Angedacht: Moritz Martiny
Dank für die Vorräte vergangener Jahre

Moritz Martiny | Foto: privat

Der Herbst ist da – ganz plötzlich. Eben war es noch Sommer. Ich bin noch gar nicht darauf eingestellt. Der Herbst hat mich überrumpelt. Wie dem Herbst aus heiterem Himmel stehe ich nun auch dem Erntedankfest gegenüber.

Erntedank am Sonntag

Traditionell feiern wir es am ersten Sonntag im Oktober, jedes Jahr. Ich hätte es also wissen können. Aber dieses Jahr überrumpelt und überfordert mich das Fest. Wofür bin ich dieses Jahr denn dankbar? Was ist die Ernte diesen Jahres? Das Fest steht vor mir und ich schäme mich, dass mir nicht gleich tausend Dinge einfallen. Wofür soll ich 2020 dankbar sein?

Dieses Jahr ist anders als andere Jahre. Ich gebe zu, das eine oder andere fällt mir dann doch ein. Aber ich habe noch eine Idee. Ich mache das, was man schon seit jeher gemacht hat, wenn die Ernte nicht so ergiebig ausfiel. Ich gehe an die Vorräte. Meine Vorräte dürften eine ganze Weile reichen. Ich muss mich nur mal auf die Suche machen: Die Urlaubsbilder 2019 anschauen, einige Weißt-du-noch-Geschichten auspacken oder alleine für mich in alten Erinnerungen schwelgen.

Und da, da ist er. Da ist mein Dank 2020: Dieses Jahr danke ich Gott für die Vorräte aus den Vorjahren und staune, wie viele es sind. „Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.“ So heißt es in Psalm 103. Ich habe es nicht vergessen. Jetzt erinnere ich mich und der Dank stellt sich ein – ganz plötzlich, genau wie der Herbst.

Moritz Martiny, evangelischer Pfarrer, Gengenbach

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