Pro und Contra zur Tiefengeothermie

Biomassekraftwerk am Rande des interkommunalen Gewerbeparks „Ba.sic“. | Foto: Foto: rek
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Das Aufsuchungsfeld Neuried liegt in der Nähe des bestehenden Biomassekraftwerkes am Rande des interkommunalen
Gewerbeparks „Ba.sic“ der Stadt Kehl und der Gemeinde Neuried. Die Pläne
für die Geothermie reichen weit zurück: Ursprünglich war am Standort
ein Hybridkraftwerk geplant. Es sollte sowohl mit Biomasse als auch mit
Tiefengeothermie betrieben werden. 2007 wurde der Biomasseteil gebaut,
seit 2009 wird es durch die Badenova betrieben. In diesem Bereich sollen
auch die genehmigten Probebohrungen durchgeführt werden.

Horst Kreuter, GeoThermal Engineering GmbH (GeoT):

Unter unseren Füßen schlummert der größte Energie-Schatz der Welt: Erdwärme.
Unerschöpflich, regenerativ, rund um die Uhr verfügbar. Für die Bürger
am Oberrhein bietet sich an, diesen Schatz zu heben: Hier ist die Erde
in Deutschland am wärmsten.

Die Erde ist ein heißer Planet: 99 Prozent ihrer Masse sind heißer als 1000 Grad. Das Gestein heizt Wasser
auf – und seit der Römerzeit wird dieses Thermalwasser auch am Oberrhein
zu Bade-, Kur- und Heilzwecken eingesetzt. Das Thermalwasser wird
weltweit genutzt, seit 100 Jahren wird Strom erzeugt, seit den 1960er
Jahren Pariser Wohnviertel beheizt. Vor mehr als 30 Jahren begann die
Erdwärmenutzung in Deutschland: Die erste Wärmeversorgung mit
Thermalwasser aus über 1500 Metern Tiefe startete in Waren an der
Müritz, Heilbäder waren noch viel früher dran. Fast 30 Anlagen sind nun
am Netz, meist zu Wärmezwecken. Selbst die Pionier-Anlagen werden noch
lange arbeiten: Die Erde ist heiß wie eh und je, die Bürger und
Unternehmen schätzen den Komfort preisstabiler, heimischer Fernwärme und
die Stadtwerke die jahrzehntelange Versorgungssicherheit.

Erdwärme ist die einzige erneuerbare Energiequelle, die gleichzeitig Wärme,
Kälte und Strom liefert – je nach Bedarf, über 8000 Stunden im Jahr. Die
Millionenstadt München wird daher bis 2040 ihre Fernwärmeversorgung
überwiegend mit Erdwärme betreiben. Gleiches ist auch in der Region
Straßburg/Kehl möglich. Zwischen Frankfurt und Basel wurde bereits 15
Mal erfolgreich gebohrt, insbesondere das Elsass und Baden-Württemberg
haben Erdwärme als saubere, klimafreundliche Alternative zu Atomkraft,
Kohle und Gas erkannt.

Richard Schüler, Vorsitzender der BI gegen Tiefengeothermie im südlichen Oberrheingraben Kehl e. V.:

Grundanliegen der Bürgerinitiative gegen Tiefengeothermie am südlichen Oberrhein und
damit auch nicht verhandelbare Position ist, dass der Schutz der
Menschen und ihrer Lebensgrundlagen auch bei der Erprobung und Nutzung
alternativer Energien absoluten Vorrang hat. Nicht auszuschließende
technische Risiken bei möglichen Bohrungen und Geothermiekraftwerken in
den Bereichen
„Neuried/Kehl-Süd/Schutterwald/Kehl-Kernstadt/Kehl-Nord/Willstätt/Straßburg
(CUS)“ dürfen nicht zu Lasten der betroffenen Menschen gehen.

Anliegen der BI ist, die Menschen zu informieren und auf die nicht
auszuschließenden technischen Risiken hinzuweisen. Parallel dazu wollen
wir uns mit der Politik in einer Weise auseinandersetzen, dass es ohne
Beteiligung und Einvernehmen mit den betroffenen Menschen Planungs- und
Realisierungsprozesse von Geothermieprojekten nicht geben darf.

Die Tiefengeothermie ist nicht regenerativ. Es dauert mehrere hundert Jahre
bis die ursprüngliche Temperatur des Reservoirs wieder vorhanden ist.
Sie ist nicht klimafreundlich, da bis zu 90 Prozent der dem
Thermalwasser entzogenen Energie an die Umwelt abgegeben wird. Sie ist
unwirtschaftlich, der Wirkungsgrad bei der Stromerzeugung liegt nur bei
fünf bis sieben Prozent. Außerdem ist sie nicht grundlastfähig, da bei
höheren Lufttemperaturen die Anlagenleistung reduziert werden muss. Die
Tiefengeothermie birgt unbeherrschbare Gefahren und Risiken wie
Erdbeben, Landabsenkungen, Grundwasserverunreinigung und die Gefährdung
der heimischen Umwelt.

Autor: Christina Großheim

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