Johann Türck und die Objektkunst
Inspiriert von Dingen, die er zufällig findet

Der ehemalige Kunstlehrer Johann Türck arbeitet in seiner Werkstatt mit unterschiedlichen Materialien. | Foto: Michael Bode
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Kippenheim. Schrott, altes Holz, Ausrangiertes oder Weggeworfenes: Die Objektkunst von Johann Türck entsteht meist aus ganz Banalem, über das der Kippenheimer buchstäblich stolpert. "Ich habe in der Regel keine konkrete Vorstellung von dem, was entstehen soll. Ich lasse mich inspirieren von dem, was ich finde", erklärt der 75-Jährige. Dabei kombiniert er alle möglichen Materialien – von der alten Computer-Diskette bis zum Mauerstein – und experimentiert mit diesen, bis er selbst von seinem Werk überzeugt ist. Malte und zeichnete er noch in frühen Jahren, so widmet sich Johann Türck bereits seit den 80er-Jahren der Objekt- und Installationskunst.

Seine künstlerische Ader entdeckte Türck bereits im Teenager-Alter. "Kunst war eines der wenigen Schulfächer, in denen ich gut war", gibt er unumwunden zu. "Um ehrlich zu sein, hatte ich auch gar nicht gewusst, welche Alternative ich gehabt hätte." So entschied sich der gebürtige Ellwanger nach Abi und Bundeswehr 1970 für ein Studium der Kunsterziehung in Stuttgart. "Diese fünf Jahre haben mich stark geprägt", weiß er heute. Nach seinem Referendariat in Titisee-Neustadt kam Johann Türck nach Lahr. "Eigentlich wollte ich im Raum Stuttgart bleiben, in der Nähe von Familie und Freunden", erzählt er. Doch es sei schlichtweg der Bürokratie geschuldet gewesen, dass er nach Lahr versetzt worden sei und so trat Türck 1976 seinen Schuldienst am Scheffel-Gymnasium an, wo er bis zu seiner Pensionierung vor zwölf Jahren Kunst unterrichtete. "Im Nachhinein muss ich sagen, dass das ein großes Glück war", betont er. Viele positive Dinge habe er im Unterricht entstehen sehen. "Noch heute habe ich eine kleine Sammlung an Schülerarbeiten, die ich immer mal wieder gern anschaue", erzählt er.

Fantasie und Neugier prägen sein Werk

Parallel zum Schuldienst war Johann Türck als Künstler tätig: "Es gehört für mich zum Lehrerberuf einfach dazu, sich auch außerhalb des Unterrichts mit seinem Metier zu beschäftigen. So konnte ich viele meiner Erfahrungen den Schülern weitergeben." Seine Berufswahl habe er nie bereut. "Außerdem bin ich mir immer bewusst gewesen, nie von meiner Kunst alleine leben zu können, weil sie nicht marktgerecht war", räumt er ein. Der Schuldienst ermöglichte es ihm auch, zusammen mit seiner Frau Regine 2005 ein Sabbatjahr einzulegen. "Wir konnten in dieser Zeit neue Energien schöpfen, das hat uns unglaublich gut getan", sagt er. Das Sabbatjahr nutzte das Ehepaar, um größere Reisen zu unternehmen. "Wir waren sechs Wochen lang mit dem Wohnmobil in den USA unterwegs, auch Indien haben wir bereist", berichtet der Kippenheimer Künstler.

Fantasie und Neugier prägen sein künstlerisches Werk, das entweder im Freien oder der Werkstatt hinter seinem Haus entsteht. Dabei schafft er auch Werke, die über das rein Ästhetische hinausgehen. "Ohne, dass ich es vorgehabt habe, nehmen manche Objekte im Entstehungsprozess auch eine gesellschaftliche Aussage an", so Türck. "Für mich ist es prinzipiell völlig in Ordnung, wenn Betrachter und Künstler ein Werk unterschiedlich interpretieren. Wenn ich allerdings etwas ganz Bestimmtes ausdrücken möchte, dann erkläre ich es auch, damit es nicht falsch verstanden wird."

Aktuell hat Johann Türck allerdings recht wenig Zeit, sich seiner Kunst zu widmen. "Wir sind gerade am Ausmisten, bei uns quillt alles über, weil meine Frau und ich notorische Sammler sind", erklärt der fünffache Großvater. Eines seiner Werke, eine überdimensionale Streichholzschachtel, ist derzeit in einer Gruppenausstellung in der Galerie des Kunstvereins L'Art pour Lahr zu sehen, in dessen Vorstand Johann Türck von 2010 bis 2015 tätig war. Im Laufe des Jahres ist außerdem eine Ausstellung in Dole, der französischen Partnerstadt von Lahr, geplant, an der auch er sich beteiligen wird. Außerdem möchte Johann Türck in absehbarer Zeit eine Ausstellung mit einigen seiner Holzarbeiten realisieren. Darin soll unter anderem dann eine Installation aus einem alten Holzschrank gezeigt werden, "für die ich bereits einiges zusammengestellt und auch schon rumprobiert habe", sagt Türck, der ein weiteres künstlerisches Hobby pflegt: "Ich singe im Chor, zuerst bei 'Why Note' und nach dessen Auflösung nun seit drei Jahren bei 'Lahr Vokal'".  Daniela Santo

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