Sina Erdrich - Badische Weinkönigin aus Durbach
"Irgendetwas hat noch in mir geschlummert"

"Ich schmecke die Region im Glas": Die Durbacherin Sina Erdrich repräsentiert als Badische Weinkönigin das Anbaugebiet. | Foto: Frank Leonhardt
  • "Ich schmecke die Region im Glas": Die Durbacherin Sina Erdrich repräsentiert als Badische Weinkönigin das Anbaugebiet.
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Durbach. Vor ziemlich genau einem Jahr war Sina Erdrich als Durbacher Weinprinzessin bereits bei der Prämierungsfeier des Badischen Weinbauverbands. Damals stupste Bürgermeister Andreas König sie an: "Im nächsten Jahr kannst du dort oben sitzen" – und meinte die damalige Badische Weinkönigin Miriam Kaltenbach aus Gundelfingen auf dem Podium. "Nee", war ihre Reaktion. Jetzt, ein Jahr später beim Gespräch im heimischen Elternhaus mit vielen Zetteln auf dem Küchentisch, bereitet sie sich gerade auf den Auftritt bei der Prämierungsfeier vor – als Badische Weinkönigin. "Das zeigt, was das vergangenen Jahr aus mir gemacht hat", blickt sie strahlend zurück.

Sonntagsporträt

Drei bis vier Wochen hat Erdrich sich auf die Wahl im Juni zur Badischen Weinkönigin vorbereitet. "Ich kenne jetzt jeden chemischen Prozess und kann mit den Winzern auch fachsimpeln", merkt sie an, um dann zu sagen: "Gebraucht habe ich davon aber nur ein Drittel." Parallel zu dieser Vorbereitung hat die 22-Jährige ihr Bachelor-Studium abgeschlossen. Jetzt befindet sie sich im Master-Studium.

Für die Abiturientin am Offenburger Schiller-Gymnasium ist Wein eine Leidenschaft. Entschieden hat sie sich aber für eine andere Ausbildung. Denn: "Irgendetwas hat da noch in mir geschlummert." Sie hat die Bildungswissenschaft gepackt, Studienort: Freiburg. Lehrplände, Didaktik und die Forschung dazu sind seit jetzt seit dreieinhalb Jahren ihre zweite Leidenschaft. "Die Wirtschaft und die Unternehmen ändern sich, das Bildungssystem nicht", erklärt Sina Erdrich. Während eines mehrwöchigen Praktikums im Stuttgarter Kultusministerium hat sie tiefere Einblicke bekommen.

Die Menschen mit ihrer Leidenschaft fesseln

Dass es nicht Weinbau geworden ist, liegt auch an ihrer Heimatverbundenheit. "Dafür hätte ich weiter weg gemusst", nennt sie einen Grund. Dabei ist sie mit Wein und Reben durchaus aufgewachsen: "Meine Kindergartenfreunde waren allesamt Winzerkinder." Ihre Eltern Yvonne und Michael Erdrich betreiben eine eigene Schreinerei und haben im Nebenerwerb auch Reben. "Da fällt auch für uns Kinder immer wieder Arbeit an", spricht Sina Erdrich für sich und ihre drei jüngeren Geschwister.

Wenn sie mit anderen Durbacher Jugendlichen bei einer Flasche zusammensaß und die "Jungs sich dabei über die Oechsle-Zahlen ausgelassen haben, konnte sie zum damaligen Zeitpunkt noch nicht mitreden. Doch wenn ein Thema sie packt, dann will sie auch andere dafür begeistern. "Die Referate in der Schule habe ich geliebt. Mein Ehrgeiz war es, diese auf die anderen Schüler zu übertragen." Das ist es auch, was sie mit jeder Weinprobe und jedem Auftritt als Weinhoheit versucht zu erreichen. Schon als Durbacher Weinprinzessin hat sie dies oft erfolgreich bewiesen. "Für mich Weinbau ist ein Handwerk. Dafür braucht es viele Hände und die fördern den Zusammenhalt" – so überzeugte sie auch die Kommission bei der Wahl zur Weinkönigin. "Ich kreiere gern Sprüche", spielt sie auf ihre gewonnene rhetorische Sicherheit an und schiebt nach: "Manche sind zu gut, um sie nur einmal zu verwenden."

Sie sieht selber, wie sie in vielen Charaktereigenschaften sich weiter entwickelt hat. "Ich suche gern Herausforderungen, denen ich dann auch mit meinen hohen Ansprüchen an mich selber versuche, gerecht zu werden." Durch ihren Freund hat sie jetzt das Klavierspielen für sich entdeckt und damit auch seinen Spaß an Latein- und Standard-Tänzen. "Ich lese auch sehr gern philosophische Bücher und nennt "12 rules for live" von Jordan B. Peterson als inspirierendes Beispiel für sie.

Berlin, Hannover und Dresden heißen einige ihrer Stationen als Badische Weinkönigin. Nächstes Jahr wird sie beim Wettstreit um die Krone zur Deutschen Weinkönigin antreten. Ob im Falle eines Erfolgs noch alles in den ohnehin schon vollen Terminkalender passt? Denn neben Studium, ihrem Nebenjob im Haus der Badischen Weine in Freiburg und der Tätigkeit als Weinkönigin ist sie seit dem Frühjahr auch Gemeinderätin in Durbach. "Weinbau, Bildung und Jugend – bei mindestens drei Themen in der Gemeinde kann ich mitreden", erklärt sie ihr politisches Engagement. Rembert Graf Kerssenbrock

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