Wie eine ländliche Gemeinde für einen Arzt attraktiv wird

Dr. Uwe Breinlinger und seine Frau Iris Walter sorgen für das Wohl der Patienten in Sasbachwalden und Kappelrodeck.  | Foto: Foto: ds
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Sasbachwalden/Kappelrodeck. Noch ist die Situation in der Ortenau weit davon entfernt, um als
dramatisch bezeichnet zu werden. Doch in den kommenden Jahren werden
auch hier mehr und mehr Hausärzte in den Ruhestand gehen, ohne einen
Nachfolger für ihre Landarztpraxis gefunden zu haben. Eine Situation,
mit der sich auch die Gemeinde Sasbachwalden konfrontiert sah. Über ein
Jahr lang war die Praxis in der Talstraße 49 verwaist, bis sich zum 1.
Januar 2013 nach intensiver Suche mit Dr. Uwe Breinlinger ein Nachfolger
fand.

Zuvor bereits 13 Jahre lang als Landarzt in Rheinland-Pfalz tätig gewesen, wusste Breinlinger, worauf er sich in
Sasbachwalden einlässt. „Ohne die Unterstützung seitens der Gemeinde
hätte ich das alles hier aber nicht geschafft“, betont er. Denn diese
stellt ihm im gemeindeeigenen Gebäude nicht nur die Praxisräume zur
Verfügung, sondern hat hierfür auch die Grundmiete für fünf Jahre
eingefroren. „So lange zahlen wir nur die Nebenkosten“, sagt
Breinlinger, der zusammen mit seiner Frau Iris Walter vor zwei Wochen
außerdem die frisch renovierte Wohnung über der Praxis beziehen konnte.
„Das war uns zugesagt worden, jetzt hat es endlich geklappt“, freut er
sich.

Dieses Modell könnte in seinen Augen der Weg für ländliche Gemeinden sein, für einen Arzt attraktiv zu werden. Denn er wisse, wie
schwer es ist, eine kleine Praxis wirtschaftlich zu führen: „Obwohl ich
einige Geräte und Mobiliar aus meiner alten Praxis mitgebracht habe,
habe ich hier nochmal 35.000 Euro investiert. Deswegen scheuen sich
insbesondere junge Kollegen vor der Selbstständigkeit“, sagt Uwe
Breinlinger und verweist weiter auf seine eigenen Patientenzahlen aus
den vergangenen 18 Monaten in Sasbachwalden.

„Wir sind am 2. Januar 2013 mit null Patienten an den Start gegangen, da die Praxis ja
über ein Jahr geschlossen war und ich nicht einfach einen bestehenden
Stamm übernehmen konnte.“ Zwar dauerte es nicht lange, bis der erste
Patient an diesem Tag über die Schwelle trat, doch das erste Quartal
verlief mit rund 200 Patienten laut Breinlinger schleppend. „Sukzessive
wurden es mehr und mehr. Mein Glücksfall war nun, dass ich zum 1. Juli
die Praxis von Dr. Peter Ruf in Kappelrodeck übernehmen konnte. Das
hilft sowohl den Kappelrodeckern als auch mir selbst, um auf eine
vernünftige wirtschaftliche Basis zu kommen“, berichtet Uwe Breinlinger.
Seither bietet er an unterschiedlichen Tagen sowohl Sprechstunden in
Sasbachwalden als auch in Kappelrodeck an.

Breinlinger liebt seine Arbeit als Landarzt. „16 Jahre lang war ich Arzt bei der
Bundeswehr. Schon in dieser Zeit habe ich mir fest vorgenommen, ganz
nach dem Vorbild der Fernsehserie, einmal Landarzt mit Geländewagen zu
werden“, erzählt Uwe Breinlinger schmunzelnd. Im Gegensatz zu vielen
seiner Kollegen reize ihn der enge Kontakt zu den Patienten und dass man
jeder Situation in irgendeiner Form gewachsen müsse – „von der
Kinderheilkunde bis hin zur Orthopädie“. „Kleine Gemeinden brauchen
Hausärzte.

Vor allem die Hausbesuche spielen im ländlichen Raum eine große Rolle“, weiß Breinlinger. Aus diesem Grund befürwortet er
Vorstöße – etwa seitens der Kassenärztliche Vereinigung
Baden-Württemberg – Ärzten finanzielle Planungssicherheit mit einem
festen Einkommen zu geben: „Das würde vor allem auch jungen Kollegen den
Schritt in die Selbstständigkeit erleichtern und so dem drohenden
Ärztemangel auf dem Land entgegenwirken“, sagt Uwe Breinlinger.

Autor: Daniela Räubig-Santo

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