Weitere fünf Jahre im Amt
Fiona Härtel als Wirtschaftsförderin bestätigt

Oberbürgermeister Toni Vetrano und Wirtschaftsförderin Fiona Härtel | Foto: Stadt Kehl
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Kehl (st). Fiona Härtel bleibt Geschäftsführerin der Stadtmarketing- und Wirtschaftsförderungs-GmbH: Der Aufsichtsrat der GmbH, die zu einer Hälfte von der Stadt und zur anderen von Kehler Unternehmen finanziert wird, hat sie in ihrem Amt für weitere fünf Jahre bestätigt. Ebenso wurde ihr Vertrag als Geschäftsführerin der Kehl Marketing GmbH verlängert. Durch die Corona-Krise steht die Arbeit der Gesellschaften unter ganz anderen Vorzeichen: „Wir müssen Vieles neu erfinden“, sagt die 47-Jährige und Oberbürgermeister Toni Vetrano, der zugleich Vorsitzender des Aufsichtsrats ist, stimmt ihr zu: „Noch im Dezember wäre es mir ein Leichtes gewesen, die Ziele fürs Stadtmarketing und die Wirtschaftsförderung für die nächsten fünf Jahre zu formulieren.“ Jetzt richtet sich der Fokus zunächst auf die Krisenbewältigung und die kommenden Monate. „Wir können im Moment nur auf Sicht fahren“, sind sich OB und Wirtschaftsförderin einig.

Auch in der Hochphase der Corona-Krise, also während des Lockdowns und der Grenzschließung, habe sie versucht, Unternehmen und Handel so gut zu unterstützen, wie es irgend ging, sagt Fiona Härtel: Für Firmen und Einzelhändler relevante Informationen hat sie in einem Newsletter gebündelt und an die Kehler Unternehmer verschickt. Sie hat Antragsformulare für Überbrückungshilfen verlinkt, Listen der trotz des Lockdowns geöffneten Geschäfte und Restaurants mit Lieferservice erstellt und gepflegt und stand für An- und Nachfragen zur Verfügung. Vielen hat sie damit das Durchsuchen eines Wustes von Informationen in einer schwierigen Zeit erspart.

Krise als  Wendepunkt

Auch wenn der Blick zum Horizont im Moment nur wenige Wochen oder vielleicht Monate umfasst, ist für Toni Vetrano und Fiona Härtel klar, dass die Krise auch einen Wendepunkt bedeutet und Entwicklungen, die sich bereits abgezeichnet haben, beschleunigt: Wirtschaft und Einzelhandel seien für ihn weiterhin wichtige Bausteine der Stadtentwicklung, sagt der OB, „doch müssen wir die Marktwirtschaft neu definieren: Die bisherigen Mechanismen stoßen an ihre Grenzen“. So sieht es auch Fiona Härtel: Der Einzelhandel in den Innenstädten werde zurückgehen, ist sie sicher, „aber es können auch neue Qualitäten entstehen“. Damit dies gelingen kann, wollen die Geschäftsführerin und der OB stärker mit den Hausbesitzern in der Stadt ins Gespräch kommen, vielleicht eine gemeinsame Austauschplattform mit der Stadt gründen. Dabei wird es auch um die Höhe der Mieten gehen. „Gerade jetzt komme es auf die Eigentümer an – die Wirtschaftsförderung könne nur Vorschläge machen und Kontakte herstellen“, sagt Fiona Härtel. „Die Entscheidung für Mieter und die weitere Entwicklung der Immobilien liegt bei den Hausbesitzern.“

Mehr Gemeinsinn

„Wir müssen eine Balance finden zwischen Nachfrage und Angebot“, formuliert es Toni Vetrano, „und dabei auch die Ökologie berücksichtigen“. Wenn die Innenstadt lebendig bleiben und eine neue Qualität bekommen soll, dann funktioniert das seiner Ansicht nach nur mit mehr Gemeinsinn: „Leerstände schaden dem Gemeinwesen – diese Maxime muss sich durchsetzen.“ Die Höhe der Mieten, die Hausbesitzer verlangen, werde ein entscheidender Faktor dafür sein, ob ganz neue Konzepte gelingen könnten, ob sich Pop-up-Stores, Regionalläden, Second-Hand- oder Unverpackt-Geschäfte, Kombinationen aus Cafés und Einzelhandelsangeboten etablieren könnten – oder eben nicht, pflichtet ihm Fiona Härtel bei. „Die Kunden wollen schöne Innenstädte haben“, weiß sie. Schön bedeutet, dass die Aufenthaltsqualität stimmen muss, dazu gehöre heute auch freies WLAN: „Immer mehr Leute möchten im Café sitzen und arbeiten können.“ Schön bedeutet heute auch komfortabel und in Zeiten von Smartphones heißt das zudem: smart. Die Park-App, also dass Innenstadtbesucher ihre Parkgebühren mit dem Handy bezahlen und die Parkzeit notfalls auch verlängern können, gehört für Fiona Härtel ebenso dazu, wie dass die lokalen Händler ihr Angebot sowohl im Geschäft als auch digital anbieten. „Wer hier neue Wege geht, wird überleben. Auch der Einzelhandel muss sich neu erfinden.“

