Fußnote, die Glosse im Guller
Feiertage sind vielen heilig

Halleluja, mit Fronleichnam hatte der alljährliche Frühlings-Feiertage-Marathon nun ein Ende. Nichts gegen kirchliche Feiertage, als bekennende Katholikin halte ich diese in Ehren. Allerdings bringen sie auch mein Zeitgefühl völlig durcheinander. Mal beginnt die Arbeitswoche erst an einem Dienstag, dann wieder wird sie am Donnerstag für einen Tag unterbrochen. Oft genug sitze ich dann am Schreibtisch und frage mich verwirrt: Welchen Tag haben wir heute eigentlich?

Glück für Festangestellte

Nun haben wir im Südwesten im bundesweiten Vergleich recht viele freie Zusatztage. Glück für Festangestellte, die diese trotzdem bezahlt bekommen, ohne arbeiten zu müssen. Andere wie beispielsweise in der Gastronomie arbeiten um so mehr. Und dann gibt es noch Selbstständige wie Einzelhändler, die gerne Geld verdienen würden, es wegen des Feiertags aber nicht dürfen, was Verdienstausfall bedeutet. Nun kann man sich auf den Standpunkt stellen, dass sich jeder seinen Beruf selbst aussucht. Mag sein, allerdings besteht der eigentliche Sinn christlicher Feiertage darin, den Gläubigen Gelegenheit zu geben, diese entsprechend zu zelebrieren. Sie wurden keineswegs eingeführt, um einem Teil der Menschheit mehr Freizeit für Halligalli zu schenken. Genau das glauben aber viele. Diese nehmen Fronleichnam & Co. zwar als gottgegeben, der Hintergrund ist ihnen aber völlig schnuppe, wenn sie ihn überhaupt kennen.

Teuflischer Gedanke

Konsequent zu Ende gedacht, müsste das Geschenk eines christlichen Feiertags mit einem Kirchenbesuch verbunden werden. Zum Abschluss des Gottesdienstes könnte der Pfarrer Teilnahmebescheinigungen für den Arbeitgeber ausgeben. Was hätten wir dann wieder für volle Gotteshäuser. Oder das Gewähren eines solchen zusätzlichen Urlaubstags könnte von der Mitgliedschaft einer entsprechenden Glaubensgemeinschaft abhängig gemacht werden. Kirchensteuer hin oder her – wetten, es würde kaum noch Austritte geben und manches reumütige Schaf würde in den Schoß der Kirche zurückkehren. Aber das ist natürlich ein teuflisches Gedankenspiel und ein guter Christenmensch sollte sich solchen satirischen Betrachtungen nicht hingeben. Dies um so weniger, da christliche Feiertage der Mehrheit der Deutschen heilig sind, zumindest im übertragenen Sinn. Das ergab eine Umfrage im April. 60 Prozent der Befragten lehnten es ab, zur Stärkung der Wirtschaft nach der Corona-Krise einmalig einen kirchlichen Feiertag zu streichen.
Anne-Marie Glaser

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