Unterstützung für Azubis und Betriebe
Berufliche Karriere soll nicht frühzeitig enden

IHK-Ausbildungsbegleiter Markus Keßner konnte in 44 Fällen den Abbruch des beruflichen Einstiegs verhindern.  | Foto: IHK
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Ortenau (st). Im Verantwortungsbereich der Industrie und Handelskammer Südlicher Oberrhein (IHK) werden pro Jahr knapp zehn Prozent der Ausbildungsverträge vorzeitig gelöst. Zwar entscheiden sich einige dieser Abbrecher für eine andere Ausbildung oder ein Studium, doch ist für manche aufgrund persönlicher Probleme das Ende der beruflichen Karriere mit der Vertragslösung besiegelt. Damit es nicht so weit kommt, ist seit zwei Jahren IHK-Ausbildungsbegleiter Markus Keßner im Einsatz.

44 Ausbildungsabbrüche verhindert

Die Nöte der Azubis, mit denen Markus Keßner in seinem Arbeitsalltag konfrontiert wird, reichen von Aufmerksamkeitsdefizitstörungen (ADHS) über ungewollte Schwangerschaften und Schulden bis zu Drogenproblemen. „Solche Sorgen können weder die Ausbildungsbetriebe noch die IHK-Ausbildungsberater auffangen“, sagt der Experte. Deshalb gibt es seit zwei Jahren bei der IHK Südlicher Oberrhein die Stelle des Ausbildungsbegleiters. 20 von ihnen gibt es im ganzen Land; sie sind Teil des Projekts „Erfolgreich ausgebildet! – Ausbildungsqualität sichern“ vom Landesministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau. Die Stelle ist bei der IHK mit 80 Prozent vom Ministerium gefördert.

Bei 44 jungen Menschen hat Keßner den Abbruch der Ausbildung seit Aufnahme seiner Tätigkeit verhindert, nur bei zwölf Azubis waren seine Anstrengungen nicht von Erfolg gekrönt. Trotz der guten Quote bleibt der 58-Jährige bescheiden: „Ich bin ja nicht die Lösung des Problems, ich bin nur das Werkzeug.“ Das ist auch das, was er seinen Schützlingen immer wieder mit auf den Weg gibt: „Es liegt an Dir.“ Manchmal ist seine Formulierung abhängig vom Gegenüber auch etwas herber, damit sie wirklich ankommt: „Die Wurst kann ich Dir hinhalten, aber danach schnappen musst Du selbst!“

Keßner profitiert von einem großen Erfahrungsschatz. Unter anderem hat er zwei Jahre lang Arbeitssuchende auf dem Weg zurück in die Arbeit bei der Handwerkskammer unterstützt; neun Jahre war er bei der Jugendberufshilfe Ortenau tätig. Zuvor war er in der katholischen Jugendarbeit und in der Arbeitnehmerseelsorge aktiv. Eine zweijährige Ausbildung zum Betriebsseelsorger sowie verschiedene Zertifikate runden sein Profil ab. Und auch mit der dualen Ausbildung kennt sich Keßner aus: „Meinen Berufsweg habe ich als Schlosser begonnen.“

Nach zwei Jahren als Ausbildungsbegleiter, davon ein Jahr mit Corona, stellt Keßner fest: „Die psychischen Erkrankungen haben zugenommen.“ Auch für Keßner ist die Betreuung der Azubis komplizierter geworden. „Meine Tätigkeit ist eine aufsuchende“, erklärt er. „Es ist wichtig, dass ich die jungen Leute in ihrem Umfeld besuche. Bei ihnen daheim entsteht ein Dialog auf Augenhöhe, das ist eine ganz andere Ebene des Miteinanders.“

Bis Juli ist die Tätigkeit des Ausbildungsbegleiters vom Ministerium gefördert. Keßner hofft auf Verlängerung des Projekts. Er ist überzeugt, dass das Geld gut angelegt ist: „Als Sozialfall für den Rest ihres Lebens kämen diese Personen der Verwaltung deutlich teurer zu stehen.“

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