Willi Stächele 1997
Heiligabend Stammgast auf Oberkircher Polizeirevier

Der damalige Landrat Günter Fehringer gratuliert Willi Stächele zur Wiederwahl als Bürgermeister. | Foto: privat
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Oberkirch (ag). Obwohl Willi Stächele inzwischen in Achern wohnt, ist er immer noch höchst interessiert, was sich in Oberkirch tut. Schließlich lebte er nicht nur Jahrzehnte in der Renchtalmetropole, sondern war dort von 1981 bis 1997 Rathauschef. Damals war Oberkirch noch keine Große Kreisstadt. Oberbürgermeister wurde erst wesentlich später sein Nachfolger. Überhaupt war damals noch so manches anders als heute. Es gab noch keine Umfahrung, der Verkehr von und ins Renchtal quälte sich mitten durch das Herz Oberkirchs. Aber Bürgermeister Willi Stächele hatte sie schon im Blick. "Wir hatten in den 80er-Jahren mit der Stadtsanierung begonnen", erinnert er sich. "Erste verkehrsberuhigte Bereiche wurden rechts und links der B28 geschaffen. Schwerpunkte waren damals Bachanlage und Kirchplatz." 1989 schaffte es Stächele, die Umfahrung in den vordringlichen Bedarf des Bundesprogramms zu bringen: "Sie wurde dann 97/98 planfestgestellt."
Im Krankenhaus in Oberkirch gab es für die Bürger während Stächeles Amtszeit noch die Grundversorgung. "Ich selbst musste dort nie stationär behandelt werden, nur ambulant", erzählt der Politiker. "Aber ich besuchte dort regelmäßig Bürger." Außerdem war es üblich, dass der Rathauschef an den Weihnachtsfeiern teilnahm.

Zu Weinachten gehörte für Stächele immer der Besuch bei der Polizei. Inzwischen verfügt Oberkirch nur noch über einen Polizeiposten. Doch damals war dort ein Revier. "Leiter war Rolf Frenk, eine Institution", erzählt der einstige Bürgermeister. "Während die Familie am Heiligen Abend um 22 Uhr zur Christmette ging, traf ich mich mit dem Revierleiter und wir besuchten die diensthabenden Beamten. Rolf Frenk hatte Schäufele dabei, ich brachte die Getränke mit." Wer Dienst hatte, trank natürlich keinen Alkohol. "Ein bisschen hatte ich schon ein schlechtes Gewissen, weil ich den Kirchgang schwänzte. Aber die Beamten freuten sich riesig über diese Tradition", verrät der 70-Jährige.

Zwei-Finger-Such-Prinzip

Die Frage, ob es ihn den nicht schmerzt, dass Oberkirch sowohl das Polizeirevier als auch das Krankenhaus in der damaligen Form verloren hat, bejaht Stächele. Um sofort nachzuschieben: "Ich will aber nicht in Abrede stellen, dass Reformen notwendig waren. Es gibt manchmal Entwicklungen, da müssen Entscheidungen getroffen werden, auch wenn sie schmerzhaft sind." Viel getan hat sich seit 1997 natürlich in Sachen Digitalisierung. Er selbst hat damals noch nach dem Zwei-Finger-Such-Prinzip seine Weihnachtsbriefe auf der Schreibmaschine getippt. Zum Glück hatte er in Ingrid Röschke eine hervorragende Sekretärin und gesteht lachend: "Wäre der Schriftverkehr von meinen kümmerlichen Maschinenschreibkenntnissen abhängig gewesen, hätten nur wenige Schreiben das Rathaus verlassen."
Gibt es etwas, was damals aus seiner Sicht in Oberkirch besser war als heute? "Ich konnte mit einer absoluten CDU-Mehrheit im Gemeinderat Tempo machen", antwortet Willi Stächele mit einem Schmunzeln.

Ein bisschen Schadenfreude

Und das Lächeln wird noch breiter bei der Frage, welche Erinnerung er mit dem Erscheinen des Gullers 1997 verbindet, um dann mit einem Augenzwinkern zu gestehen: "Ein bisschen Schadenfreude hatte ich, denn jeder Bürgermeister ficht hin und wieder mit seiner Heimatzeitung, einen Strauß aus, weil sie ihm nicht genügend 'huldigt'. Und jetzt hatte die ARZ neben dem Stadtanzeiger am Mittwoch plötzlich auch Konkurrenz am Sonntag!"

Zur Person Willi Stächele

Der CDU-Landtagsabgeordnete Willi Stächele ist am 17. November1951 in Rheinweiler geboren. Seit 1992 ist er Mitglied des Landtags. Er war unter anderem Landtagspräsident, Landesfinanzminister, Minister des Staatsministeriums und für europäische Angelegenheiten, Minister für Ernährung und ländlichen Raum sowie Staatssekretär und Chef der Landesvertretung des Landes Baden-Württemberg in Berlin.

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