Ihr Begleiter durch die Woche
Die Kraft des Spiegels für Neues nutzen

Achim Brodback

Angedacht waren wir von Gott mal als sein Ebenbild. Komisch, dass es uns nur nicht so gelingt. Bei all den Masken in der Fasnacht habe ich noch keinen gesehen, der als Gott auftrat – Teufel hab ich dagegen schon viele gesehen.

Oft sehen wir von uns selbst nur ein dunkles Bild, wie in einem Spiegel, unser Leben als ein Rätsel oder brüchiges Stückwerk. Manchmal sind wir auch all der eigenen Fragen müde. Oder uns gefällt gar nicht, was wir da gerade sehen: Ich bin gefangen in meinem Ich und sehe die anderen nur durch Gitter.

Da auszubrechen und jemand anders zu sein in dem Spiegel, ist möglicherweise ein Teil der Fasnachts- und Fastenzeit, die jetzt kommt – diese Masken: endlich mal loslassen, vergessen wie ich bin und ein ganz anderer sein. Man sollte sich nur nicht hinterher schämen müssen, wenn man dann in den Spiegel oder in die Augen des anderen schaut. Die Kraft des Spiegels liegt darin, dass ich etwas ganz Neues werde, was ich mir vorher gar nicht zugetraut habe.

Gott traut uns einiges zu. In seinem Spiegelbild werden wir verklärt, damit sein Leuchten, seine Herrlichkeit sich in unserem Angesicht widerspiegelt (1. Kor 13 u. 2. Kor 4, 6) Schade nur, dass es dem Teufel so oft gelingt, selbst unsere guten Ansätze wieder zu einem verzerrten und blöden Spiegelbild von uns zu verdrehen.

Das ist mir dieser Tage deutlich geworden, als ich das Theaterstück von Baal novo gesehen habe über die Reformation. Da springt der Teufel auf den Altar und lacht und redet den anderen was ins Ohr und lacht sich eins, weil es wieder eher so schlecht läuft. Eigentlich glaub ich gar nicht an den Teufel, aber die Worte sind mir hängen geblieben: der hat viel zu viel zu lachen in meinem, in unserm Leben! Das geht gar nicht. Den Erfolg gönne ich ihm nicht. Und schon fängt es an zu wirken bei mir, dass ich anders werde, nicht mehr aufbrause.
Die Predigt vom Teufel hat bewirkt, dass er schon seine Macht verliert dadurch. Vielleicht wird das anderen auch so gehen, ich wünsche es Euch.

Pfarrer Achim Brodback, evangelische Kirche Oppenau und Kirche im Nationalpark

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