Verunreinigtes Trinkwasser in Willstätt
Kellerasseln als Ursache ausgemacht

Wieder unbedenklich: das Willstätter Trinkwasser | Foto: set
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Willstätt (st) Im Nachgang zur Verunreinigung des Willstätter Trinkwassers informiert die Gemeindeverwaltung zusammen mit dem Landratsamt über weitere Details zur Ursachenfindung und der daraus resultierenden Maßnahmen, mit denen die einwandfreie Trinkwasserqualität wiederhergestellt werden konnte.

Das Willstätter Trinkwasser wird, wie in der Trinkwasserverordnung vorgeschrieben, vierteljährlich kontrolliert. Hierbei werden an verschiedenen Stellen Proben entnommen, die dann in einem zertifizierten Labor untersucht werden. Durch das Willstätter Wasserwerk werden darüber hinaus bei Bedarf Proben entnommen.

Geringe Verunreinigung

Bei der turnusmäßigen Probeentnahme im Juli ergab die mikrobiologische Untersuchung eine geringe Verunreinigung mit coliformen Keimen und Enterokokken. Letztere wurden aber bei den Nachbeprobungen nicht bestätigt. Nach Vorliegen des Ergebnisses wurde dies durch das Willstätter Wasserwerk an das Landratsamt als zuständige Behörde gemeldet. Auf Anordnung des Landratsamtes wurden dann eine Netzspülung und Nachbeprobung an den beiden Rohwasserbrunnen, den drei Aufbereitungsfiltern und den beiden Reinwasserbehältern des Wasserwerks sowie an allen fünf Ortsnetzprobeentnahmestellen vorgenommen. Da die Ursache anfangs nicht bekannt war, wurden zum Schutz der Bevölkerung vom Landratsamt entsprechende Sofortmaßnahmen, wie das Abkochgebot, und später die Desinfizierung von Wasser und Leitungen angeordnet und von der Gemeinde umgesetzt.

Seitens des Wasserwerkes wurde gleichzeitig mit Hochdruck an der Ursachenfindung gearbeitet. Die erhöhte Keimbelastung wurde nur in einem der beiden jeweils 500.000 Liter fassenden Reinwasserbehälter, in dem das gereinigte und gefilterte Wasser zur Verteilung in das Leitungsnetz zwischengespeichert wird, festgestellt. Nach Ablassen des Wassers wurde eine geringe Menge von Kellerasseln auf dem Boden des Beckens entdeckt. Diese waren durch eine undichte Stelle in der Dichtung des Lüftungsgitters in den Reinwasserbehälter gelangt. Das Lüftungsgitter wurde daraufhin, aus und wieder neu eingebaut und die Dichtungen erneuert. Auch beim zweiten Reinwasserbehälter wurde das Lüftungsgitter erneuert. Beide Behälter wurden auch gereinigt und desinfiziert. Damit auch sichergestellt war, dass die gefundenen Keime den Kellerasseln zugeordnet werden können, wurde vom Willstätter Wasserwerk fachliche Unterstützung beim Technologiezentrum „Wasser“ in Karlsruhe und Dresden eingeholt. Diese konnten durch die Untersuchung der Kellerasseln die Verbindung zur Verunreinigung mit coliformen Keinen bestätigen.

Als Fazit hält die Gemeindeverwaltung unter anderem fest, dass der Großteil der Bevölkerung und Trinkwassernutzer besonnen und verständnisvoll auf die besondere Situation und die notwendigen Maßnahmen reagiert hat. Außerdem wurde durch die Weitergabe von Informationen oder Unterstützung von hilfsbedürftigen Personen die Notfall-Kommunikation gut ergänzt. Die Gemeindeverwaltung dankt der Bevölkerung deshalb ausdrücklich für ihre Mithilfe.

In einem weiteren Bericht wird Gemeindeverwaltung zu einem späteren Zeitpunkt weitere Einblicke in die Willstätter Wasserversorgung geben und unter anderem die Funktionsweise des Willstätter Wasserwerks „Spittelschlag“ vorstellen. Es ist 1985 in Betrieb gegangen und versorgt seither die Ortsteile Willstätt, Legelshurst, Eckartsweier, Sand und Hesselhurst über ein Ringwasserversorgungsnetz mit Trink- und Brauchwasser. Die 10.000 Einwohner sowie Betriebe und Wassernutzer in der Gemeinde können mit einer Spitzenwasserabgabe von 134 Liter pro Sekunde für jeden Verbrauchsfall versorgt werden. Das benötigte Grundwasser wird aus zwei Kiesfilterbrunnen von je 50 Meter Tiefe gewonnen.

Stellungnahme des Ortenaukreises

Stellungnahme des Landratsamtes Ortenaukreis, Amt für Wasserwirtschaft und Bodenschutz, SG 632/Trinkwasserüberwachung, in Abstimmung mit dem Gesundheitsamt, im Nachgang zur Trinkwasserverunreinigung in Willstätt:

„Jedes Lebewesen sondert mit dem Kot Fäkalkeime ab, außerdem besitzen auch Kleinstlebewesen einen individuellen Keimbesatz, das so genannte Mikrobiom. Entsprechend kann das Eindringen von Insekten zu einem Eintrag von mehreren 10.000 coliformen Keimen und Enterokokken führen. Bei 1 m³ Wasser entsprechen 10.000 Keime nur noch 1 Bakterium/100 ml. Durch das große Volumen in den Wasserspeichern entsteht selbst bei mehreren Insekten nur eine geringe, aber dennoch messbare Keimbelastung.

Die Trinkwassernetze und Wasserwerke unterliegen wie alle Bauwerke einem Alterungsprozess. Eine regelmäßige Wartung, Pflege und Sanierung ist selbstverständlich. Allerdings kann nicht jeder Bereich permanent engmaschig überwacht werden. Dazu dienen die regelmäßigen Kontrollen des Trinkwassers. Sie stellen einerseits die Wasserqualität sicher und zeigen anderseits frühzeitig mögliche Mängel auf. Die regelmäßigen Trinkwasseruntersuchungen werden nur von dafür zertifizierten Laboren durchgeführt.

Die Verkeimung lag tatsächlich im niedrigen einstelligen Bereich. Da die Grenzwerte bei 0/100 ml col. Keime und Enterokokken liegen und die Ursache für die Verunreinigung anfangs nicht bekannt war, mussten Sofortmaßnahmen, wie das Abkochgebot, zum Schutz der Bevölkerung eingeleitet werden.“

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