Dauerleihgabe an die Stadt: Originalausgabe des Werks von Grimmelshausen
Ewigwährender Kalender wieder zurück in Renchen

Bei der Unterzeichnung des Überlassungsvertrags (von Martin Hebling und Bernd Siefermann, dahinter Heinz Schäfer, Ute Hebling, Brunhilde Lorenz und Andrea Lang. | Foto: pm
  • Bei der Unterzeichnung des Überlassungsvertrags (von Martin Hebling und Bernd Siefermann, dahinter Heinz Schäfer, Ute Hebling, Brunhilde Lorenz und Andrea Lang.
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Renchen. Als „Glücksfall für die Grimmelshausenstadt" bezeichnete es Bürgermeister Bernd Siefermann, als er gemeinsam mit Martin Hebling einen Überlassungsvertrag
unterschrieb. Mit diesem Vertrag erhält die Stadt als Dauerleihgabe eine
Originalausgabe des „Ewig-währenden Calenders" von Grimmelshausen aus
dem Jahr 1670.

Zur Feierstunde im Rathaus hieß Bürgermeister Bernd Siefermann in erster Linie die Familien Martin und Rudolf Helbling, Andrea Lang, Justitiarin am Ministerium für Wissenschaft und
Kunst in Wiesbaden, Heinz Schäfer als zweiten Vorsitzender der
Grimmelshausenfreunde und Brunhilde Lorenz, die er als „lebendes Lexikon
der Geschichte Grimmelshausens und seiner Werke" bezeichnete,
willkommen. Von ihr hatte er auch den Hinweis bekommen, dass Martin
Helbling, der bis vor zwölf Jahren mit seiner Familie in Renchen wohnte,
im Besitz einer Erstausgabe des „Ewig-währenden Calenders" war. Nach
mehreren Telefonaten mit dem Besitzer und Gesprächen innerhalb der
Familie Helbling kam dann die Botschaft, dass diese literarische und
literaturhistorische Kostbarbeit als Dauerleihgabe zur Verfügung
gestellt wird. Das Buch wurde anschließend bei der Eröffnung der
Kulturtage in der Festhalle präsentiert, jetzt hat es seinen Platz im
Simplicissimushaus gefunden. „Damit ist dieses Werk wieder in Renchen,
und hier gehört es ja auch hin", so Siefermann.

Andrea Lang ging auf den „Ewig-währenden Calender" ein, nachdem sie mit Handschuhen in
der bibliophilen Kostbarkeit geblättert hatte. Kalender dieser Art waren
im 17. Jahrhundert sehr beliebt – als kurzweilige Lektüre, Notizbuch
oder auch Nachschlagewerk, neben Bibel und Gebetsbuch waren sie damals
in fast jedem Haushalt vorhanden. Besonders begehrt war das Exemplar von
Grimmelshausen, der Kalender des Erfolgsautors erschien 1670.
Grimmelshausens Verleger Felßecker druckte bereits 1677 die erste
Neuauflage. Wie Lang deutlich machte, war der Ewig-währende Calender
Grimmelshausens weit mehr als ein Handbuch zur Kalenderberechnung. Er
umfasst 236 Textseiten und eine Tabelle, dazu ein Vorwort des Verlegers
und eine Art „Gebrauchsanweisung" vom alten Simplicissimus an seinen
Sohn. Insgesamt, so Lang, enthält der Kalender eine Fülle von
unterschiedlichen Informationen und ist damit ein Kaleidoskop des
damaligen Lebens – mit seinem Wissen, seinen Vorstellungen und Ängsten.
Gleichzeitig scheine er auch eine Interpretationshilfe für den
„Simplicissimus" zu sein, da häufig Bezug auf den Roman und seine
Personen genommen wird.

Martin Helbling berichtet über die Geschichte des Buches, das sich seit zwei Generationen im Besitz seiner Familie befindet. Sein Onkel, Pfarrer Rudolf Behrle, einer der
Ehrenbürger der Stadt Renchen, war ein sehr interessierter
Grimmelshausenforscher, er hatte sich im Zuge dieser Forschungen in den
1920er- oder 1930er-Jahren diese Originalausgabe beschafft.

Autor: st

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