Streetart-Künstler ist sein Vorbild
Arbeiten von Jan Gines Alvarez sind politisch motiviert

Der Lahrer bildende Künstler Jan Gines Alvarez arbeitet mit einer Mischform aus abstraktem Expressionismus und Streetart. | Foto: Michael Bode
  • Der Lahrer bildende Künstler Jan Gines Alvarez arbeitet mit einer Mischform aus abstraktem Expressionismus und Streetart.
  • Foto: Michael Bode
  • hochgeladen von Daniela Santo

Lahr. Mit seiner Kunst nimmt Jan Gines Alvarez kein Blatt vor den Mund. Viele seiner Bilder sind politisch motiviert, wohlwissend, damit nicht überall auf Gegenliebe zu stoßen. Das ist auch nicht die Intention des 30-jährigen Lahrers. Vielmehr sieht er in der Kunst ein Werkzeug, sich kritisch äußern zu können. 

Erst vor zwei Jahren hat sich Jan Gines Alvarez als bildender Künstler selbstständig gemacht. Zuvor war er jahrelang im öffentlichen Dienst tätig, weil er den Wunsch hatte, etwas zu verändern und einen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten. "Unser funktionierendes Rechtssystem ist ein hohes Gut. Ich wollte ein Teil davon sein", sagt er. Vor allem in dieser Zeit hat Gines Alvarez erfahren, wie wichtig Toleranz ist und dass diese aber auch Grenzen hat. "Die politische Lage nimmt Formen an, die mir sehr widersprechen", betont der Halbspanier. Er verabscheut jegliche extremistischen Ansichten. "Ich greife in meiner aktuellen Schaffensphase Themen wie Faschismus, Migration, Pädophilie oder das Verhältnis von Mensch zu Tier auf", erläutert Jan Gines Alvarez. Dabei arbeitet er mit einer anderen Handschrift als sonst üblich: Seine Werke sind in Schwarz-Weiß gehalten – dem Sujet entsprechend. Unternimmt Gines Alvarez keinen Ausflug in die sogenannte "Blackwork", so arbeitet er mit einer Mischform aus abstraktem Expressionismus und Streetart. "Ich bin ein großer Bewunderer der Streetart, mein Vorbild ist der britische Künstler Bansky", erzählt er und legt dabei großen Wert darauf, selbst keine fremden Wände zu beschmieren. "Das ist zum einen illegal, zum anderen möchte ich niemandem meine Kunst aufdrängen." Wer seine Werke sehen möchte, hat hierzu im Rahmen verschiedener Ausstellungen die Möglichkeit, wie aktuell etwa bei der "NOVA" in Friesenheim am kommenden Wochenende. Dort zeigt Jan Gines Alvarez "Las Chicas de Oro", die Frauen aus Gold. "Das sind Bilder aus meiner Schaffens-phase im Winter, die sich mit Weiblichkeit und Feminismus nicht nur bei der Frau befassen", erklärt er.

Autodidakt, der nie ohne Musik arbeitet

Jan Gines Alvarez ist in Friesenheim aufgewachsen und zur Schule gegangen. Lange Jahre war er dort Mitglied im Sportverein und trainierte Judo. 2005 und 2006 war er in der Jugendarbeit der Gemeinde tätig. Nachdem er bereits beim Friesenheim-Tag auf der Landesgartenschau ausstellen konnte, hat er sich sehr gefreut, als man auch wegen der "NOVA" auf ihn zukam. Schon sein spanischer Großvater war neben seinem Beruf als Architekt als bildender Künstler aktiv. "Er hat mich unterstützt und animiert. Erarbeitet habe ich mir aber alles autodidaktisch", so Gines Alvarez, der schon in jungen Jahren gemalt, illustriert und fotografiert hat. "Das war schon immer meine Möglichkeit, mich auszudrücken", betont er. Ausprobiert hat er schon vieles, vom Stillleben bis hin zum Landschaftsbild. "Das hat mich aber nicht befriedigt", stellt er fest. So suchte und fand er schließlich seinen ganz eigenen Stil, der ihm genügend Freiraum lässt, sich zu äußern.
Auch die Musik spielte im Leben des heute hauptberuflichen bildenden Künstlers eine stets herausragende Rolle. "Musik hat einen wichtigen Einfluss auf meine Kunst", weiß Jan Gines Alvarez, der nie ohne Musik arbeitet und selbst Gitarre und Mandoline spielt. Auf eine Richtung ist er dabei nicht festgelegt: Akustik, Folk, Heavy Metal oder deutschsprachiger Rap – je nach Stimmung. "Wenn ich Musik höre, rücke ich ein bisschen ab von der Welt und kann mich ganz meinem Gefühl und den Dingen, die mich beschäftigen, hingeben und auf Leinwand bringen", sagt er. Seine Kunst entsteht intuitiv und nicht selten auch nachts. So ist sein Atelier für ihn auch Teil seiner Intimsphäre, weswegen er es für Besucher nicht zugänglich machen möchte. "Es ist für mich ein ganz besonderer Raum, wo ich in Ruhe zurückgezogen und sehr authentisch arbeiten kann", betont der 30-Jährige.

Weniger zurückgezogen ist er als Musiker unterwegs, zusammen mit seiner Akustik-Band, die Songs aus den 90er-Jahren covert. "Wir haben keinen Namen, darauf haben wir bisher noch keinen Wert gelegt", erzählt er schmunzelnd. Allerdings möchte die Band in naher Zukunft durch die Ortenau touren und unplugged begeistern. Daniela Santo

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.