Digitalisierung wird auch in der Stadthalle, die von der Kehl Marketing betrieben wird, immer wichtiger. Die Voraussetzung für sogenannte Hybridveranstaltungen, bei denen ein Teil des Publikums vor Ort ist und sich der andere zu Hause die Übertragung im Internet anschaut und dennoch interagieren kann, sind jedoch ebenfalls WLAN und moderne Technik. „Die Stadthalle muss zu einem digitalen Multifunktionshaus werden, damit wir neue Formate anbieten können“, stellt Fiona Härtel klar. Gerade die Corona-Zeit zeige, wie wichtig das breite Raumangebot für die Stadt ist: Zahlreiche Besprechungen, Fortbildungen und auch die Gemeinderatssitzungen können derzeit nur in der Stadthalle stattfinden – weil nur dort die Räume groß genug sind, damit der Mindestabstand eingehalten werden kann.

Was das ebenfalls bei der Marketing angesiedelte Thema Tourismus angeht, so sieht die Geschäftsführerin die Zukunft für Kehl in der wachsenden Beliebtheit des Radtourismus – „und in einer noch engeren Kooperation mit Straßburg“. Über die digitalen Medien möchte die 47-Jährige „Spanien stärker bearbeiten“, nachdem sie festgestellt hat, dass zahlreiche Spanier gerne nach Kehl und Straßburg kommen.

Stadtmarketing- und Wirtschaftsförderungs-GmbH sowie die Kehl Marketing „sind zu wichtigen Säulen des städtischen Organismus geworden“, betont OB Vetrano. Neben den originären Aufgaben würden den beiden Gesellschaften auch von der Stadt Aufgaben übertragen: Er erinnert an das Baustellenmarketing während des Baus der Tramtrasse vom Bahnhof bis zum Rathaus oder das Marketing für den Stadtbus.

Entwicklung der Stadt

Gerade in der Krise lasse sich auch durch den Blick zurück Zuversicht gewinnen, finden Toni Vetrano und Fiona Härtel. Wer sich an den Marktplatz von vor 15 Jahren erinnere, hätte nicht geglaubt, dass Innenstadtbesucher dort heute im Eiscafé Italia, im Wolkenkratzer, im El Bolero, im Café Central oder im Glashaus-Café sitzen könnten. Auch das Alonso werde wieder öffnen und neben dem Reformhaus entstehe gerade ein neues Gastronomieprojekt.

Im Hafen investierten sowohl die Badischen Stahlwerke also auch die Papierfabrik Koehler viele Millionen, das Gewebegebiet ba.sic fülle sich weiter mit innovativen Unternehmen – „aus dieser Stärke können wir Hoffnung für die Zukunft schöpfen“, findet Toni Vetrano. Mit dem nun beginnenden Breitbandausbau in den Ortschaften Auenheim, Leutesheim und Zierolshofen „werden in Kehl die letzten weißen Flecken beseitigt“, betont er: „Damit ist die Stadt Ende 2022 flächendeckend mit schnellem Internet versorgt.“ Neben der Fachkräftegewinnung ist die Digitalisierung inklusive der entsprechenden Infrastruktur das Top-Thema für die Kehler Wirtschaft in den nächsten Jahren“, ergänzt Fiona Härtel. Daher werde die Wirtschaftsförderung im Herbst einen Informationsaustausch starten – mit Best-Practice-Beispielen gelungener Digitalisierungsstrategien aus Kehler Unternehmen.

Dass die Firmeninhaber nicht nur forderten, sondern beispielsweise durch ein eigenes Ferienprogramm ihren Anteil dazu beisteuerten, dass Kehl als Arbeits- und Wohnort für Fachkräfte interessant sei, freut Toni Vetrano. Die Stadtmarketing- und Wirtschaftsförderungs-GmbH trage durch gemeinsame Aktionen mit der Wirtschaft – wie zum Beispiel die Nacht der Ausbildung – ebenfalls zur Fachkräftegewinnung bei, ergänzt Fiona Härtel. Der eine oder andere Leerstand in der Innenstadt könnte auch dafür genutzt werden, dass junge Unternehmen in Kehl sogenannte Coworkingspaces finden, also Büroflächen, die für kurze Zeit oder auch tageweise gemietet werden, stellt sich die Wirtschaftsförderin vor: Die Zeit ist reif für neue Ideen und Konzepte.

Stadtmarketing- und Wirtschaftsförderungs-GmbH

Die Stadtmarketing- und Wirtschaftsförderungs-GmbH wurde 2001 von der Stadt Kehl und 17 Unternehmen gegründet. Neue Ideen und Konzepte für den Wirtschaftsstandort werden von einem Netzwerk privater und öffentlicher Akteure gemeinsam entwickelt. Inzwischen gehören der auf Standortentwicklung und Beratung von bereits ansässigen und ansiedlungswilligen Unternehmen spezialisierten GmbH neben der Stadt Kehl 49 weitere Mitglieder an, die sich entweder als Gesellschafter oder Beiratsmitglieder engagieren. Die Kehl Marketing GmbH wurde 2007 als hundertprozentige Tochter der Stadt Kehl gegründet und betreibt die Stadthalle, die Tourist-Information, richtet Märkte aus und ist Organisatorin großer städtischer Veranstaltungen – wie zum Beispiel des Festes zur Ankunft der Tram am Bahnhof im April 2017.

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