Mark Lerandy führte Offenburger FV wieder in die Oberliga
Vom Spielfeld direkt an die Seitenlinie

„Eigentlich müsste ich ein Buch schreiben“: Doch so abwechslungsreich Marc Lerandys Karriere auch war, das letzte Kapitel ist beim Offenburger FV noch lange nicht geschrieben. | Foto: Foto: Michael Bode
  • „Eigentlich müsste ich ein Buch schreiben“: Doch so abwechslungsreich Marc Lerandys Karriere auch war, das letzte Kapitel ist beim Offenburger FV noch lange nicht geschrieben.
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Offenburg. Schon auf den ersten Blick spricht freudige Gelassenheit aus dem Gesicht Marc
Lerandys. Derzeit erlebt der Fußballer wieder eine Hochzeit seines
Hobbys, das sein Leben über Jahre beeinflusst hat und ihn durch Tiefen
und Höhen führte. Seit fast eineinhalb Jahren trainiert der 35-Jährige
den Traditionsverein der Ortenau. Vom Tabellenkellerkind lenkte er den
Offenburger FV (OFV) ins gesicherte Tabellenmittelfeld der Verbandsliga,
um in der vergangenen Saison die Klasse zu dominieren. Jetzt lautet das
Ziel Klassenerhalt in der Oberliga. Aber schon grätscht der gelernte
Innenverteidiger verbal dazwischen und spricht lieber davon, es „allen
Gegnern schwer zu machen, Punkte gegen uns zu holen“. Denn auch
Optimismus gehört zu seinen herausstechenden Eigenschaften.

In Lahr und Schwanau-Allmannsweier aufgewachsen, liegen Lerandys
fußballerische Anfänge bei der Spielvereinigung Lahr. Als sein älterer
Bruder Alexander zum OFV wechselte, wurde Marc Lerandy gesagt, „steig
doch gleich mit in den Bus nach Offenburg“ und so spielte er für die
Offenburger C-Jugend. Dann ging es schnell: Ab der B-Jugend folgte der
Wechsel zum SC Freiburg. Dort lernte er eins seiner heutigen Vorbilder
als Trainer kennen. „Christian Streich hat uns bei aller Emotionalität,
die ihn auszeichnet, immer wieder die Bedeutung des Bodenständigen
klargemacht“, berichtet Lerandy über den heutigen Bundesligatrainer der
Freiburger.

Für die U17-Nationalmannschaft bestritt Lerandy zudem zwei Länderspiele. Mit den beiden Sportvereinen Sandhausen und
Linx spielte er weiter vornehmlich in der Oberliga, ehe er sich 2007 dem
SC Pfullendorf anschloss, der in der damaligen drittklassigen
Regionalliga Süd spielte. Der Abschied von dort war nicht leise. Der
Verein zog eine einseitige Option auf Vertragsverlängerung, sein Berater
klagte. „So saßen wir uns plötzlich im Gericht gegenüber“, erinnert
sich Lerandy. Sein Berater gewann den Prozess, aber Lerandy saß
sportlich zwischen allen Stühlen.

Er fand seinen Neuanfang mit 27 Jahren in der Bezirksliga beim VfR Willstätt. Vorstand „Stefan
Hochwald ist ein guter Freund und dort wurde ich wieder aufgebaut“, so
Lerandy über die Gründe für diesen Schritt. „Die Kameradschaft auch nach
dem Spiel, wenn man noch zusammen ausgeht, habe ich dort erlebt und
genossen.“

Sein Talent blieb aber nicht verborgen. Dieter Ferner, Trainer des Regionalligisten 1. FC Saarbrücken und sein zweites
Vorbild, warb um ihn. Lerandy wollte es lieber genießen, nah der Heimat
und seiner eigenen Familie zu sein. Ferner ließ nicht locker. So traf
Lerandy ihn, war erfreut, „einen normalen Menschen mit zerrissenen
Jeans“ zu sehen und ließ sich überzeugen. Es folgten der Aufstieg in die
dritte Liga im ersten Jahr und zwei weitere Spielzeiten. Bis Milan
Sasic die Mannschaft trainierte. Am Ende der Saison wurde der Vertrag
aufgelöst und Lerandy sagt nur: „Sasic hat mir die Entscheidung
abgenommen“.

Es ging wieder „nach Hause“, auch weil inzwischen sein zweites Kind geboren worden war. Lerandy knüpfte in Bahlingen am
Kaiserstuhl an seine Oberliga-Karriere an und konnte dort Fußball,
Familie und seinen Beruf als Kaufmann in einem Autohaus mit großem
Verbreitungsgebiet verbinden.

„Ich denke, dass mein Bruder eine wichtige Rolle dabei spielte, als der Offenburger FV auf der Suche nach
einem neuen Trainer war und Sportvorstand Michael Wagner auf mich zu
kam“, so Lerandy über das Frühjahr 2015. Jetzt trainiert Marc Lerandy
das Oberliga-Team, sein Bruder Alexander die B-Jugend. „Das wird richtig
spannend, wenn ich höre, was dort für Talente heranwachsen“, freut sich
Lerandy, der junge Spieler in der ersten Mannschaft etablieren und
weiter entwickeln möchte, von denen jetzt bereits mehrere regelmäßig im
Oberliga-Kader stehen.

Seinen Optimismus bestätigen die Spieler durch eine „überragende Punktausbeute“ in den ersten Spielen. Es sei
nicht schlimm, wenn es Unruhe beim OFV gebe, „aber wir wollen es besser
kontrollieren“, weiß Lerandy den Vorstand an seiner Seite und um die
Vergangenheit des Traditionsvereins. „Der OFV kommt ins Rollen“, ist
Lerandy überzeugt und hofft auf wachsende Unterstützung der Fans.

Autor: Rembert Graf Kerssenbrock

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