Unter „Handlungsdruck“: Firma will verlängerte Laufzeit einer Anleihe
„German Pellets“ mit einer ungewissen Zukunft

Ettenheim/Mahlberg. Beunruhigende Nachrichten mit Blick auf den Holzverarbeiter „German
Pellets“ (GP) mit Hauptsitz in Wismar und einem Werk im
Ettenheim-Mahlberger Gewerbegebiet „DYN A 5“: Das Unternehmen kündigte
an, die Laufzeit einer Anleihe, die am 31. März zur Rückzahlung fällig
würde, um zwei Jahre verlängern zu wollen. Dabei handelt es sich um 52
Millionen Euro. Insgesamt hat die Firma drei Anleihen in Höhe von 252
Millionen Euro börsennotiert platziert.

Jetzt soll, wie der aktualisierten Firmen-Homepage zu entnehmen ist, auf einer
Gläubigerversammlung am 10. Februar entschieden werden, ob eine
zweijährige Verlängerung der Anleihen zu niedrigerem Zins von 5,25 statt
bisher 7,25 Prozent akzeptiert wird. Betroffen von den Finanznöten ist
auch das 2006 im interkommunalen Ettenheim-Mahlberger Industriegebiet
errichtete Pellet-Werk, eines von insgesamt neun des Wismarer
Unternehmens. Noch laufen hier Planungen, die bisherige
Produktionskapazität von bis zu 128000 Tonnen Pellets gegen den
Widerstand von Teilen der Bevölkerung zu verdoppeln. Eine schon bei der
Firmenansiedlung gegründete „Bürgerinitiative Gewerbepark
Ettenheim/Mahlberg“ hatte seitdem moniert, dass übermäßiger Lärm,
Feinstaub und Gestank mangels ausreichender Behördenauflagen erduldet
werden müssten, aber bislang überwiegend vergeblich versucht, sich
juristisch und beim Landtags- Petitionsausschuss dagegen zur Wehr zu
setzen.

Unsicherheit, wie sich das Pellet-Werk im gemeinsamen Industriegebiet jetzt entwickelt, herrscht auch im Ettenheimer und
Mahlberger Rathaus sowie im Werk selbst. Der dortige Betriebsleiter
Manfred Pache verweist auf die Wismarer  Firmenzentrale: „Am Hauptsitz
werden die Fäden gesponnen.“ Er selbst verfüge über keine näheren
Informationen. Pache bestätigte allerdings, dass „seit diesem Jahr“ die
Pelletsproduktion in Ettenheim still steht. In Wismar ist Peter Leibold,
geschäftsführender Gesellschafter des von ihm gegründeten, in
Familienbesitz befindlichen Unternehmens derzeit nicht erreichbar. Auf
der Firmen-Homepage indes ist unter anderem zu lesen, dass das
Management seit mehr als zwölf Monaten „intensiv in Gesprächen zur
Optimierung der Kapital- und Finanzierungsstruktur“ stehe. „Der
bestehende Handlungsdruck durch die anstehende Rückzahlung der Anleihe
2011/16“ erweise sich „als nachteilig für den Fortgang dieser
Gespräche“. Der Ettenheimer Bürgermeister Bruno Metz verweist auf
Anfrage darauf, dass er seine Informationen weiterhin nur aus Medien
beziehen könne. Auch ihm sei es noch nicht gelungen, mit Leibold selbst
zu sprechen.

Unabhängig von der aktuellen Entwicklung war es in den vergangenen Jahren im interkommunalen Zweckverband auch wegen der
Erweiterungswünsche von GP auf dem Gelände nahe des Orschweierer
Ortsrandes zu Meinungsverschiedenheiten gekommen. Mahlbergs
Bürgermeister Dietmar Benz ist, wie er im Gespräch betonte, über die
neue Lage „nicht enttäuscht, aber auch nicht erfreut“. Noch im Dezember
seien „ganz schnell“ zwei Baugenehmigungen des zuständigen Ettenheimer
Amtes für eine neue Bedachung bei der Pelletannahme und einer Erhöhung
der Filteranlagen-Abluft erteilt worden. Benz bestätigte, dass es nicht
nur hierüber Misstimmigkeiten im Zweckverband gegeben habe. Auch bei
einem eventuellen neuen Betreiber müsse, so Benz, geprüft werden, ob
Nachbesserungen im Produktionsablauf möglich sind. Benz: „Wir wünschen
uns künftig ein gutes Miteinander mit dem Betrieb.“ Was es bislang nicht
gegeben habe.

Autor: mam

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