Borkenkäfer und Artverlust setzten den Wäldern zu
Bei zunehmender Hitze und Trockenheit droht der Region Schlimmes

Aktuell ist der Wald vielen Gefahren ausgesetzt, besonders  betroffen ist die Weißtanne. | Foto: Landratsamt Ortenaukreis
  • Aktuell ist der Wald vielen Gefahren ausgesetzt, besonders betroffen ist die Weißtanne.
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Mittleres Kinzigtal (bos). "Bäume sind Heiligtümer. Wer mit ihnen zu sprechen, wer ihnen zuzuhören weiß, der erfährt die Wahrheit", das wusste bereits Hermann Hesse. Wer den heimischen Fichten und Tannen in diesen Tagen sein Gehör leiht, wird allerdings nicht nur Gutes vernehmen.

Borkenkäfer, Artenschwund und Brände machen dem hiesigen Wald zu schaffen. Das bestätigt auch Felix Supke, forstlicher Verwaltungsleiter des Forstbezirks Wolfach und Geschäftsführer des ehrenamtlichen Vereins "Forum Weißtanne". Gerade in den Sommermonaten gehe eine besondere Gefahr von offenem Feuer aus. Glasscherben von achtlos weggeworfenen Flaschen könnten unter Sonneneinstrahlung wie ein Brennglas wirken und einen Brand entfachen, warnt Supke. In diesem Zusammenhang verweist er noch auf etwas anderes: "Wer zwischen dem 1. März und dem 31. Oktober unbefugt im Wald raucht, begeht nach dem deutschen Forstgesetz eine Ordnungswidrigkeit."

Mit die größten Sorgen macht ihm jedoch der Borkenkäfer. Hier warnt Supke: "Der Regen der vergangenen Wochen hat die Gefahr zwar etwas abgeflacht, sollte es jetzt aber wieder heiß und trocken werden, droht Schlimmes." Wenn der forstliche Verwaltungsleiter über den Borkenkäfer spricht, wird die Gefahr für die Wälder, die aktuell vom einen Befall der Insekten ausgeht, deutlich. "Normalerweise findet sich der Schädling zumeist an Fichten", erklärt Supke. "Sie sind von den aggressiven Arten Buchdrucker und Kupferstecher befallen. Wegen des Witterungsverlaufs sind die Insekten in diesem Jahr aber auch vermehrt an Weißtannen anzutreffen." Stelle man einen Befall fest, werde nach den Regeln der sauberen Waldwirtschaft gehandelt: "Dann hilft nur noch fällen, entrinden und aus dem Wald abfahren", so Supke. Neben dem Borkenkäfer, hat die Tanne in der Region allerdings auch noch mit ganz anderen Problemen zu kämpfen. Schaut man sich die Zahlen der Bundeswaldinventur an, wird deutlich, dass Fichten (34 Prozent) und Buchen (21,8 Prozent) landesweit eine Vorreiterrolle bei den heimischen Baumarten einnehmen. Abgeschlagen folgt die Weißtanne auf Platz drei mit acht Prozent. Ein Bild, das sich auch in den Kommunalwäldern des Forstbezirks Wolfach zeigt. Hier verzeichnet man für die Fichte einen Anteil von 44 Prozent – für die Tanne sind es nur 31 Prozent. "Für einen stabilen Waldbau braucht man allerdings einen gesunden Mischwald", erklärt Ewald Elsäßer, Sprecher des "Forum Weißtanne" und ehemaliger Leiter des Amts für Waldwirtschaft im Ortenaukreis. "Die Fichte ist wichtig, aber ein Zuviel schadet."

Die Gründe für den verminderten Tannenanteil sind nach Elsäßers Ansicht vielfältig: Eine Übernutzung im 18. und 19. Jahrhundert, der Verbiss durch hohe Wildbestände in den 1950er-Jahren und die derzeitige Globalisierung des Holzmarktes hätten der Weißtanne zugesetzt. Durch Letztere käme das Holz oft von überall her, nur nicht aus dem Schwarzwald, berichtet Elsäßer.
Gegründet wurde der Verein mit Sitz in Freiburg und Geschäftsstelle in Wolfach im Jahr 1997. Ziel war und ist es, die Menschen wieder an die heimische Baumart zu erinnern und ihren Anteil im Holzbau zu erhöhen. In diesem Jahr feiert das Forum sein 20-jähriges Bestehen. Gemeinsam mit der Akademie Ländlicher Raum sind daher alle Holz- und Waldinteressierten am 6. Oktober um 10 Uhr zu dem Symposium "Faszination Weißtanne" in die Festhalle der Oberwolfacher Realschule eingeladen. Weitere Informationen, auch zur Anmeldung, gibt es online unter www.weisstanne.info unter "Aktuelles".

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