Martin Grüber war Offenburgs OB zwischen 1975 und 1989
"Ausruhen gehört nicht zu meiner Art"

Martin Grüber in der Steinstraße: Er hat durch die Einrichtung der Offenburger Fußgängerzone das Bild der Innenstadt geprägt.  | Foto: Michael Bode
  • Martin Grüber in der Steinstraße: Er hat durch die Einrichtung der Offenburger Fußgängerzone das Bild der Innenstadt geprägt.
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Offenburg (rek). "Frau Schreiner hatte gute Gründe genannt", gibt Martin Grüber das Gespräch wieder, als die amtierende Oberbürgermeisterin Offenburgs ihn überzeugte, dass die Stadt anlässlich des 80. Geburtstags ihres Vorvorgängers im Amt einen Empfang organisieren werde. Der fand gestern im Salmen statt. Eigentlich sucht Martin Grüber mit seiner Frau Dagmar regelmäßig das Weite, wenn sich das Datum nähert. "Aber mal ehrlich: Es gibt Schlimmeres, als öffentlich gelobt zu werden", hegt Grüber im Vorfeld Hoffnungen.
"Es war immer unsere Absicht, nach Offenburg zurückzukehren", so Grüber, der seit 2007 wieder in Offenburg lebt. Schließlich musste Martin Grüber sein Versprechen bei seiner Verabschiedung in der Oberrheinhalle im Jahr 1989 einhalten. 14 Jahre lang war er zuvor deren Oberbürgermeister gewesen. Bertold Thoma hatte Mitte der 70er-Jahre seine Kontakte bis nach Frankfurt angezapft. Ziel der SPD, für die Thoma noch heute als Stadtrat aktiv ist: einen eigenen Kandidaten aufstellen. "Irgendwann wurde ihm dann wohl gesteckt, mal bei mir anzufragen", lässt Grüber Geschichte Revue passieren.
Grüber, geboren in Mosbach im Odenwald, war Magistratsdirektor, persönlicher Referent von Frankfurts Oberbürgermeister Rudi Arndt. Bis zum 9. November 1975: Im zweiten Wahlgang setzte sich der SPD-Mann Grüber in Offenburg gegen den Lokalpolitiker Günter Fehringer durch und beendete damit die CDU-Ära. "Gesagt, getan", resümmierte er acht Jahre später während des Wahlkampfs seine erste Amtszeit und wurde wiedergewählt. Sechs Jahre später benötigte der damalige Frankurter OB Volker Hauff einen Mann mit Verwaltungserfahrung und holte Grüber als Kämmerer zurück in die Mainmetropole. Unstimmigkeiten zwischen SPD und Grünen sowie innerhalb des Rathauses sorgten dort für einen unerfreulichen Abgang Grübers.
"Inzwischen kann ich durch die Stadt gehen und die meisten erkennen mich nicht mehr", erlebt er seine zweite Offenburger Zeit auch wohltuend. "Das ist für ein Casting", entgegnet er den Passanten spitzbübisch, die sich über ihn und den Fotografen in der Steinstraße wundern. 
Er wollte möglichst nah an den Menschen sein. "Ich habe als einer der ersten Bürgersprechstunden eingeführt, Bürgerbeteiligung gab es auf allen Ebenen", beschreibt Grüber seine Politik. "Offenburgs Innenstadt erstickte im Verkehr und dadurch wirkten die Häuser auch heruntergekommen", erinnert sich der seit gestern 80-Jährige. "Mit einem Fassadenwettbewerb haben wir mit wenig kommunaler Subvention zahlreiche private Investitionen ausgelöst", kannte er damals ein Prinzip, das noch heute in Offenburg zur Rathauspolitik gehört. Die Integration der früher eigenständigen Ortschaften lief anfangs eher unter Vorbehalt, war dies Vorhaben aber für seine Amtszeit prägend. Ebenso hat er: Jugendzentren installiert, den Weihnachtsmarkt ins Leben gerufen, das Glockenspiel am Rathaus in Auftrag gegeben und die Farbe Grün für Fahrradstreifen durchgesetzt. Auch deshalb sagt Grüber noch heute: "Ein Oberbürgermeister stemmt nicht alles alleine." Seine Erfahrung: "Ich habe meine Menschenkenntnis in diesen Jahren enorm verbessert."
"Ich habe in meiner Zeit noch auf dem heutigen Kulturforum Militärparaden mit den Franzosen abgenommen", freut er sich über das, was dort inzwischen entstanden ist. Den Salmen hätte er schon damals gern in städtischer Hand gewusst. Doch der geschichtsträchtige Ort sollte noch einige Zeit gewerblicher Lagerraum bleiben. Gelungen ist der Verwaltung damals immerhin, eine Gedenktafel anzubringen. "Die Einweihung des Ritterhauses war meine letzte Amtshandlung", blickt Grüber zurück und erzählt, dass ihm der damalige französische Staatspräsident Francois Mitterand per Brief gratulierte. "Das Datum der Einweihung war der Jahrestag der Zerstörung", weiß Grüber.
Bei einem Porträt über Martin Grüber dürfen die Bienen nicht unerwähnt bleiben. "Vorsicht, da kann ich Ihnen stundenlang Vorträge halten", entgegnet er. Seine Völker leben im Elsass. Aber nur für Freunde und Bekannte springt Honig heraus. "Ich könnte nicht einmal drauf schreiben: ein deutsches Erzeugnis."

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