraftstoffe können daher mit LKW nach Kehl kommen. Das werde die Kosten allerdings verteuern, ist eine Prognose.

"Wir spüren derzeit eine Verlagerungen vom Schiff auf die Bahn", so Preiß. Die Transportmengen auf der Hafenbahn hätten im ersten Halbjahr um sechs Prozent zugenommen. "Sehr wahrscheinlich wird die Verfügbarkeit von Waggons aufgrund der Niedrigwasserproblematik aber ebenfalls knapp werden", so die Einschätzung der Hafenverwaltung. Auch bei den Kohletransporten werde es zu Verlagerungen von Schiff auf Bahn kommen. "Für den Bereich Hafen Kehl fordern wir, dass die Deutsche Bahn in die Infrastruktur im direkt vorgelagerten Bereich investiert. Nur dadurch können im Rheinhafen Kehl deutlich mehr Schienentransporte durchgeführt werden", betont die Hafenverwaltung mahnend.

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