Fürstbischöfliches in der Rohanstadt
Der leichtlebige Kardinal und die „Halsband-Affäre“

Unter den Ölgemälden, die nach dem Tod von Kardinal Rohan in Ettenheim verblieben und sich im Bürgersaal des Ettenheimer Rathauses befinden, ist auch die Darstellung des Louis-René-Edouard, Prince de Rohan-Guémené.
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Ettenheim. Der Wind der Geschichte weht mal schwächer oder stärker in der Ortenau. In unserer
Serie „Hier wurde Geschichte geschrieben“ beschäftigen wir uns mit
Ereignissen, die sich in das Gedächtnis der Menschen eingegraben haben.
Sie können weit in der Vergangenheit liegen oder erst ein paar Jahre zurück.

Weit zurück und dennoch immerwährend präsent ist in Ettenheim die Zeit des Kardinals Rohan. Ettenheim wird nicht nur
„Rohanstadt“ genannt, auch besonders edle Tropfen tragen beispielsweise
den Namen des altehrwürdigen Kardinals auf dem Etikett. Bernhard
Uttenweiler, Stadthistoriker mit Leib und Seele, lächelt darüber, ebenso
wie zur Frage, wie er denn Kardinal Ludwig Renatus Eduard, Prinz von
Rohan, den letzten Fürstbischof von Straßburg, charakterisieren würde.
War er  etwa ein „Bruder Leichtfuß“?

Unbeschwert und leichtlebig sei das Leben dieses Kirchenfürsten über weite Strecken gewesen, weiß Uttenweiler. Doch ein besonderes, selbst verschuldetes Ereignis endete
mit bitteren und tragischen Erfahrungen: die Halsband-Affäre. Prunkvolle
und verschwenderische Feste pflegte der Kardinal in seinem Schloss in
Zabern zu geben, wozu sich eine Gräfin Jeanne de la Motte gesellte –
eine Betrügerin, wie sich heraustellen sollte. Mit Wohlwollen vernahm
Rohan von der Gräfin schmeichelnde Worte, wonach sie eine Vertraute der
französischen Königin Marie-Antoinette sei – jener Königin also, bei der
er nicht zuletzt wegen seines Gebarens während seiner
Botschaftertätigkeit in Wien in Ungnade gefallen war. Von dieser
Ungnade, signalisierte die Gräfin, wolle sie den Ettenheimer Landesherrn
und Straßburger Fürstbischof erlösen. Da traf es sich gut, als sie von
dem kostbaren Collier der Juweliere Bassenge und Boehmer erfuhr und sie
ihn davon überzeugen konnte, das Brillanten-Armband als Vermittler im
Auftrag und Namen der Königin zu erwerben.

Leichtgläubig, wie er war, händigte Rohan das Halsband der betrügerischen Gräfin aus. Ihr
Mann aber zerlegte das Halsband – 647 Steine von außergewöhnlicher Größe
und Reinheit ergaben ein Gesamtgewicht von 2800 Karat – in seine
Einzelteile, die in London weit unter Wert verkauft wurden. Davon bekam
natürlich die Königin Wind, an die sich die Juweliere wegen der
ausgebliebenen Zahlung wandten. Ende der Geschichte: Der Kardinal wurde
am 15. August 1785 vor den Augen der Hofgesellschaft verhaftet, in die
Bastille verbracht und entging einer von der Königin angestrebten
Verurteilung nur durch den Umstand, dass das aus vielen Mitgliedern der
Familie Rohan bestehende Parlament ihn freisprach. Allerdings wurde er
vom Hof verbannt, musste den königlichen Orden des Heiligen Geistes
zurückgeben und sich in das Kloster Chaise-Dieu in der unwirtlichen
Auvergne zurückziehen.

Die Leichtlebigkeit hatte auch wenige Jahre danach ein Ende: Der damalige Straßburger Fürstbischof floh am 17.
Juli 1790 im Gefolge der Französischen Revolution in sein Ettenheimer
Besitztum, verbrachte die letzten 13 Jahre seines Lebens im zur
fürstbischöflichen Residenz umgebauten Ettenheimer Amtshaus, wo er am
16. Februar 1803 verstarb und im Chor der Pfarrkirche beigesetzt wurde.

Sein Name aber lebt weiter in Ettenheim, auch als Namensgeber für prickelnde
edle Tropfen – ein Synonym vielleicht für die Leichtlebigkeit des
Kardinals und im „Rohanstädtchen“.   Norbert Rößler

Autor: Norbert Rößler

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