Je nach Lage im Kehler Wald ist die Entwicklung weniger dramatisch als gedacht
Trockene Winter verzögern das Eschentriebsterben

Förster Markus Gutmann erläutert die Naturverjüngung.  | Foto: gro
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Kehl (gro). 770 Hektar Wald, 450 allein im Korker Wald, gehören der Stadt Kehl, 280 Hektar sind mit Eschen bewachsen. Kein Wunder, dass Förster Markus Gutmann vor fünf Jahren Alarm schlug, als die ersten Bäume deutliche Anzeichen des Eschentriebsterbens aufwiesen. Dabei sterben zunächst die Kronen ab, bevor die Bäume am Ende ihre Standsicherheit verlieren. Aus Sicherheitsgründen müssen sie gefällt werden, bevor sie umfallen.

"Wir wollen nicht alle befallenen Bäume auf einmal fällen", schildert Markus Gutmann, wie mit dem Problem umgegangen wird. Sonst gäbe es große kahle Flächen, die aufgeforstet werden müssten. Das ist zum einen teuer, zum anderen ergibt sich kein natürliches Waldbild, da dafür der Waldboden von allen Pflanzen befreit werden muss. Das hätte auch zur Folge, dass etliche Bäume verschwinden die noch Tieren wie Spechten, Fledermäusen und zahlreichen Käfern einen idealen Lebensraum bieten. Laut Gutmann sind rund 80 Prozent der Eschen krank.

Deshalb hat man sich in Kehl für eine möglichst breite Naturverjüngung entschieden: Ein Konzept, das aufgeht. "Wir nehmen die befallenen Bäume wie in einem Mosaik aus dem Waldbestand. Dort können dann Jungbäume nachwachsen", erklärt Markus Gutmann. Hainbuchen, Eichen und Ahorn sprießen, es kommen sogar junge Eschen nach. "Wir wissen noch nicht, ob sie resistent gegen das Eschentriebsterben sind", so Gutmann. Bislang sähen die etwa fünfjährigen Pflanzen gut aus.
Vor allem im Korker Wald geht das Konzept auf: Nur an wenigen Stellen musste massiv nachgepflanzt werden. Dank der guten Zusammenarbeit mit den dort ansässigen Jagdpächtern hat die Naturverjüngung eine Chance. Denn die Jäger halten sich an die vor einiger Zeit erhöhten Abschusszahlen für Rehwild. "Die jungen Bäume hätten sonst wegen des Verbisses der Tiere keine Chance zu wachsen", erläutert Markus Gutmann den Zusammenhang. Nicht nur die Waldflora profitiert davon: "Das verbliebene Wild ist ruhiger und gesünder. Die Tiere wiegen mehr, das Körpergewicht hat sich erhöht", schildert Gutmann die Vorteile für die Jäger. "Die Jägerschaft ist das Zünglein an der Waage."

Die trockenen Winter spielen den Forstfachleuten in die Hand: "Das Eschentriebsterben hat sich dank der trockenen Witterung zumindest auf den nicht vernässenden Böden zum Glück nicht so rasant weiterentwickelt, als wir zu Beginn befürchtet haben. Auch die befallenen Bäume sterben nicht so schnell ab, wie gedacht." Dennoch ist die Situation noch prekär. "Wenn es in den nächsten Jahren so bleibt, dann können wir sie vielleicht beherrschen", hofft Gutmann. Anders sieht es auf auf den nassen Böden mit teils auch jüngeren Eschen aus. Hier sind innerhalb weniger Jahre schon viele Bäume komplett abgestorben und fallen zum Teil von selbst um. "Aus Sicherheitsgründen können diese Waldflächen auch nicht mehr manuell bearbeitet werden", stellt der Förster fest. Nur mit Maschinen ist dies möglich, sofern der Waldbesitzer das Holz noch nutzen möchte.
Um möglichst viel Wald zu erhalten, gehen die Forstarbeiter mit Fingerspitzengefühl vor: "Ein Drittel der Eschenfläche können wir bereits über die Naturverjüngung ersetzen", so Gutmann. In einem weiteren Drittel werden kranke Bäume in den kommenden Jahren gezielt entnommen, der Wald soll natürlich nachwachsen. "Ein Drittel der befallenen Fläche müssen wir allerdings nachpflanzen", so Gutmann. Er und sein Team bearbeiten die Altholzbestände in einem Abstand von zwei bis drei Jahren und beurteilen dabei den Gesundheitszustand der Bäume: "Ein natürlicher Wald ist für alle Tierarten und den Waldbesucher ansprechender als ein Altersklassenwald."

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